Welttag des audiovisuellen Erbes
Der Welttag des audiovisuellen Erbes (englisch: World Day for Audiovisual Heritage) wird jedes Jahr am 27. Oktober begangen. An diesem Aktionstag steht das Bewusstsein für die Bedeutung und den Erhalt von Film-, Ton- und Videoaufnahmen – also unseres audiovisuellen Kulturerbes – im Mittelpunkt.
Herkunft
Die UNESCO rief den Welttag des audiovisuellen Erbes im Jahr 2005 ins Leben, anlässlich des 25. Jahrestages der Verabschiedung ihrer Empfehlung zum Schutz und zur Erhaltung bewegter Bilder von 1980. Auf Initiative des tschechischen Filmarchivars Vladimír Opěla beschloss die Generalkonferenz der UNESCO am 20. Oktober 2005 formell die Einführung dieses Aktionstages. Das Datum 27. Oktober wurde bewusst gewählt, da an diesem Tag im Jahr 1980 die erste internationale UNESCO-Richtlinie verabschiedet worden war, welche den kulturellen Wert von Film- und Fernsehmitschnitten anerkannte und Schritte zu deren Erhaltung empfahl. Seit der Proklamation 2005 wird der Welttag jährlich begangen; in Deutschland findet die offizielle Feier dieses UNESCO-Tages seit 2007 jedes Jahr am 27. Oktober statt.
Bedeutung des audiovisuellen Erbes
In den letzten gut 100 Jahren hat die Menschheit ein umfangreiches audiovisuelles Erbe geschaffen – von Tonaufnahmen (z. B. Musikaufnahmen oder Ton-Dokumentationen historischer Ereignisse) über Filme bis hin zu Fernseh- und Videoaufzeichnungen. Archive mit solchen audiovisuellen Beständen enthalten wichtige Zeugnisse über das Leben, die Kultur und die Geschichte von Menschen aus aller Welt. Diese Aufnahmen sind ein Erbe von unschätzbarem Wert – als Teil unseres kollektiven Gedächtnisses und als kostbare Wissensquelle, welche die kulturelle, soziale und sprachliche Vielfalt unserer Gemeinschaften widerspiegelt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dieses reiche Erbe zu erhalten und dafür zu sorgen, dass es für die Öffentlichkeit und künftige Generationen zugänglich bleibt.
Allerdings ist das audiovisuelle Erbe zugleich äußerst gefährdet: Analoge wie digitale Datenträger unterliegen dem Materialzerfall, und technische Formate veralten – hinzu kommen Risiken wie Vernachlässigung oder sogar absichtliche Zerstörung von Aufnahmen. So existiert heute zum Beispiel keine vollständige Fassung des bedeutenden Stummfilms Metropolis (1927), da Filmteile im Laufe der Zeit verloren gingen. Um dieses Erbe als Teil der Weltkultur zu bewahren, sind aufwändige Maßnahmen zur Konservierung und Digitalisierung nötig. Neben der reinen physischen Rettung der Medien rücken auch deren Auswahl, Archivierung und Zugänglichkeit in den Fokus – also die Frage, was erhalten und wie es der Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden soll.
Ziel des Aktionstages
Als offizieller UNESCO-Aktionstag, der in Zusammenarbeit mit dem internationalen Archivverbund CCAAA (Coordinating Council of Audiovisual Archives Associations) durchgeführt wird, soll der 27. Oktober weltweit die Fragilität und den Schutzbedarf des audiovisuellen Erbes ins öffentliche Bewusstsein rücken. Der Welttag sensibilisiert die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger dafür, wie wichtig der Erhalt von Filmen, Ton- und Fernsehdokumenten ist, und ruft dazu auf, dringende Schutzmaßnahmen für diese Überlieferungen zu ergreifen. Gleichzeitig werden die Leistungen der Archive und Archivare gewürdigt, die oft im Verborgenen daran arbeiten, diese Bestände zu sichern. UNESCO und Fachorganisationen verfolgen mit dem Welttag das Anliegen, weltweit Unterstützung für die Bewahrung des audiovisuellen Erbes zu mobilisieren und das Verständnis zu fördern, dass diese Dokumente ein unersetzlicher Teil des kulturellen Erbes der Menschheit sind. Zudem bietet der Aktionstag den UNESCO-Mitgliedstaaten die Gelegenheit, ihre Fortschritte bei der Umsetzung der einschlägigen UNESCO-Empfehlungen – etwa der Empfehlung von 2015 zur Bewahrung des digitalen dokumentarischen Erbes – zu reflektieren und weiter zu verbessern.
Aktivitäten zum Welttag
Weltweit beteiligen sich Archive, Rundfunkanstalten, Museen und Bibliotheken rund um den 27. Oktober mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen am Welttag. Dazu zählen beispielsweise Sondervorführungen restaurierter historischer Filme, Ausstellungen seltener Ton- und Videoaufnahmen, Führungen durch Archivdepots, Vorträge und Diskussionsrunden, Workshops zur Digitalisierung von Altbeständen sowie Online-Angebote und Social-Media-Aktionen. In Deutschland wird der Tag seit 2007 mit diversen Events begangen; die Deutsche Kinemathek in Berlin koordiniert die Aktivitäten und viele Filmarchive und Medieninstitutionen bundesweit richten an diesem Datum spezielle Programme aus. In der Schweiz ruft die Organisation Memoriav Archive, Museen und Bibliotheken zur Teilnahme auf. Jedes Jahr finden dort rund um den 27. Oktober zahlreiche Aktionen wie Führungen, Vorträge und Ausstellungen an verschiedenen Orten statt, um das audiovisuelle Erbe einem breiten Publikum näherzubringen. Auch international wird der Welttag begangen – so nutzen etwa nationale Filmarchive, phonographische Sammlungen oder Fernseharchive in vielen Ländern diesen Anlass, um auf ihre Bestände aufmerksam zu machen und ihre aktuellen Projekte zur Rettung des audiovisuellen Erbes zu präsentieren.
UNESCO und internationale Zusammenarbeit
Der Welttag des audiovisuellen Erbes ist eingebettet in die globalen Aktivitäten der UNESCO zum Schutz des Dokumentenerbes. Bereits die UNESCO-„Empfehlung zum Schutz und zur Erhaltung bewegter Bilder“ von 1980 – die erste ihrer Art – betonte die kulturelle und historische Bedeutung von Film- und Fernsehdokumenten und forderte entschlossene Schritte zu deren Bewahrung. Im Jahr 2015 verabschiedete die UNESCO eine weitere Empfehlung zur Bewahrung und Sicherung des dokumentarischen Erbes (einschließlich digitaler Medien), um internationale Leitlinien für den Erhalt von Text-, Bild- und Tondokumenten in Archiven und Bibliotheken zu geben. Der Welttag des audiovisuellen Erbes unterstützt diese Bemühungen, indem er die Staaten dazu anhält, solche Empfehlungen umzusetzen, und den Erfahrungsaustausch über bewährte Methoden fördert. Er steht zudem in Verbindung mit dem Memory of the World-Programm der UNESCO, das bedeutende Archiv- und Sammlungsbestände – darunter audiovisuelle Materialien – als Weltdokumentenerbe auszeichnet und Projekte zu ihrer Erhaltung unterstützt.
Die Durchführung des Welttags erfolgt in enger Kooperation mit dem Coordinating Council of Audiovisual Archives Associations (CCAAA). Die CCAAA ist ein globaler Zusammenschluss von neun internationalen Fachverbänden, die sich mit allen Aspekten der audiovisuellen Archivierung befassen. Gemeinsam verfolgen UNESCO und diese Organisationen das Ziel, audiovisuelle Bild- und Tondokumente als wertvollen Teil des Weltkulturerbes und Weltdokumentenerbes anzuerkennen und für zukünftige Generationen zu bewahren. Durch diese internationale Zusammenarbeit wird der Schutz des audiovisuellen Erbes als gemeinsame Aufgabe verankert, die über nationale Grenzen hinweg Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält.
 
