Tag der Lebensspende

Ursprung und Entwicklung

Der Tag der Lebensspende ist ein Aktionstag, der ins Leben gerufen wurde, um auf lebensrettende Spenden aufmerksam zu machen. Initiiert wurde er im Jahr 2001 von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens. Seitdem wird der Tag jedes Jahr am 28. Mai begangen. Ursprünglich lag der Fokus vor allem auf dem Thema Blutkrebs und Stammzellspende, da dieses Datum an die DKMS-Gründung am 28. Mai 1991 erinnert. Aufgrund der weltweiten Bedeutung des Themas wurde aus dem deutschen Tag der Lebensspende ab 2014 der internationale Weltblutkrebstag (World Blood Cancer Day, WBCD). An diesem Tag zeigen Menschen weltweit ihre Solidarität mit Blutkrebspatienten und rufen zum Engagement im Kampf gegen Blutkrebs auf. Der Aktionstag hat sich somit von einer nationalen Initiative zu einer globalen Bewegung weiterentwickelt.

Anlass und Bedeutung

Der Tag der Lebensspende soll die Öffentlichkeit für die Möglichkeit sensibilisieren, mit eigenen Spenden Leben zu retten. In Deutschland erhält etwa alle zwölf Minuten ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, weltweit ist es alle 27 Sekunden. Oft ist eine Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung für Blutkrebspatienten. Gleichzeitig finden noch immer nicht alle Erkrankten rechtzeitig einen passenden Spender – jeder siebte Patient in Deutschland sucht vergeblich. Diese Fakten verdeutlichen den hohen medizinischen Bedarf und bilden den Anlass für den Aktionstag. Die DKMS hat es sich zur Aufgabe gemacht, so viele potenzielle Lebensspender wie möglich zu registrieren. Bis heute wurden über 110.000 Stammzellspenden über die DKMS vermittelt und damit ebenso viele zweite Lebenschancen für Patienten ermöglicht. Dennoch erkranken jährlich allein in Deutschland rund 44.000 Menschen neu an Blutkrebs – der Handlungsbedarf bleibt also groß. Der Tag der Lebensspende soll daher Bedeutung und Wichtigkeit des Themas verdeutlichen. Er ist allen gewidmet, die den Kampf gegen Leukämie und andere lebensbedrohliche Krankheiten aktiv unterstützen – seien es Spender, Helfer oder Organisationen.

Formen der Lebensspende

Unter dem Begriff Lebensspende werden verschiedene Formen der freiwilligen Spende zusammengefasst, durch die Menschenleben gerettet oder verlängert werden können. Zu den wichtigsten Themen, die am Tag der Lebensspende hervorgehoben werden, gehören unter anderem:

  • Organspende: Die Organspende – sei es postmortal oder als Lebendspende – kann schwerkranken Patienten das Leben retten. In Deutschland stehen rund 8.575 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan (Stand Ende 2024). Doch Organe sind knapp; 2024 gab es bundesweit nur 953 Organspender. Der Aktionstag erinnert daran, wie wichtig die Entscheidung für einen Organspendeausweis ist und würdigt jene, die durch die Spende von Herz, Niere, Leber & Co. anderen eine neue Lebenschance schenken. (Unabhängig vom Tag der Lebensspende gibt es in Deutschland auch den Tag der Organspende am ersten Samstag im Juni, der speziell den Organspendern dankt und dieses Thema vertieft.)
  • Blutspende: Die Blutspende ist eine weitere essenzielle Form der Lebensspende. Täglich werden in Deutschland über 15.000 Blutspenden benötigt, um die Versorgung von Kranken und Verletzten sicherzustellen. Ob Unfallopfer, Krebspatienten oder Menschen mit chronischen Krankheiten – sie alle sind auf Blutpräparate angewiesen. Eine einzelne Blutspende kann bis zu drei Leben retten. Der Tag der Lebensspende betont die Bedeutung regelmäßiger Blutspenden und soll mehr Menschen motivieren, Blut zu spenden. Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz nutzen solche Aktionstage, um auf Engpässe aufmerksam zu machen und neue Spender zu gewinnen.
  • Stammzellenspende: Im Mittelpunkt des ursprünglichen Aktionstages stand die Stammzell- bzw. Knochenmarkspende für Leukämie- und Lymphompatienten. Für viele Blutkrebspatienten ist die Übertragung gesunder Stammzellen die einzige Überlebenschance. Daher ist es entscheidend, dass sich möglichst viele Menschen als potenzielle Stammzellspender registrieren lassen. „Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein.“ – unter diesem Motto ruft die DKMS seit Jahren zur Registrierung auf. Bereits über 7,8 Millionen Menschen in Deutschland (und 12,5 Millionen weltweit) sind bei der DKMS typisiert. Dennoch findet etwa 20% der Patienten keinen passenden „genetischen Zwilling“, weshalb jede neue Registrierung Leben retten kann. Der Tag der Lebensspende informiert über die unkomplizierte Typisierung (z.B. per Wangenabstrich) und wirbt um mehr Bereitschaft zur Stammzellspende.

Ziele und Anliegen des Aktionstags

Mit dem Tag der Lebensspende werden mehrere Ziele verfolgt. Im Vordergrund steht die Aufklärung der Bevölkerung über die verschiedenen Formen der Spende und deren enorme Bedeutung. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Medienberichte und Veranstaltungen soll ein größeres gesellschaftliches Bewusstsein für Themen wie Blutkrebs, Organspende und Blutspende geschaffen werden. Viele Menschen sind noch unsicher oder uninformiert, was eine Registrierung als Spender bedeutet – hier setzt der Aktionstag an, indem er Fakten vermittelt und Vorurteile abbaut. Ein weiteres zentrales Ziel ist die Gewinnung neuer Spender. Jede zusätzliche Person, die sich typisieren lässt, einen Organspendeausweis ausfüllt oder regelmäßig Blut spendet, kann im Ernstfall Leben retten. „Mit jeder Registrierung erhöht sich für Erkrankte die Chance, einen Stammzellenspender zu finden“, betont die DKMS. Der Tag dient auch dazu, Dank und Anerkennung auszudrücken: Er würdigt die selbstlose Entscheidung jener, die durch ihre Spende anderen Menschen geholfen haben. Geschichten von geretteten Patienten und ihren Spendern – etwa die Begegnung von Transplantationsempfängern mit ihren „Lebensrettern“ – werden häufig rund um den 28. Mai öffentlich gemacht, um zu zeigen, welche Wirkung eine Lebensspende haben kann. Insgesamt verfolgt der Aktionstag das Anliegen, Solidarität zu fördern und zu zeigen, dass jeder einzelne einen Beitrag leisten kann, um Schwerkranken Hoffnung und Leben zu schenken.

Beteiligte Organisationen und Aktionen

Hinter dem Tag der Lebensspende steht in erster Linie die DKMS als Initiatorin. Die DKMS (heute DKMS Stiftung Leben Spenden) koordiniert viele Aktivitäten rund um diesen Tag und arbeitet dabei mit zahlreichen Partnern zusammen. In Deutschland und weltweit beteiligen sich verschiedene Organisationen, Institutionen und Initiativen, die sich dem Thema Lebensspende verschrieben haben. Dazu gehören zum Beispiel andere Stammzellspenderdateien, Patientenorganisationen (wie Leukämiehilfen und Stiftungen), Krankenhäuser und Blutspendedienste sowie Behörden und das Gesundheitsministerium, die den Aktionstag in Kalender und Kampagnen aufnehmen. Auch Schulen, Universitäten und Vereine nutzen den 28. Mai mitunter für Aufklärungsveranstaltungen oder Registrierungsaktionen, oft in Zusammenarbeit mit der DKMS oder dem Deutschen Roten Kreuz. Der Aktionstag ist folglich ein gemeinschaftliches Projekt vieler Akteure, die alle das gleiche Ziel eint: mehr Lebensspender zu finden und Leben zu retten.

Rund um den Tag der Lebensspende finden vielfältige Aktionen und Kampagnen statt. Ein Schwerpunkt sind öffentliche Typisierungsaktionen: So werden an diesem Tag häufig Sondertermine angeboten, bei denen sich Freiwillige als Stammzellspender anmelden können – sei es in Fußgängerzonen, bei Firmenevents oder online. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kampagne war die Zusammenarbeit mit einem großen Unternehmen im Jahr 2019, bei der bundesweit 13.000 Mitarbeiter die Möglichkeit zur kostenlosen Registrierung nutzten. Solche Aktionen zeigen, wie Unternehmen und Organisationen den Aktionstag aktiv unterstützen. Darüber hinaus wird in den Medien und sozialen Netzwerken verstärkt zum Thema Lebensspende berichtet. Unter einprägsamen Mottos und Hashtags teilen Betroffene und Unterstützer ihre Geschichten. Ein markantes Symbol des Weltblutkrebstags ist das rote Ampersand-Zeichen („&“), das für den Zusammenhalt von Spendern und Patienten steht – viele Beteiligte posten dieses Zeichen am 28. Mai als Zeichen der Verbundenheit. Jedes Jahr entwickelt die DKMS zudem eine Kampagne mit Slogan, um die Botschaft frisch zu vermitteln. 2023 lautete das Motto beispielsweise „Mund auf!“ – Mund auf für das Leben, gegen Blutkrebs und für mehr lebensrettende Stammzellspenden. Solche Leitsprüche sollen Aufmerksamkeit erregen und zur Aktion motivieren.

Nicht zuletzt werden am Tag der Lebensspende oft Erfolgsgeschichten und Zahlen veröffentlicht, um die Fortschritte zu zeigen. Pressemitteilungen informieren z.B. darüber, wie viele neue Spender gewonnen wurden oder wie viele Patienten dank Spenden eine zweite Chance erhalten haben. Diese positiven Beispiele dienen als Motivation für die Öffentlichkeit, selbst aktiv zu werden. Insgesamt hat sich der Tag der Lebensspende als feste Größe im Gesundheitskalender etabliert. Durch Aufklärung, Aktionen und persönliches Engagement trägt er dazu bei, das Thema Lebensspende ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, Vorurteile abzubauen und konkret neue Lebensspender zu gewinnen – getreu dem Leitgedanken, Leben zu schenken.

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