Tag der Büroklammer – Ursprung, Bedeutung und Symbolik
Einleitung: Auch ein unscheinbarer Alltagsgegenstand wie die Büroklammer hat einen eigenen Gedenktag. Der sogenannte Tag der Büroklammer (englisch National Paperclip Day) wird jedes Jahr begangen und rückt die kleine Drahtklammer für einen Tag in den Mittelpunkt. Im Folgenden wird untersucht, woher dieser kuriose Feiertag stammt, in welchem Land er seinen Ursprung hat, an welchem Datum er gefeiert wird und welche kulturelle oder symbolische Bedeutung ihm zugeschrieben wird. Dabei werden sowohl historische Fakten zur Büroklammer selbst als auch ihre Rolle als Symbol in bestimmten Kontexten beleuchtet. Abschließend wird betrachtet, wie dieser Gedenktag heute rezipiert wird.
Ursprung des Gedenktags und Datum
Der Tag der Büroklammer findet jährlich am 29. Mai statt. Seinen Ursprung hat dieser Aktionstag in den USA, wo er als National Paperclip Day bekannt ist. Einen konkreten historischen Anlass oder Bezug für die Wahl gerade dieses Datums gibt es jedoch nicht. Anders als bei manchen anderen kuriosen Feiertagen – die z.B. an Patenterteilungen oder Geburtstagen von Erfindern ausgerichtet sind – ließ sich kein eindeutiger Grund für das Datum 29. Mai finden. Vielmehr wurde dieser Tag offenbar irgendwann in den USA festgelegt und reiht sich in die Liste informeller Ehrentage für Büroartikel ein. So gibt es neben dem Büroklammer-Tag etwa auch einen Tag des Bleistifts (30. März) oder einen Tag des Kugelschreibers (10. Juni) – ebenfalls ohne tieferen historischen Hintergrund.
Wer den Tag der Büroklammer ins Leben gerufen hat und seit wann genau er begangen wird, ist nicht dokumentiert. In Kalendern für kuriose Feiertage taucht er spätestens seit der Mitte der 2010er-Jahre auf – so wurde beispielsweise im Jahr 2015 erstmals darüber berichtet. Seither wird der 29. Mai jährlich als National Paperclip Day in den USA und vereinzelt auch international in entsprechenden Online-Kalendern geführt. Eine offizielle Anerkennung als staatlicher Feiertag besteht nicht; es handelt sich um einen inoffiziellen Aktionstag, der vor allem in sozialen Medien und durch kuriose-Feiertage-Webseiten Beachtung findet.
Die Erfindung der Büroklammer: Historische Fakten
Bevor auf die symbolische Bedeutung eingegangen wird, lohnt ein Blick auf die Geschichte der Büroklammer selbst. Die Frage „Wer hat die Büroklammer erfunden?“ ist nicht eindeutig zu beantworten, denn mehrere Erfinder entwickelten ähnliche Klammern, und viele frühe Patente existieren.
Bereits im April 1867 erhielt der US-Amerikaner Samuel B. Fay das erste bekannte Patent (U.S. Patent 64,088) auf eine gebogene Drahtklammer. Diese diente ursprünglich dazu, Tickets an Textilien zu befestigen, konnte aber auch Papier zusammenhalten. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche weitere Patente angemeldet – über 50 Patente bis 1899 –, ohne dass sich eine dieser frühen Varianten dauerhaft durchsetzte. Historiker gehen davon aus, dass die heutige Form der Büroklammer spätestens in den 1890er-Jahren in Großbritannien industriell produziert wurde. Wegbereiter war hier die britische Gem Manufacturing Company, die um 1890 mit der Herstellung begann. Parallel entwickelte der US-Amerikaner William D. Middlebrook eine Maschine zur Massenproduktion von Büroklammern und erhielt dafür 1899 ein Patent.
Ein oft genannter Name in Zusammenhang mit der Büroklammer ist der Norweger Johan Vaaler. Vaaler meldete im November 1899 in Deutschland ein Patent auf eine Klammer an, da es in Norwegen damals noch kein eigenes Patentrecht gab. Seine Version hatte jedoch noch nicht die typische doppelte Schleifenform der modernen Büroklammer. Vaalers Erfindung wurde nicht vermarktet, er gilt aber in Norwegen lange als der „Erfinder der Büroklammer“. Die endgültige Gestalt der heute gebräuchlichen Büroklammer – mit der charakteristischen inneren Windung – wurde laut Quellen erst 1919 vom österreichischen Fabrikanten Heinrich Sachs entworfen. Somit ist die Entwicklung der Büroklammer ein evolutionärer Prozess mit Beiträgen mehrerer Tüftler über Jahrzehnte.
Symbolische Bedeutung der Büroklammer in Geschichte und Gesellschaft
Die Büroklammer ist mehr als nur Bürobedarf – in bestimmten historischen Situationen wurde sie zum Symbol mit tiefgreifender Bedeutung. Besonders in Norwegen genießt die Büroklammer einen geradezu ikonischen Status. Hintergrund ist ihre Verwendung als stilles Widerstandssymbol im Zweiten Weltkrieg: Nachdem im April 1940 die deutsche Wehrmacht Norwegen besetzt hatte, begannen viele Norweger, eine einfache Büroklammer am Kragen oder Revers ihrer Kleidung zu tragen. Mit dieser unscheinbaren Geste bekundeten sie ihre Verbundenheit untereinander sowie ihre Loyalität zum norwegischen Königshaus und der legitimen Regierung im Exil. Die Büroklammer stand sinnbildlich für das „Zusammenhalten“ der Norweger in schwierigen Zeiten.
Die Besatzer verboten das offene Tragen der Büroklammer bald, da sie die symbolische Kraft erkannten. Dennoch hielten viele Norweger an diesem Zeichen fest – notfalls verdeckt im Knopfloch –, bis die Besatzung endete. Bis heute gilt die Büroklammer in Norwegen als nationales Symbol des Widerstands und des Zusammenhalts der Bevölkerung. In der Stadt Sandvika nahe Oslo wurde diesem Symbol sogar ein Denkmal gesetzt: Eine gigantische, etwa 7 Meter hohe Büroklammer-Skulptur erinnert dort an die besondere Rolle der Klammer in der norwegischen Geschichte.
Auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten taucht die Büroklammer als Symbol auf. Inspiriert von der norwegischen Geschichte initiierte eine US-Schule in den späten 1990er-Jahren das „Paper Clips Project“, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Die Schüler sammelten Millionen von Büroklammern als Zeichen des Mitgefühls und der Erinnerung, nachdem sie erfahren hatten, dass Norweger im Krieg Büroklammern als stillen Protest trugen. Jede Büroklammer sollte symbolisch ein von den Nationalsozialisten ermordetes Leben repräsentieren. Dieses Projekt erlangte weltweite Aufmerksamkeit und unterstreicht die kraftvolle Bedeutung, die einem kleinen Stück Draht in der richtigen Symbolik zukommen kann.
Feier und aktuelle Rezeption
Der Tag der Büroklammer wird heute vor allem als Kuriosum und Internet-Phänomen wahrgenommen. In den USA weisen populäre Kalender-Websites und Portale wie etwa National Day Calendar oder Checkiday auf den 29. Mai als National Paperclip Day hin. In den sozialen Medien kursiert an diesem Tag der Hashtag #NationalPaperclipDay, unter dem Nutzer Beiträge posten – sei es, um originelle Verwendungsmöglichkeiten für Büroklammern zu zeigen oder einfach augenzwinkernd dem Objekt ihre Ehre zu erweisen. Auch Medien greifen den Anlass gelegentlich auf: So berichten Lokalzeitungen oder Radiosender am 29. Mai über die „interessante Geschichte“ der Büroklammer und erinnern an ihre Erfindung sowie ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg.
In Deutschland ist der Tag der Büroklammer kein etabliertes Datum, wird aber in Online-Kalendern für skurrile Feiertage aufgeführt. Blogs und Unternehmen nutzen ihn mitunter für unterhaltsame Beiträge oder Marketing-Aktionen rund ums Thema Bürobedarf. Beispielsweise hat ein deutscher Büroartikelhersteller den 29. Mai augenzwinkernd zum firmeneigenen „mauly-Feiertag“ erklärt, um die Vorteile seiner Klammerprodukte hervorzuheben. Insgesamt bleibt der Tag der Büroklammer jedoch ein Nischengedenktag, der primär dem Vergnügen an kuriosen Kalenderideen dient. Er bietet Gelegenheit, die überraschend vielfältige Geschichte und Symbolik eines trivialen Objekts ins Bewusstsein zu rufen – und vielleicht den Schreibtisch mit neuem Blick auf die kleinen Metallhelfer zu betrachten.
Fazit
Der Tag der Büroklammer am 29. Mai ist ein informeller Gedenktag aus den USA, der ohne bekannten historischen Anlass entstanden ist. Trotz seines scherzhaften Charakters verweist er auf bemerkenswerte historische und kulturelle Aspekte der Büroklammer: Von ihrer unklaren Erfindungsgeschichte mit Beiträgen in den USA und Europa, über ihren Einsatz als Widerstandszeichen im besetzten Norwegen, bis hin zu ihrer Rolle in Gedenkprojekten der Gegenwart. Die Büroklammer mag klein sein, doch als Symbol steht sie für Zusammenhalt und Erinnerung – Eigenschaften, derentwegen sie sich ihren „Ehrentag“ im Kalender der kuriosen Feiertage redlich verdient hat.
 
