Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Herkunft und historische Entwicklung
Der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz wird jedes Jahr am 28. April begangen. Seine Wurzeln liegen in Nordamerika: 1984 rief eine kanadische Gewerkschaft erstmals den Workers’ Memorial Day ins Leben – einen Gedenktag für Beschäftigte, die durch Unfälle oder Berufskrankheiten ihr Leben verloren. In den folgenden Jahren weitete sich dieser Gedenktag international aus. Auch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der UNO, erkannte den 28. April als Aktionstag an und erklärte ihn im Jahr 2003 offiziell zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Damit wurde der ursprünglich gewerkschaftlich initiierte Gedenktag zu einem globalen UNO-Aktionstag im Zeichen des Arbeitsschutzes. Die Wahl des Datums 28. April ist historisch begründet: An diesem Tag wurde 1914 in Kanada mit dem Workers’ Compensation Act erstmals eine Behörde für Arbeitssicherheit gegründet – ein Meilenstein, auf den der heutige Welttag Bezug nimmt.
Seit der offiziellen Einführung 2003 wird der Welttag jährlich weltweit begangen. Die ILO begeht den Tag jedes Jahr unter einem spezifischen Motto, um unterschiedliche Schwerpunkte im Arbeitsschutz hervorzuheben. So stand der Aktionstag 2018 beispielsweise im Zeichen der Sicherheit junger Beschäftigter und der Bekämpfung von Kinderarbeit, während 2025 die Rolle Künstlicher Intelligenz im Arbeitsschutz im Mittelpunkt stand. Diese thematischen Schwerpunkte verdeutlichen die fortlaufende historische Entwicklung der Arbeitssicherheit: Neue Herausforderungen – etwa durch Digitalisierung, demografischen Wandel oder globale Lieferketten – werden jährlich aufgegriffen und diskutiert.
Bedeutung und Ziele des Aktionstags
Der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz hat zum Ziel, weltweit Bewusstsein für Arbeitsschutz zu schaffen und präventive Maßnahmen zu fördern. Die ILO und ihre Partner erinnern daran, wie wichtig sichere, gesunde und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer und Volkswirtschaften sind. Trotz fortschreitender Schutzmaßnahmen sterben nach Schätzungen der ILO immer noch jeden Tag etwa 6.000 Menschen durch Arbeitsunfälle oder berufsbedingte Krankheiten – das entspricht über 2 Millionen Todesfällen pro Jahr. Millionen weitere Arbeiter erleiden Verletzungen oder Erkrankungen infolge ihrer Arbeit. Viele dieser Tragödien wären durch bessere Prävention, klare Regeln und eine Sicherheitskultur im Betrieb vermeidbar.
Entsprechend versteht sich der Aktionstag als Appell an Regierungen, Arbeitgeber und Beschäftigte, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ernst zu nehmen. Der Welttag soll Politik und Öffentlichkeit gleichermaßen für Risiken am Arbeitsplatz sensibilisieren und daran erinnern, dass Sicherheit und Gesundheit Grundrechte der Beschäftigten sind. In der internationalen Gewerkschaftsbewegung hat sich in diesem Zusammenhang der Slogan „Remember the dead – fight for the living“ (Den Toten gedenken, für die Lebenden kämpfen) etabliert. Er bringt die doppelte Bedeutung des Tages zum Ausdruck: Zum einen das Gedenken an verunglückte oder erkrankte Arbeitnehmer, zum anderen der Einsatz für bessere Bedingungen in der Zukunft. Insgesamt trägt der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz dazu bei, das Bewusstsein zu schärfen, dass gesunde Arbeit kein Luxus, sondern ein Menschenrecht ist.
Weltweite Begehung des Aktionstags
Als offizieller UN-Welttag wird der 28. April heute in über 100 Ländern begangen. Die ILO sowie zahlreiche nationale Behörden, Unternehmen und Gewerkschaften veranstalten an diesem Tag vielfältige Aktionen, um das Thema Arbeitsschutz in den Fokus zu rücken. Fester Bestandteil des Welttags sind Kampagnen und Events, die verschiedene Aspekte sicherer, gesunder und menschenwürdiger Arbeitsbedingungen thematisieren. Weltweit sind an der Umsetzung Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmerorganisationen beteiligt, denn Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz gehen alle etwas an.
Die Palette der Aktivitäten ist breit: So veröffentlichen die ILO und viele Länder jährlich zum 28. April Berichte, Statistiken und Präventionsinitiativen, die Fortschritte und Handlungsbedarf im Arbeitsschutz aufzeigen. Häufig wird der Welttag genutzt, um neue Kampagnen zu starten – etwa zur Verhütung bestimmter Arbeitsunfälle, zum Verbot gefährlicher Substanzen (wie Asbest) oder zur Verbesserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. In vielen Unternehmen finden interne Veranstaltungen statt, z. B. Sicherheitsschulungen, Unterweisungen oder Workshops, um Mitarbeiter für Gefahren zu sensibilisieren und sicherheitsgerechtes Verhalten zu fördern. Regierungen und Berufsgenossenschaften organisieren Fachkonferenzen, Aktionstage oder Wettbewerbe (z. B. Prämierungen für vorbildliche Arbeitsschutzprojekte), um das öffentliche Interesse auf Arbeitssicherheit zu lenken.
Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen begehen den 28. April oft als Gedenktag: In Gedenken an die Opfer von Arbeitsunfällen werden z. B. Schweigeminuten abgehalten oder Namen verunglückter Kollegen verlesen. In einigen Städten finden Gedenkveranstaltungen statt – von Kranzniederlegungen bis zu multireligiösen Gedenkgottesdiensten. Gleichzeitig dienen diese Veranstaltungen als Auftakt für Proteste und Kundgebungen, auf denen bessere Arbeitsschutzgesetze und -kontrollen eingefordert werden. So finden am Workers’ Memorial Day weltweit Aktivitäten aller Art statt, von Aufklärungsaktionen am Arbeitsplatz über öffentliche Versammlungen bis hin zu Demonstrationen. Laut dem Internationalen Gewerkschaftsbund beteiligten sich allein im Jahr 2009 etwa 14 Millionen Menschen in über 100 Ländern an rund 10.000 Veranstaltungen zum 28. April – ein Zeichen dafür, welche globale Resonanz dieser Tag inzwischen hat.
Beispiele typischer Aktionen und Kampagnen
Am Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz werden immer wieder ähnliche Aktionstypen beobachtet, die sich weltweit etabliert haben. Einige Beispiele für typische Aktionen und Kampagnen am 28. April sind:
- Gedenk- und Mahnveranstaltungen: Viele Gewerkschaften und Betriebe organisieren am 28. April Gedenkzeremonien für verunglückte Arbeitnehmer. Dazu zählen Schweigeminuten (z. B. um 12 Uhr mittags), Gedenkfeiern oder das Aufstellen von Mahnmalen für Opfer von Arbeitsunfällen. Diese Veranstaltungen erinnern daran, welche realen menschlichen Verluste hinter den Statistiken stehen, und mahnen zu mehr Arbeitsschutz.
- Informations- und Aufklärungskampagnen: Regierungen, Unfallversicherungsträger und Organisationen starten an diesem Tag verstärkt Kampagnen, um über Arbeitsrisiken und Präventionsmaßnahmen aufzuklären. Häufig werden Broschüren, Plakate und Online-Material veröffentlicht oder Hotlines und Beratungsangebote geschaltet. In sozialen Medien wird der Welttag genutzt, um mit Hashtags und digitalen Aktionen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ziel dieser Kampagnen ist es, eine Kultur der Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitswelt zu fördern.
- Betriebliche Safety-Aktionen: Unternehmen nehmen den Welttag zum Anlass, ihre Arbeitsschutzmaßnahmen zu überprüfen und im Betrieb sichtbar zu machen. Viele veranstalten spezielle „Safety Days“ oder Unterweisungstage, an denen Mitarbeiter in Unfallverhütung geschult werden und z. B. Erste-Hilfe-Übungen, Evakuierungsdrills oder Workshops zu Ergonomie und Stressprävention stattfinden. Solche Weiterbildungsangebote sind ein fester Bestandteil des Aktionstags und zeigen, dass auch Arbeitgeber Verantwortung für eine sichere Arbeitsumgebung übernehmen.
- Politische Aktionen und Versprechen: In einigen Ländern nutzen Politiker und Behörden den 28. April, um neue Initiativen im Arbeitsschutz anzukündigen. Das können verschärfte Gesetze, nationale Arbeitsschutztage oder Aktionspläne gegen bestimmte Gefahren sein. Beispielsweise wurde in Deutschland ein Lieferkettengesetz verabschiedet, das Unternehmen zu Arbeitsschutz in ihren weltweiten Lieferketten verpflichtet – ein Schritt, der ebenfalls im Lichte des globalen Arbeitsschutztages diskutiert wurde. International veröffentlicht die ILO am Welttag oft einen Bericht oder setzt ein Jahresthema, um Regierungen zum Handeln zu motivieren.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz weit mehr ist als nur ein symbolischer Kalendereintrag. Er hat sich zu einem lebendigen Aktionstag entwickelt, an dem weltweit Gedenken und konkrete Prävention Hand in Hand gehen. Ob durch stilles Erinnern an die Opfer oder durch lautstarke Forderungen nach Verbesserungen – der 28. April mobilisiert jedes Jahr Millionen Menschen mit einem gemeinsamen Anliegen: Jeder Mensch hat das Recht, gesund und sicher von der Arbeit nach Hause zu kommen.
 
