Internationaler Tag des Tigers (International Tiger Day)
Zwei Königstiger (Panthera tigris). Nur noch wenige Tausend Tiger leben in freier Wildbahn, was ihren Schutz umso dringlicher macht.
Herkunft und Entstehung
Der Internationale Tag des Tigers wird jährlich am 29. Juli begangen. Ins Leben gerufen wurde er im Jahr 2010 auf dem Tiger-Gipfel in St. Petersburg (Russland). Auf dieser Konferenz – dem ersten weltweiten „Tiger Summit“ – einigten sich die 13 verbliebenen Tiger-Staaten (darunter z. B. Indien, Bhutan, Russland und China) angesichts dramatisch geschrumpfter Bestände darauf, die Zahl der wild lebenden Tiger bis 2022, dem nächsten chinesischen „Jahr des Tigers“, zu verdoppeln. Gastgeber des Gipfels war Russlands Präsident Wladimir Putin, der sich persönlich für den Schutz der Amur-Tiger einsetzte und striktere Gesetze gegen Wilderei in seinem Land erließ. Die Initiative für den Tigertag ging somit sowohl von den betroffenen Ländern als auch von internationalen Naturschutzorganisationen (wie dem WWF) aus. Sein Hauptziel ist es, ein globales Bewusstsein für den bedrohten Tiger zu schaffen und Maßnahmen zu fördern, die den Lebensraum der Tiger schützen.
Bedeutung des Tages
Warum ist dieser Aktionstag wichtig? Tiger gehören zu den am stärksten bedrohten Großsäugern der Erde. Vor rund 100 Jahren streiften Schätzungen zufolge noch etwa 100.000 Tiger durch Asiens Wälder – bis 2010 war ihre Zahl auf nur noch ca. 3.200 Tiere eingebrochen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt den Tiger dementsprechend in der Roten Liste als stark gefährdet (Endangered). Hauptursachen für den drastischen Rückgang sind Lebensraumverlust, Wilderei und illegaler Handel: Durch Abholzung und Siedlungsausbreitung wurden die angestammten Reviere der Tiger um etwa 95 % reduziert, und viele Tiere fielen der Jagd für Fell, Knochen und andere Körperteile zum Opfer. Als Spitzenprädator steht der Tiger zudem am Ende der Nahrungskette; verschwindet er, ist dies ein Alarmsignal für den Zustand ganzer Ökosysteme. Tatsächlich gelten Tiger als „Schlüsselart“, die eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen und die Artenvielfalt in ihrem Lebensraum aufrechterhalten. Der Erhalt der Tigerpopulationen hat also nicht nur einen emotional-symbolischen Wert (schließlich ist der Tiger eine ikonische Tierart), sondern dient auch dem Schutz zahlreicher anderer Arten und Wälder. International Tiger Day soll daher weltweit Aufmerksamkeit auf das Schicksal der Tiger lenken, politische Unterstützung mobilisieren und die Öffentlichkeit für die dringende Notwendigkeit des Artenschutzes sensibilisieren. Wie Naturschutzexperten betonen, profitieren davon auch Menschen – etwa weil der Schutz von Tigerwäldern Klima- und Hochwasserschutz begünstigt und lokale Gemeinschaften nachhaltige Einnahmen (z. B. durch Ökotourismus) erzielen können.
Globale Aktivitäten am Tigertag
Der Internationale Tag des Tigers wird rund um den Globus mit vielfältigen Aktionen begangen. Regierungen, Umweltorganisationen, Zoos, Schulen, Gemeinden und sogar indigene Gemeinschaften beteiligen sich jedes Jahr an Kampagnen und Veranstaltungen, die dem Tiger gewidmet sind. Rund um den 29. Juli finden weltweit Events statt: In den 13 sogenannten Tigerstaaten (von Indien über Nepal bis Malaysia) organisieren Behörden und Naturschützer beispielsweise Wald- und Artenschutzfeste, Aufklärungsveranstaltungen und Kinderprogramme. Gleichzeitig gibt es auch in Ländern ohne eigene Wildtigervorkommen zahlreiche Aktionen – etwa Info-Tage in Zoos, Ausstellungen, Vorträge und Social-Media-Kampagnen. So wurden 2017 lokale Events in Bangladesch, Nepal und Indien ebenso abgehalten wie in den USA und England. Oft rufen Organisationen wie der WWF zu besonderen Mitmach-Aktionen auf: In manchen Jahren verzichteten Prominente und Internetnutzer zeitweise auf ihre Profilbilder, um online Aufmerksamkeit für den Tigerschutz zu erzeugen. Der WWF selbst nutzte den Tag wiederholt, um auf seine TX2-Kampagne (die geplante Verdopplung der Tigerzahl) hinzuweisen – unter anderem durch Spendenaufrufe zur Finanzierung von Ranger-Patrouillen in Schutzgebieten. Viele Unternehmen und Zoos kooperieren am Tigertag mit Naturschutzverbänden, um Spendengelder zu sammeln oder Patenschaften für Tiger zu vermitteln. Auch Regierungen nehmen den Tag zum Anlass für positive Nachrichten: So verkündete Indien zum Global Tiger Day 2019 neue Rekordzahlen seiner Tigerpopulation, und in Nepal wurde am 29. Juli 2022 feierlich bekanntgegeben, dass die eigenen Tigerbestände seit 2010 mehr als verdoppelt werden konnten.
Neben solchen Events ist der Tigertag auch ein Forum für politische Zusammenarbeit. Bereits im Vorfeld und Umfeld des Aktionstags treffen sich Vertreter der Tiger-Länder regelmäßig – auf Ministerkonferenzen oder im Global Tiger Forum, einer internationalen Allianz zum Tigerschutz. Dort werden grenzüberschreitende Projekte abgestimmt, Forschungsergebnisse ausgetauscht und neue Hilfsprogramme auf den Weg gebracht. Durch diese globale Vernetzung sollen Strategien entwickelt werden, um Wilderei besser zu bekämpfen, Wildtierkorridore zwischen Schutzgebieten zu schaffen und die lokale Bevölkerung als Partner für den Tigerschutz zu gewinnen. Insgesamt hat sich der Internationale Tag des Tigers als wichtiger Motor für Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation im Artenschutz etabliert – er vereint Menschen auf der ganzen Welt mit dem gemeinsamen Ziel, das Aussterben der letzten wild lebenden Tiger zu verhindern.
Aktueller Status der Tiger und Erfolge/Rückschläge
Wie steht es heute um die Tiger? Dank verstärkter Schutzmaßnahmen gibt es wieder leichte Bestandszuwächse, doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Weltweit leben aktuellen Schätzungen zufolge etwa 4.500 Tiger in freier Wildbahn – deutlich mehr als zum Tiefpunkt 2010, aber noch immer nur ein Bruchteil historischer Populationen. Das ambitionierte Verdoppelungsziel (TX2) wurde bis 2022 zwar nicht ganz erreicht, doch die Trendwende ist eingeleitet: Erstmals seit Jahrzehnten steigt die Welt-Tigerzahl insgesamt an. Besonders Südasien verzeichnet Erfolge. Indien beherbergt heute rund 70–75 % aller wild lebenden Tiger und konnte seine Tigerpopulation von etwa 1.400 Tieren Mitte der 2000er auf über 3.600 Tiere erhöhen. Eine aktuelle Zählung ergab dort 3.682 Tiger (Stand 2023) – so viele wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr. Auch Nepal hat sein Ziel erreicht: Die Zahl der Tiger stieg dort von etwa 121 (im Jahr 2010) auf 355 Tiere im Jahr 2022, was einer Verdreifachung entspricht. Im Königreich Bhutan wurde zuletzt ein Zuwachs um 27 % auf 131 Tiger festgestellt. In Russland – dem nördlichsten Tiger-Land – hat sich der Bestand des Sibirischen Tigers (Amur-Tigers) in den letzten zwei Jahrzehnten auf rund 600 Exemplare mehr als verdoppelt. Diese Beispiele zeigen, dass konsequenter Schutz Wirkung zeigt: Durch die Ausweisung neuer Schutzgebiete, bessere Überwachung (z. B. Kamerafallen-Zählungen) und Anti-Wilderer-Einheiten können Tigerpopulationen lokal wieder wachsen.
Dennoch gibt es auch Rückschläge und Sorgen. In Teilen Südostasiens gehen die Tigerbestände weiter zurück. Über die letzten 25 Jahre wurden Tiger in Ländern wie Kambodscha, Laos und Vietnam ausgerottet – dort gibt es heute keine wilden Tiger mehr. Auch in Malaysia und Myanmar sind die Zahlen stark eingebrochen; vom Malaiischen Tiger z. B. sollen nur noch rund 150 Tiere übrig sein. Viele der verbleibenden Tigerpopulationen sind klein und voneinander isoliert, was ihre Zukunft unsicher macht. So warnt der WWF, dass die bisherigen Erfolge fragil sind: Die bekannten Schutzareale sind oft weit verstreut und durch menschliche Siedlungen getrennt, was die Fortpflanzung und genetische Vielfalt der Tiger einschränkt. Hinzu kommt, dass Wilderei und illegaler Handel weiterhin ernste Bedrohungen darstellen – trotz strenger Verbote. Allein in Asien wurden zwischen 2000 und 2018 Überreste von über 1.000 gewilderten Tigern sichergestellt. Schätzungsweise 20.000 Tiger in Gefangenschaft (v. a. in Privatzoos in China, Thailand, den USA u.a.) befeuern zudem einen Schwarzmarkt, der die Wildtigerschutz-Bemühungen untergräbt. Experten betonen, dass mit steigenden Tigerzahlen auch Mensch-Tiger-Konflikte zunehmen können, wenn Tiger etwa Nutztiere reißen oder in Dorfnähe auftauchen. Die Einbindung der lokalen Bevölkerung ist daher entscheidend – z. B. durch Aufklärung, Schutzmaßnahmen und Entschädigungen, um Akzeptanz für den Tigerschutz zu sichern.
Fazit: Der Internationale Tag des Tigers mahnt uns jährlich, dass der Kampf um das Überleben der Tiger noch nicht gewonnen ist. Zwar gibt es Lichtblicke – einige Länder konnten ihre Tiger erfolgreich schützen und vermehren – doch insgesamt bleibt der Tiger eine hochbedrohte Art. Von ehemals neun Tiger-Unterarten sind bereits drei ausgestorben; die übrigen sechs (Bengal-, Amur-, Indochina-, Malaysia-, Südchina- und Sumatra-Tiger) stehen am Rande des Aussterbens. Weltweit existieren heute nur wenige tausend wildlebende Tiger, eingeengt auf etwa 5 % ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets. Der Internationale Tigertag erinnert daran, dass weiterhin entschiedene Anstrengungen nötig sind – von strengem Schutz der Lebensräume über die Bekämpfung der Wilderei bis zur internationalen Zusammenarbeit –, um diese majestätischen Großkatzen für zukünftige Generationen zu bewahren.
 
