Entscheide-dich-endlich-Tag – der Tag der großen Entscheidung(en)
Haben Sie manchmal das Gefühl, vor lauter Optionen den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen? Dann aufgepasst: Es gibt tatsächlich einen kuriosen Feiertag, der genau dieses Dilemma aufs Korn nimmt. Am 31. Dezember begeht man – neben dem allgegenwärtigen Silvester – in den USA den „Entscheide-dich-endlich-Tag“, im Original „Make Up Your Mind Day“. An diesem Tag soll Schluss sein mit dem ewigen Zaudern: Triff eine Entscheidung! Natürlich mit einem augenzwinkernden Unterton – aber wie wir sehen werden, steckt auch ein Fünkchen ernster Sinn dahinter.
Herkunft des Entscheidungstags: von den USA in die Welt
Ursprünglich ins Leben gerufen wurde der Entscheide-dich-endlich-Tag in den USA, wo er als National Make Up Your Mind Day jährlich am 31. Dezember stattfindet. Genaue Angaben, wer diesen skurrilen Aktionstag erstmals ausrief und wann, sind allerdings Mangelware – weder ein konkreter Initiator noch ein Gründungsjahr sind dokumentiert. Es ist also gut möglich, dass der Tag eher schleichend in Kalender und Internet entstanden ist, vielleicht irgendwann im 20. oder frühen 21. Jahrhundert, ohne offizielle Proklamation. Die deutsche Bezeichnung „Entscheide-dich-endlich-Tag“ ist eine direkte und leicht spöttische Übersetzung. Sie trifft den Kern des englischen Ausdrucks „make up your mind“ – was so viel heißt wie „sich endlich entscheiden“. Man hört förmlich die ungeduldige Stimme dahinter: „Nun entscheide dich doch endlich!“
„Decide Day“ vs. „Decide to Be Married Day“ – was denn nun?
Apropos Name: Der Entscheide-dich-endlich-Tag sollte nicht verwechselt werden mit dem ähnlich klingenden „Decide to Be Married Day“. Letzterer ist ein eigener (ebenfalls US-amerikanischer) Kurios-Feiertag am 27. Juni und fokussiert sich ausschließlich aufs Heiraten. Ins Leben gerufen wurde der Decide to Be Married Day von Barbara Gaughen-Muller, die am 27. Juni 1997 ihren Mann heiratete und diesem Tag eine romantische Bedeutung gab. Sie schrieb sogar ein Gedicht namens „Decide to Be Married“, das zum Grundstein dieses Ehrentages wurde.
Während es also am 27. Juni ganz konkret um die Entscheidung fürs Jawort geht (ein wahrhaft endgültiger Entschluss!), dreht sich der 31. Dezember beim Entscheide-dich-endlich-Tag allgemeiner um alle möglichen Lebensentscheidungen – groß oder klein, ernsthaft oder banal. Im Englischen spricht man hier meist von „Make Up Your Mind Day“, einen eigenständigen „National Decide Day“ gibt es hingegen nicht als offiziellen Begriff.
Übrigens passt die Wahl des Datums 31. Dezember perfekt: Dieser letzte Tag des Jahres bietet sich ja geradezu an, um alle offenen Entscheidungen „noch schnell“ abzuhaken, bevor das neue Jahr beginnt. Die unbekannten Erfinder des Tages haben den Jahresschluss wohl bewusst gewählt, ähnlich wie es auch der Tick-tack-Tag am 29. Dezember („Tick Tock Day“) und der „Festival of Enormous Changes at the Last Minute“ am 30. Dezember vormachen – alles augenzwinkernde Erinnerungen daran, Unerledigtes vor Jahresende noch zu erledigen. Der Entscheide-dich-endlich-Tag reiht sich ein in diese Reihe: Jetzt oder nie, lautet die Devise!
Offiziell oder doch nur Spaß? – Bräuche am Entscheide-dich-endlich-Tag
Handelt es sich beim Entscheide-dich-endlich-Tag um einen echten, amtlichen Feiertag? Keineswegs. Es ist ein typisch inoffizieller Aktionstag, einer von vielen skurrilen Feier- und Gedenktagen, die Kalender-Websites und Social-Media-Nutzer gerne verbreiten. Man bekommt am 31. Dezember also selbstverständlich keinen Extra-Urlaub – außer natürlich, man entscheidet sich spontan, einen Tag Resturlaub zu nehmen. Offizielle Zeremonien oder traditionsreiche Rituale gibt es ebenfalls nicht. Stattdessen versteht sich der Tag als freundliche Aufforderung, im eigenen Leben aktiv zu werden: Schluss mit Aufschieben und Unentschlossenheit, zumindest für einen Tag. Einige Vorschläge, wie man den Entscheide-dich-endlich-Tag begehen kann, machen die Runde – hier ein paar Anregungen:
- Endlich eine aufgeschobene Entscheidung treffen: Egal ob es um den Jobwechsel, eine schwierige E-Mail oder nur die Wahl des Abendessens geht – heute ist der Tag, es anzugehen. Nach dem Motto: keine Angst vor der eigenen Courage!
- Entscheiden üben im Kleinen: Neigen Sie dazu, ewig die Speisekarte zu studieren? Dann setzen Sie sich beim nächsten Restaurantbesuch doch eine Frist – z. B. 60 Sekunden, um etwas auszuwählen – und bleiben Sie dann dabei. Solche kleinen Übungen stärken die Fähigkeit, zügig Entscheidungen zu fällen, ohne ewig zu hadern.
- Neujahrsvorsätze festzurren: Passend zum Datum kann man den 31. Dezember nutzen, um sich fest für bestimmte Neujahrsvorsätze zu entscheiden. Wer das am 31.12. tue, halte diese eher durch. Warum also nicht heute schon überlegen, welche Ziele man im neuen Jahr wirklich anpacken will?
- Mitmachen in sozialen Medien: Unter dem Hashtag #MakeUpYourMindDay teilen Menschen am 31. Dezember ihre Entschlüsse – oder scherzen über ihre Entscheidungsprobleme. Ein Post à la „Heute habe ich mich endlich entschieden, was es morgen zum Frühstück gibt!“ wird sicher den ein oder anderen Lacher ernten.
- Heiratsantrag gefällig? Wer dem oben erwähnten Decide to Be Married Day nacheifern möchte, könnte diesen Tag natürlich wörtlich nehmen und seiner/m Liebsten einen Antrag machen. 😉 Tatsächlich raten die Gründer des Heirats-Entscheidungstags Paaren, den Schritt zu wagen: Umarme deinen Partner, frag ihn, ob er dich heiraten will, oder fang zumindest mit der Hochzeitsplanung an! Für viele wäre das sicher die gewagteste aller Entscheidungen – aber hey, heute ist der Tag der Taten.
Man sieht: Offizielle Bräuche gibt es zwar nicht, aber genügend kreative Ideen, wie man sich selbst ein wenig in Entscheidungs-Laune versetzen kann. Wichtig ist der Spaßfaktor – niemand wird ernsthaft gezwungen, heute sein ganzes Leben umzukrempeln. Doch ein kleiner Schubs, eine Prise Motivation zum Abschluss des Jahres, kann nicht schaden.
Warum das Ganze? – Hintergrund und Bedeutung
Ist der Entscheide-dich-endlich-Tag nun bloß eine schräge Spaß-Erfindung oder steckt mehr dahinter? Die Antwort: Beides. Einerseits ist es natürlich ein scherzhafter Aktionstag – ein weiteres Beispiel dafür, dass es scheinbar kein Thema gibt, dem man nicht einen eigenen Tag widmen könnte. Die Idee entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Ausgerechnet die Unentschlossenheit, die viele von uns plagt, wird zum Anlass für einen Feiertag genommen. Andererseits hält uns dieser Tag tatsächlich einen Spiegel vor. Er richtet sich „primär an alle, die sich nicht gut entscheiden können“. Frei nach dem Motto: Du bist nicht allein mit deinem Entscheidungsfrust, aber irgendwann musst du eben doch irgendwas wählen – warum nicht heute?
Psychologisch betrachtet berührt der Tag das Phänomen der Entscheidungsschwäche, das in unserer modernen Welt weit verbreitet ist. In Zeiten unbegrenzter Auswahlmöglichkeiten fällt es schwerer denn je, den sprichwörtlichen Schlussstrich zu ziehen und zu sagen: „Das mache ich jetzt.“ Studien zeigen, dass Entschlossenheit inzwischen als wichtige Fähigkeit gilt – im Berufsleben werden unentschlossene Personen oft als schwach wahrgenommen. Umgekehrt lassen sich Entscheidungsfreude und Selbstbewusstsein trainieren, was genau die Botschaft des Entscheide-dich-endlich-Tags ist: Heute üben wir das Entscheiden, damit es morgen leichter fällt. Übrigens gibt es sogar Erkenntnisse, dass viele schwierige Entscheidungen unser Gehirn ermüden – man spricht von Entscheidungsmüdigkeit. Nach intensiven Grübeleien lässt die mentale Leistung nach. Ein Grund mehr, manchmal beherzt zu entscheiden, anstatt sich ewig zu quälen.
Doch nicht nur scherzhafte und psychologische, auch romantische und historische Töne schwingen mit. Der separate Decide to Be Married Day am 27. Juni zum Beispiel verleiht dem Thema Entscheidungsfindung einen romantischen Anstrich: Seine Gründerin Barbara Gaughen-Muller möchte daran erinnern, welche Freude es bedeutet, sich füreinander zu entscheiden und ein Leben gemeinsam aufzubauen. Sie betont, es sei „ein Tag, um über die Entscheidung für die Ehe nachzudenken und wie die Verbindung zweier Menschen wirklich eine lebenslange Verpflichtung ist“. Hier geht es also um die große Entscheidung aus Liebe – eine ernste Sache, aber durch den Gedenktag feierlich und positiv besetzt.
Interessant ist auch ein Blick in die Geschichte: Manche vermuten einen entfernten Vorläufer des Entscheide-dich-endlich-Tags im 18. Jahrhundert. Der Methodisten-Pfarrer John Wesley führte 1755 den sogenannten Covenant Renewal Service ein, einen Gottesdienst am 31. Dezember, in dem Gläubige bewusst ihre Verpflichtung gegenüber Gott erneuerten. Weil diese Zeremonie oft kurz vor Mitternacht stattfand, wurde sie auch „Night Watch Service“ genannt. National Make Up Your Mind Day könnte – so eine Theorie – eine säkulare, humorvolle Weiterentwicklung dieser Tradition sein. Statt eines Gelöbnisses im Kirchenschiff gibt man am Jahresende eben sich selbst ein Versprechen: Ich entscheide mich, meinen Weg zu gehen. Ob diese historische Herleitung zutrifft, sei dahingestellt – aber es verleiht dem kuriosen Feiertag eine spannende Tiefe, die über das bloße „Heute muss ich mich mal entscheiden“ hinausgeht.
Zwischen Hashtag und Humor – der Tag in Medien und Popkultur
In der Öffentlichkeit ist der Entscheide-dich-endlich-Tag kein Mega-Event, aber in Nischen der Medien und Popkultur hat er sich durchaus eingenistet. Diverse Kalender-Websites und Blogs nehmen ihn gerne in ihre Listen auf. In Deutschland findet man z. B. im „Kleinen Kalender“ einen Eintrag, der den 31. Dezember als Chance beschreibt, offene Entscheidungen aus dem scheidenden Jahr abzuschließen – die Identität des Erfinders sei unbekannt, aber die Absicht klar: keine offenen Fragen mitnehmen ins neue Jahr. Der populäre Blog Kuriose Feiertage hat dem Make Up Your Mind Day einen ausführlichen Artikel gewidmet. Hierzulande geistert der Tag also vor allem in Online-Medien und Social-Media-Posts herum, oft als kleine Jahresend-Anekdote.
Soziale Netzwerke spielen – wie bei vielen modernen Aktionstagen – eine Rolle. Rund um den 31. Dezember tauchen Tweets und Posts auf, die mit dem Hashtag #MakeUpYourMindDay versehen sind. Mal erinnern Organisationen augenzwinkernd daran, doch noch XY zu entscheiden, mal teilen Nutzer persönliche Geschichten über überwundene Entscheidungsqualen. Auch englischsprachige Portale wie National Day Calendar und National Today verbreiten am Silvestertag entsprechende Botschaften und „Calls to Action“. Die Lokalzeitung Argus-Courier etwa amüsierte sich in einem Artikel darüber, dass wohl kaum jemand von diesem „offiziellen Grund zum Feiern“ am 31.12. gehört habe – und erläuterte gleich, warum es ihn trotzdem gibt.
Selbst in der Kultur hat der Entscheide-dich-endlich-Tag Spuren hinterlassen. Die deutsche Autorin Vera Jahnke schrieb ein Gedicht über den 31. Dezember als Tag der Entscheidung. Darin beschreibt sie gereimt die Zerrissenheit eines Menschen, der ständig zweifelt: Egal, wie er sich entscheidet, irgendetwas bereut er – und was er nicht wählt, erscheint ihm kurz darauf reizvoller. Am Ende kommt sie jedoch zur Erkenntnis: „Besser als das Leben meiden ist somit wohl das Entscheiden.“ Mit solch poetischem Augenzwinkern wird der Sinn des Tages wunderbar eingefangen.
Und Hollywood? Nun, zumindest indirekt hat man dort vom „Decide to Be Married Day“ Wind bekommen: Ein romantischer TV-Film („Will to Love“, 2015) wurde passenderweise am 27. Juni – dem amerikanischen Heirats-Entscheidungstag – erstgesendet, ganz im Zeichen der Frage „Trau dich zu trauen?“ (ob purer Zufall oder geplanter Marketing-Coup sei dahingestellt). Insgesamt bleibt der Entscheide-dich-endlich-Tag aber ein eher subtiles Popkultur-Phänomen: Kein Straßenkarneval, kein Netflix-Special, aber ein gern genutzter Aufhänger für Blogs, Kalender-Gimmicks und launige Social-Media-Posts.
Fazit: Der Entscheide-dich-endlich-Tag ist ein kleines, humorvolles Stück Zeitgeist am Jahresende. Er mag in erster Linie scherzhaft gemeint sein, doch er hält uns auch einen Spiegel vor: In einer Welt voller Möglichkeiten tut es manchmal gut, einfach eine Wahl zu treffen – und sei es nur, ob man diesen kuriosen Feiertag feiert oder ignoriert. Wie auch immer Sie sich entscheiden: Haben Sie einen entschlossenen (und natürlich fröhlichen) Entscheide-dich-endlich-Tag! 🎉
 
