Welttag des Designs – Geschichte und Bedeutung eines globalen Aktionstags

Der Welttag des Designs (englisch World Design Day, ursprünglich World Industrial Design Day) wird jedes Jahr begangen, um die Errungenschaften und die Bedeutung von Design weltweit zu würdigen. An diesem Tag rückt die Design-Community die vielfältigen Beiträge verschiedener Design-Disziplinen in den Fokus und macht darauf aufmerksam, welchen Einfluss gutes Design auf unser tägliches Leben, die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Umwelt hat. Im Folgenden beleuchten wir die Herkunft dieses Aktionstags – wer ihn initiiert hat, wann und warum er eingeführt wurde – sowie seine heutige Bedeutung für Gestalter*innen und die Allgemeinheit. Darüber hinaus betrachten wir, wie unterschiedliche Designbereiche (von Grafik- über Industrie- bis UX/UI- und Modedesign) den Welttag des Designs nutzen, um auf die Rolle von Design in Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt aufmerksam zu machen. Beispiele für regelmäßige Veranstaltungen und Initiativen runden den Überblick ab.

Herkunft und Einführung des Welttags des Designs

Der Welttag des Designs geht zurück auf eine Initiative des International Council of Societies of Industrial Design (Icsid), des Weltverbands der Industrie-Designer. Dieses Gremium wurde am 29. Juni 1957 auf einer Versammlung in London offiziell gegründet. Genau 50 Jahre später – am 29. Juni 2007 – kündigte Icsid anlässlich seines goldenen Jubiläums die Einführung des „World Industrial Design Day“ (WIDD) an. Damit legte Icsid den Grundstein für einen jährlich wiederkehrenden Aktionstag, der erstmals am 29. Juni 2008 weltweit begangen wurde. Die Wahl des Datums ist kein Zufall: Der 29. Juni wurde bewusst gewählt, um an die Gründung von Icsid im Jahr 1957 zu erinnern und so die historische Bedeutung der Designprofession zu unterstreichen.

Initiator des neuen Aktionstags war also Icsid selbst – vertreten durch seinen damaligen Präsidenten Prof. Dr. Peter Zec, der die Einführung im Jahr 2007 offiziell verkündete. Mit dem World Industrial Design Day wollte man einen internationalen Gedenk- und Aktionstag für Design schaffen, der die Leistungen und den Wert des Industriedesigns ins öffentliche Bewusstsein rückt. Laut Icsid wurde der WIDD speziell ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Designprofession zu schärfen und die weitreichenden Auswirkungen von Design auf wirtschaftliche, soziale, kulturelle und ökologische Entwicklungen zu betonen. Schon bei der Einführung war also klar, dass es um weit mehr ging als nur um schönes Aussehen von Produkten – vielmehr sollte der Tag darauf aufmerksam machen, welchen Beitrag durchdachtes Design zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Lösung globaler Herausforderungen leisten kann.

Vom „Industrial Design Day“ zum „World Design Day“ – Weiterentwicklung des Aktionstags

Ursprünglich stand der Aktionstag ganz im Zeichen des Industriedesigns, was sich auch im Namen World Industrial Design Day widerspiegelte. Doch das Verständnis von Design hat sich seither kontinuierlich erweitert. Im Jahr 2015 beschloss Icsid eine Neuausrichtung und nahm mit einer überarbeiteten Satzung den neuen Namen World Design Organization (WDO) an. Diese Umbenennung, offiziell zum 60-jährigen Bestehen im Jahr 2017 umgesetzt, trug dem Rechnung, dass Design in vielen Disziplinen und Bereichen wirkt und der Verband fortan alle Gestaltungsfelder ganzheitlicher adressieren wollte.

Mit der Umbenennung der Organisation wurde auch der Gedenktag breiter gefasst. Aus dem World Industrial Design Day wurde im allgemeinen Sprachgebrauch der World Design Day, also ein Welttag des Designs im umfassenden Sinne. Viele verwenden inzwischen diese verkürzte Bezeichnung, um deutlich zu machen, dass an diesem Tag alle Designsparten gefeiert werden – nicht nur das Industriedesign. Der Welttag des Designs ist heute ein inklusive Plattform, die Produktdesignerinnen*, Grafik- und Kommunikationsdesignerinnen*, UX/UI-Designerinnen*, Modedesignerinnen* und viele mehr zusammenbringt. Trotz der Namensangleichung findet der Aktionstag nach wie vor jedes Jahr am 29. Juni statt, dem Gründungsdatum der WDO (ehemals Icsid). Die WDO selbst beschreibt den Tag als weltweiten Anlass, der die Kraft von Design anerkennt, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und auch nachhaltige Entwicklung zu fördern. Damit hat sich der Fokus vom engeren Feld des Industriedesigns hin zur gesamten Designbranche verschoben.

Bedeutung für die Design-Community und darüber hinaus

Für Designerinnen und Designer auf der ganzen Welt ist der Welttag des Designs zu einem wichtigen Datum im Kalender geworden. Innerhalb der Design-Community dient er als Feiertag und Netzwerkmoment, an dem die gemeinsame Leidenschaft für gutes Design gefeiert und nach außen getragen wird. Viele professionelle Designer, Verbände und Designstudierende nutzen den Tag, um über aktuelle Themen der Branche zu diskutieren, Erfolge zu würdigen und sich über Disziplinen hinweg auszutauschen. Es ist ein Anlass, stolz auf die Leistungen der Designberufe zu blicken und zugleich den Blick in die Zukunft des Designs zu richten: Welche Rolle kann Design bei der Bewältigung der dringenden Fragen unserer Zeit spielen?

Über die Fachwelt hinaus hat der Aktionstag aber auch einen Aufklärungs- und Vermittlungsauftrag. Von Anfang an formulierte Icsid das Ziel, durch diesen Tag die breite Öffentlichkeit für die Bedeutung von Design zu sensibilisieren. Design beeinflusst den Alltag aller Menschen – von den Produkten, die wir nutzen, über die digitalen Interfaces, mit denen wir umgehen, bis zur gebauten Umwelt um uns herum. Am Welttag des Designs sollen daher auch Nicht-Designer erkennen, welchen Wert Gestaltung für die Gesellschaft hat. Der Tag ist ein Katalysator, um ins Gespräch zu kommen: Unternehmen und Verbraucher werden angeregt, über gutes Design nachzudenken, und es wird gezeigt, wie durch Design Innovationen entstehen, Wirtschaftswachstum gefördert wird und Nachhaltigkeit vorangebracht werden kann. Kurz: Der Welttag des Designs unterstreicht, dass Design kein Nischenthema ist, sondern uns alle betrifft und einen echten Unterschied machen kann – wirtschaftlich, sozial und ökologisch.

Vielfalt der Design-Disziplinen im Fokus

Ein zentraler Aspekt des Welttags des Designs ist, dass er disziplinübergreifend gefeiert wird. Die gesamte Bandbreite kreativer Gestaltungsfelder trägt zum Programm dieses Tages bei. Hier einige Design-Disziplinen und wie sie den Aktionstag nutzen, um ihre jeweilige Rolle hervorzuheben:

  • Grafik- und Kommunikationsdesign: Grafikdesigner*innen machen am World Design Day darauf aufmerksam, wie visuelle Gestaltung Informationen vermittelt und Kultur prägt. Durch Kampagnen oder Ausstellungen zeigen sie z. B., wie gutes Kommunikationsdesign soziale Botschaften transportiert, Markenidentitäten formt und komplexe Inhalte für alle verständlich aufbereitet.
  • Industriedesign (Produktdesign): Für Produkt- und Industriedesigner steht an diesem Tag im Vordergrund, welchen Mehrwert durchdacht gestaltete Produkte für unser Leben bieten. Sie betonen, wie Industriedesign nicht nur ästhetisch ansprechende, sondern vor allem funktionale und nützliche Produkte schafft – von Möbeln über Technik bis zu Alltagsgegenständen – und damit Komfort, Sicherheit und Lebensqualität steigert. Auch die nachhaltige Produktentwicklung ist ein häufiges Thema, z. B. wenn es um umweltfreundliche Materialien oder kreislauffähige Designs geht.
  • UX/UI- und Digitaldesign: Designer*innen aus dem Bereich User Experience und Interface Design nutzen den Aktionstag, um zu zeigen, wie nutzerzentriertes Design unsere Interaktion mit Technologie verbessert. Anhand von Beispielen wie benutzerfreundlichen Apps, barrierefreien Websites oder smarten Geräten wird verdeutlicht, dass gutes UX/UI-Design die digitale Welt für alle zugänglicher und effizienter macht. Dieses Feld illustriert besonders, wie Design und Technik zusammenwirken, um innovative Lösungen für moderne Probleme zu finden.
  • Modedesign: Auch Mode- und Textildesigner beteiligen sich am Welttag des Designs. Sie heben die Rolle der Mode als Spiegel der Gesellschaft hervor und thematisieren, wie Kleidung und textile Gestaltung Kultur, Identität und Zeitgeist ausdrücken. Zudem nutzen viele den Tag, um auf wichtigere Anliegen wie nachhaltige Mode aufmerksam zu machen – etwa durch Aktionen zu Fair Trade, Recycling in der Mode oder alternative Materialien, die Umwelt und Ressourcen schonen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Welttag des Designs alle Gestaltungsdisziplinen vereint. Ob visuelle Kommunikation, Produktgestaltung, digitale Interfaces oder Mode – jede Sparte trägt mit ihrer spezifischen Perspektive dazu bei, der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, wie vielseitig Design ist und welchen Beitrag es in unterschiedlichsten Bereichen leistet.

Veranstaltungen und Initiativen am Welttag des Designs

Weltweit wird der 29. Juni von der Designszene mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen begangen. Die Design-Community in über 20 Ländern beteiligt sich regelmäßig mit Events an diesem Aktionstag. Typische Formate sind zum Beispiel:

  • Podiumsdiskussionen und Vorträge: Renommierte Designer*innen und Experten kommen zusammen, um über aktuelle Designthemen zu sprechen – etwa neue Technologien, Designtrends oder die Verantwortung der Gestaltung für Gesellschaft und Umwelt. Solche Talks finden sowohl vor Ort als auch als Online-Webinare statt, was eine globale Teilnahme ermöglicht.
  • Workshops und Design-Hackathons: An vielen Orten werden am World Design Day Workshops angeboten, in denen Interessierte selbst kreativ werden können. Auch Design-Challenges oder Hackathons, bei denen in kurzer Zeit Lösungen für konkrete Probleme erarbeitet werden, sind beliebt. Dies fördert den Austausch zwischen Profis, Studierenden und der Öffentlichkeit.
  • Ausstellungen und Open Studios: Designschulen, Museen und Agenturen öffnen häufig ihre Türen. In Ausstellungen werden herausragende Designarbeiten präsentiert – von Produktprototypen über Plakate bis Modekollektionen. Einige Designbüros laden zu Open Studios ein, um Einblicke in den kreativen Arbeitsprozess zu geben.
  • Wettbewerbe und Preisverleihungen: Der Aktionstag wird auch genutzt, um Gewinner von Designwettbewerben bekannt zu geben oder Preise zu verleihen. Solche Wettbewerbe motivieren insbesondere den Designnachwuchs, sich mit wichtigen Themen auseinanderzusetzen.
  • Soziale Medien und Kampagnen: Über Social Media erreicht der Welttag des Designs ein großes Publikum. Unter Hashtags wie #WorldDesignDay oder #WIDD teilen Menschen weltweit Beiträge – von Fallbeispielen guten Designs bis hin zu persönlichen Gedanken zur Zukunft der Gestaltung. Viele Organisationen stellen anlässlich des Tages frei nutzbare Grafiken, Banner oder Filter bereit, um die digitale Beteiligung zu fördern.

Solche Aktivitäten zeigen die große Bandbreite, mit der die Design-Community den Tag begeht. Beispielsweise organisierte die WDO selbst im Jahr 2022 zum 65-jährigen Jubiläum eine 24-Stunden-Livestream-Veranstaltung unter dem Motto “Let’s talk: Leadership”, bei der führende Designerinnen und Vordenkerinnen aus aller Welt darüber diskutierten, wie sie mit Design Veränderungen anstoßen und Wirkung erzielen. In früheren Jahren gab es ähnliche globale Events, etwa virtuelle Ausstellungen, Wettbewerbe oder Mitmach-Aktionen, die über Zeitzonen hinweg Designer miteinander verbanden.

Ein weiterer Aspekt sind jährlich wechselnde Themen-Schwerpunkte, die von der WDO für den Aktionstag ausgerufen werden. Diese Mottos regen dazu an, Design unter einem bestimmten Blickwinkel zu betrachten. So stand etwa 2018 das Thema “Gutes Gesundheits- und Wohlergehen” im Vordergrund, womit daran erinnert wurde, wie Design zur Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität beitragen kann. 2019 wiederum lautete das Motto “Verantwortungsvoller Konsum und Produktion” – im Einklang mit den Zielen der Vereinten Nationen – und fokussierte darauf, wie Design nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster fördern kann. In jüngerer Zeit gab es Mottos wie “Design for Everyday Life” (Design für den Alltag, 2020), “Let’s talk: Diversity” (Lasst uns über Vielfalt reden, 2021), “The Future We Want” (Die Zukunft, die wir wollen, 2023) oder “Let’s get ethical” (Lasst uns ethisch werden, 2025). Diese Themen zeigen, dass der Welttag des Designs stets aktuelle gesellschaftliche Anliegen aufgreift – von Nachhaltigkeit über Diversität bis Ethik – und verdeutlichen, welchen Beitrag Design zur Lösung dieser Fragen leisten kann.

Warum der Welttag des Designs wichtig bleibt

Der Welttag des Designs hat sich seit seiner Einführung zu einer festen Größe im Kalender der kreativen Welt entwickelt. Designer*innen aller Disziplinen schätzen ihn als Gelegenheit, innezuhalten und bewusst zu machen, warum sie gestalten und welchen Unterschied ihre Arbeit macht. Für die Design-Community ist er ein Tag des Stolzes, der Reflexion und der Inspiration – man feiert gemeinsam die Kreativität und tauscht neue Ideen aus, wie Design unsere Zukunft positiv beeinflussen kann.

Gleichzeitig erfüllt der Aktionstag eine wichtige Vermittlungsfunktion nach außen: Er holt Design aus der Fachwelt heraus und trägt es in die Mitte der Gesellschaft. Indem am 29. Juni weltweit über Design gesprochen wird – in Medien, an Hochschulen, in Unternehmen und auf öffentlichen Events – steigt das Verständnis dafür, dass Gestaltung weit mehr ist als nur Ästhetik. Vielmehr wird deutlich, dass durch gutes Design Lösungen entstehen können: für wirtschaftliche Herausforderungen (etwa durch innovative Produkte und Wettbewerbsfähigkeit), für soziale Probleme (durch Inklusion, Sicherheit und bessere Lebensqualität) und für ökologische Fragen (durch nachhaltige, umweltbewusste Gestaltung). Diese Botschaft jährlich zu erneuern, ist das Kernanliegen des Welttags des Designs.

Nicht zuletzt schafft der Welttag des Designs ein Gefühl der globalen Verbundenheit unter Gestalter*innen. Zu wissen, dass am selben Tag Designer rund um den Erdball – von São Paulo bis Seoul, von Stockholm bis Sydney – die Bedeutung von Design feiern, stiftet Gemeinschaft und Motivation. Es erinnert daran, dass Design eine weltumspannende Sprache ist, die überall verstanden wird und überall Wirkung zeigt.

Insgesamt bleibt der Welttag des Designs ein wichtiger Impulsgeber, um den Wert von Design kontinuierlich ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Er ermutigt Profis wie Laien, kreatives Denken zu würdigen und zu nutzen, um unsere Welt ein Stück besser zu gestalten. Angesichts der globalen Herausforderungen unserer Zeit – seien es Klimawandel, soziale Ungleichheit oder technologische Umbrüche – ist genau diese Botschaft relevanter denn je. Der Welttag des Designs führt uns jedes Jahr vor Augen, dass jedes gestaltete Objekt, jede Benutzeroberfläche und jedes Kommunikationsmittel Teil einer größeren Veränderung sein kann. Und er erinnert daran, dass hinter all diesen Lösungen kluge, kreative Köpfe stehen, die es verdienen, am 29. Juni gefeiert zu werden.

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