Tag der großartigen Großmütter – Herkunft, Bedeutung und aktueller Stellenwert
Bild: Zwei stilisierte Großmütter (Playmobil-Figuren) mit ihren Enkelkindern.
Der „Tag der großartigen Großmütter“ (englisch Gorgeous Grandma Day) wird jährlich am 23. Juli begangen. Dieser Aktionstag ehrt Großmütter – insbesondere jene Frauen im „Oma-Alter“, die voller Tatkraft stecken und stereotype Vorstellungen vom Alter widerlegen. Ursprünglich in den USA entstanden, wird der Tag inzwischen auch in Deutschland in Kalendern der kuriosen Gedenktage geführt. Im Folgenden beleuchten wir die Herkunft des Tages, sein Anliegen, die aktuelle Relevanz in Deutschland sowie die öffentliche Wahrnehmung – und vergleichen ihn mit etablierten Ehrentagen wie dem Muttertag und dem Großelterntag.
Ursprung des Aktionstags
Der „Tag der großartigen Großmütter“ geht auf eine Initiative der US-Amerikanerin Alice Solomon im Jahr 1984 zurück. Solomon schloss damals mit 50 Jahren ihr Studium am Wellesley College (Massachusetts) ab – einem Alter, in dem Frauen gesellschaftlich oft bereits als „Großmutter“ abgestempelt werden. Aufgrund der überraschten Reaktionen auf ihren späten College-Abschluss kam sie zu dem Schluss, dass die Gesellschaft Frauen ihres Alters mit dem Etikett „Oma“ als nicht mehr voll nützlich oder gar irrelevant betrachtet – unabhängig davon, ob diese Frauen tatsächlich Enkelkinder haben oder nicht. Um diesem Altersstereotyp entgegenzuwirken, rief Solomon den Gorgeous Grandma Day ins Leben und prägte den Begriff der „großartigen Großmutter“ („gorgeous grandma“). Seit 1984 wird dieser Ehrentag jährlich am 23. Juli gefeiert. Warum gerade dieses Datum gewählt wurde, ist nicht eindeutig überliefert – möglicherweise steht es im Zusammenhang mit Solomons Abschlussdatum, doch belegt ist dies nicht.
Bedeutung und Ziel des Tages
Wofür steht der Tag der großartigen Großmütter? Zum einen sollen an diesem Tag alle Großmütter für ihre Beiträge und ihre Präsenz in den Familien gewürdigt werden. Großmütter übernehmen oft freiwillig wichtige Aufgaben: Sie kümmern sich um Enkelkinder, geben Rat, vermitteln Werte und halten durch ihre Fürsorge Generationen zusammen. Diese unbezahlte Familienarbeit – vom Babysitten bis zum Weitergeben von Lebenserfahrung – verdient Anerkennung. So betonte z. B. bereits 2008 die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen, dass ein offizieller Großelterntag angemessen wäre, um die Leistungen der älteren Generation zu honorieren.
Zum anderen verfolgt der Aktionstag das Ziel, überholte Altersklischees aufzubrechen. Alice Solomon wollte zeigen, dass Frauen über 50 mehr sind als das verstaubte „Oma mit Dutt“-Klischee. Durch die Bezeichnung „großartige Großmütter“ sollen ältere Frauen positiv gefeiert und stereotype Vorstellungen vom Altsein überwunden werden. Ältere Damen haben heute oft noch viel vor und können enorm viel leisten – das soll an diesem Tag sichtbar gemacht werden. In diesem Sinne steht der Tag der großartigen Großmütter ganz im Zeichen des Empowerments älterer Frauen. Er knüpft inhaltlich an andere Ehrentage für Senioren an, wie etwa den japanischen „Tag der Achtung vor dem Alter“ (Keirō no Hi). Letztlich versteht sich der Oma-Ehrentag als Ergänzung zu Mutter- und Vatertag, um auch der Großelterngeneration gebührend Danke zu sagen.
Aktuelle Relevanz und Aktivitäten
Wie präsent ist der Tag der großartigen Großmütter heute? – In den USA hat sich der Gorgeous Grandma Day als einer von vielen inoffiziellen „Feiertagen“ etabliert. Jedes Jahr am 23. Juli erinnern amerikanische Medien und Kalender an diesen Tag. Durch die globale Vernetzung findet der Brauch auch in Deutschland Beachtung, wenngleich eher in kleinerem Rahmen. So taucht der Tag regelmäßig in Listen kurioser Aktionstage auf und wird in sozialen Netzwerken aufgegriffen. Familienmagazine und Blogs rufen dazu auf, Großmüttern an diesem Tag besondere Aufmerksamkeit zu schenken – sei es durch einen Besuch, einen Anruf oder eine kleine Überraschung im Alltag.
Auch lokale Medien nutzen den Anlass: 2020 und 2021 berichteten etwa Regionalzeitungen in Mecklenburg-Vorpommern über den 23. Juli als „Tag der großartigen Großmütter“ und animierten Leser, ihren Omas öffentlich Danke zu sagen. Gerade während der Corona-Pandemie rückte die Rolle der Großmütter verstärkt ins Blickfeld – viele Familien betonten, wie unverzichtbar die Unterstützung der älteren Generation in Krisenzeiten ist. Allerdings gibt es (noch) keine breit angelegte Feierkultur wie z. B. am Muttertag; offizielle Veranstaltungen zum Oma-Ehrentag sind rar. Vielmehr bleibt es individuellen Familien überlassen, den Tag im kleinen Kreis zu begehen. Nichtsdestotrotz zeigt die mediale Aufmerksamkeit, dass die Idee auf Resonanz stößt: Großmütter bekommen am 23. Juli in Presse und Online-Beiträgen eine wohlverdiente Bühne, und die Wertschätzung ihrer Leistungen wird ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Gesellschaftliche Wahrnehmung
In der öffentlichen Wahrnehmung genießt die Generation der Großmütter heute allgemein hohes Ansehen. Das traditionelle Bild der gemütlichen, altbackenen „Oma mit Schürze, die nur Kuchen bäckt“, ist überholt. Großmütter von heute wirken oft jünger als ihr biologisches Alter, sind aktiv, unternehmungslustig und sowohl körperlich als auch geistig fit. Sie reisen, treiben Sport, engagieren sich beruflich oder ehrenamtlich – und stehen ihren Familien dennoch mit Rat und Tat zur Seite. Dieser Wandel im Rollenbild spiegelt sich auch in der Gesellschaft wider: Großeltern werden heute durchweg positiv gesehen und mit großer Wertschätzung bedacht. Das war nicht immer so – in früheren Generationen galten Großeltern durchaus als strenge Aufpasser oder altmodische Autoritätspersonen. Heutzutage hingegen betonen Umfragen, wie glücklich Kinder und Eltern sich schätzen, wenn Großeltern Teil der Familie sind. Über 75 % der Kinder in Deutschland zählen ihre Oma und Opa selbstverständlich zur engsten Familie, und Großeltern ermöglichen vielen jungen Eltern erst einen funktionierenden Alltag. Nicht umsonst heißt es: „Großeltern sind wie Knöpfe, sie halten alles zusammen.“
Vor diesem Hintergrund wird ein Ehrentag für Großmütter von den meisten positiv aufgenommen – auch wenn er bislang weniger bekannt ist. Wer davon weiß, findet die Idee meist charmant und nutzt den Tag gerne als Anlass, Dankbarkeit auszudrücken. Insgesamt dürfte der „Tag der großartigen Großmütter“ in der breiten Öffentlichkeit zwar (noch) ein Nischendasein fristen, doch er reiht sich ein in den Trend, die Leistungen älterer Generationen bewusster zu würdigen. Die wachsende mediale Präsenz und die Unterstützung durch Familienorganisationen zeigen, dass Großmütter als „Alltagsheldinnen“ immer mehr Anerkennung erfahren.
Vergleich mit Muttertag und Großelterntag
Im Vergleich zu traditionellen Ehrentagen wie dem Muttertag oder dem neuerdings eingeführten Großelterntag nimmt der Tag der großartigen Großmütter eine Sonderrolle ein. Der Muttertag (in Deutschland jedes Jahr am zweiten Maisonntag) ist seit Jahrzehnten fest im Familienkalender verankert und wird kommerziell breit ausgeschlachtet – Blumenhändler, Konditoreien und Werbekampagnen erinnern zuverlässig daran. Großmütter profitieren vom Muttertag oft indirekt, etwa wenn sie als Mütter erwachsener Kinder ebenfalls Glückwünsche erhalten. Allerdings zielt der Muttertag in erster Linie auf die Beziehung zwischen Eltern und ihren (minderjährigen) Kindern ab, wohingegen Großmütter in ihrer Rolle als Generationenbrücke eigenen Dank verdient haben. Genau hier setzt der Tag der großartigen Großmütter an, indem er jenseits der Mutterrolle das Wirken der Omas ins Rampenlicht stellt. Manche mögen einwenden, Großmütter würden ja bereits durch den Muttertag mitgeehrt – doch diese Sicht greift zu kurz. Ältere Frauen verdienen einen eigenen Feiertag, so die Idee, als logische Fortführung der Ehrentage für Mütter und Väter.
Der Großelterntag wiederum – also ein Ehrentag für Oma und Opa gemeinsam – ist ein noch relativ junger Anlass. International gibt es ihn seit den späten 1970er Jahren (in den USA z. B. jeweils am ersten Sonntag nach Labor Day, mit offizieller Ansprache des Präsidenten). Im deutschsprachigen Raum wurden entsprechende Tage erst vor kurzem etabliert: In der Schweiz existiert seit 2016 ein Großelterntag (zweiter Sonntag im März), in Bayern wurde 2019 auf Initiative der Landesregierung ein jährlicher Großelterntag am zweiten Sonntag im Oktober eingeführt. Damit würdigt Bayern offiziell den hohen Stellenwert der Großeltern für Familien und ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Tag der großartigen Großmütter unterscheidet sich insofern, als er nur die Großmütter fokussiert – Großväter bleiben an diesem speziellen Datum außen vor. Einige Länder haben tatsächlich getrennte Feiertage eingeführt: In Frankreich etwa wird seit 1987 jeweils am ersten Märzsonntag ein Großmuttertag gefeiert (gefolgt vom Großvatertag im Oktober). Andere Traditionen wie in Polen ehren Großmütter und Großväter sogar an aufeinanderfolgenden Tagen (21. Januar „Omatag“, 22. Januar „Opatag“). Solche Beispiele zeigen, dass die Idee, Großmüttern einen eigenen Ehrentag zu geben, weltweit Anklang findet.
Fazit: Während der Muttertag seinen festen Platz im Jahreslauf hat und Großelterntage allmählich an Bekanntheit gewinnen, fristet der Tag der großartigen Großmütter noch ein Schattendasein als eher inoffizieller Aktionstag. Gleichwohl trägt er eine wichtige Botschaft: Er erinnert uns daran, wie wertvoll Großmütter sind – als liebevolle Familienmenschen, Ratgeberinnen und aktive Gestalterinnen ihres Lebens. Für Marketing und Gesellschaft bieten solche Tage die Gelegenheit, positive Geschichten zu erzählen, Dankbarkeit auszudrücken und Generationen ins Gespräch zu bringen. Ob nun im kleinen Familienkreis oder im Rahmen größerer Initiativen – der Tag der großartigen Großmütter setzt ein Zeichen dafür, „Omas“ gebührt nicht nur unsere Liebe, sondern auch unser Respekt und Anerkennung, an 365 Tagen im Jahr und ganz besonders am 23. Juli.
 
