Zuspätkommtag – Eine humorvolle Ode an die Unpünktlichkeit
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – diesen Spruch kennen wir alle. Doch einmal im Jahr ist alles anders: Am 30. Juli feiert Deutschland den bundesweiten Zuspätkommtag, den inoffiziellen Feiertag aller notorischen Zuspätkommer. An diesem kuriosen Aktionstag darf man Pünktlichkeit ausnahmsweise locker nehmen, den Wecker ruhig ein paar Mal auf „Snooze“ drücken und gelassen ein paar Minuten (oder Stunden?) später erscheinen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Was hat es mit diesem skurrilen Gedenktag auf sich? Hier kommt ein amüsanter Blick auf Herkunft, Bräuche und typische Verspätungs-Ausreden – und auf einige ähnlich schräge Feiertage in Deutschland.
Herkunft: Vom Blog zum (inoffiziellen) Aktionstag
Die Entstehung des Zuspätkommtags führt uns ins Internet: Initiator ist der deutsche Blogger und Cartoonist Bastian Melnyk, der diesen „Ehrentag der Unpünktlichkeit“ im Jahr 2009 ins Leben gerufen hat. Melnyk veröffentlichte damals auf seiner Website einen Comic und einen „Fred-Kalender“ mit kuriosen Aktionstagen – darunter erstmals den Zuspätkommtag am 30. Juli 2009. Manche Quellen geben auch das Jahr 2006 an, da Melnyk bereits seit 2006 skurrile Kalenderideen sammelte. Klar ist jedoch: Offiziell anerkannt ist dieser Tag keineswegs, sondern es handelt sich um einen inoffiziellen Spaß-Aktionstag aus der Blogosphäre. Weder Staat noch Vereinte Nationen haben damit etwas zu tun – hier hat allein die Kreativität eines Bloggers und seiner Community einen neuen „Feiertag“ geschaffen.
Obwohl kein offizieller Gedenktag, hat sich der Zuspätkommtag seitdem herumgesprochen. Wahrscheinlich entstand er weniger aus Protest oder Ernst, sondern vor allem als humorvolles Internet-Phänomen. Manche mögen vermuten, dahinter stecke eine Protestaktion gegen den deutschen Pünktlichkeitswahn oder ein Spaß unter Schülern/Studenten – tatsächlich aber war es schlicht Melnyks satirische Idee, die dann von Online-Kalendern und Medien begeistert aufgegriffen wurde. Schließlich passt der Tag perfekt in die Reihe der „Kuriosen Feiertage“, die jedes Jahr für Schlagzeilen und Schmunzler sorgen.
Worum geht es beim Zuspätkommtag?
Der Name sagt eigentlich schon alles: Heute soll jeder zu spät kommen. Wer pünktlich ist, hat den Sinn des Tages nicht verstanden! Es ist quasi das große Augenzwinkern an alle Pünktlichkeitsfanatiker. Die Kernidee des Zuspätkommtags: Am 30. Juli benötigt man für eine Verspätung keine Entschuldigung – man kann sich einfach gelassen auf diesen Aktionstag berufen. Statt peinlich berührt nach Ausflüchten zu suchen, darf man stolz verkünden, man komme „zu Ehren des Zuspätkommtags“ ein bisschen später als verabredet.
Dieser humorvolle Umgang mit Unpünktlichkeit soll augenzwinkernd mehr Toleranz für notorische Zuspätkommer schaffen. An diesem Tag gehören Verspätungen ausnahmsweise „zum guten Ton“. Pünktlichkeit ist normalerweise eine Tugend – aber am Zuspätkommtag drücken wir mal alle ein Auge zu. Frei nach dem Motto: Heute bitte kein Stress, wir haben doch Zuspätkommtag!
Wie wird der Zuspätkommtag gefeiert?
Einen festen Brauch (abgesehen vom Zuspätkommen selbst) gibt es nicht, doch in der Praxis wird der Tag vor allem online begangen. In sozialen Netzwerken taucht jedes Jahr um den 30. Juli der Hashtag #Zuspätkommtag auf. Nutzer teilen mit Humor, warum sie heute zu spät kommen müssen, und witzeln über die schönsten Ausreden. Sogar einige Unternehmen machen mit: So fragte etwa die deutsche PlayStation-Community augenzwinkernd, was denn die liebste Ausrede der Fans sei, um zu spät zu kommen 😉. Auch Nachrichtenportale und Radiosender greifen den Tag regelmäßig auf – oft mit einem Augenzwinkern und Tipps, welche Entschuldigungen man heute nicht nötig hat.
Natürlich gilt trotzdem: Vorsicht im echten Leben! Nicht jeder Chef kennt oder schätzt den Zuspätkommtag. So humorvoll die Idee ist, im Arbeitsalltag hat Unpünktlichkeit oft ernste Folgen. Arbeitsrechtlich bleibt Pünktlichkeit Pflicht – wer also am 30. Juli eigenmächtig zu spät ins Büro schlurft, sollte besser einen kulanten Vorgesetzten (oder Gleitzeit) haben. Kurz gesagt: Feiern ja, aber vielleicht nicht gerade durch absichtliches Zuspätkommen zu wichtigen Terminen – außer man kann es sich erlauben.
Viele Menschen nutzen den Tag eher symbolisch: Man schmunzelt morgens über den Kalender-Eintrag, erzählt den Kollegen davon oder postet einen launigen Spruch à la „Sorry für die Verspätung – ist ja Zuspätkommtag!“. Einige überpünktliche Zeitgenossen nehmen es zum Anlass, sich einmal absichtlich Zeit zu lassen, um zu erleben, wie es sich anfühlt, nicht ständig auf die Minute zu leben. Und die notorischen Zuspätkommer? Die genießen am 30. Juli einfach, dass man ihnen ausnahmsweise keinen Strick aus ihrer Trödelei dreht.
Die besten Ausreden zum Zuspätkommen
Was wäre ein Zuspätkommtag ohne eine Sammlung kreativer Verspätungs-Ausreden? 😉 Tatsächlich kursieren jedes Jahr aufs Neue Listen mit den skurrilsten Entschuldigungen – manche werden zum regelrechten Bullshit-Bingo der Ausreden. Hier eine kleine Auswahl herrlich absurder Klassiker, mit denen man (zumindest am Zuspätkommtag) punkten könnte:
- Der Wecker hatte „einen Unfall“: „Entschuldigung, dass ich zu spät bin, aber mein Wecker ist heute Morgen verstorben – er hatte einen schrecklichen Wandunfall.“
- Katzen-Drama: „Meine Katze hat heute Früh auf den Teppich gekotzt, und beim Baden der Katze habe ich das ganze Badezimmer unter Wasser gesetzt.“
- Omas Cent-Stück-Zählmarathon: „Ich stand an der Supermarkt-Kasse hinter einer alten Dame, die alles in 1-Cent-Stücken bezahlt hat. Das hat ewig gedauert!“
- Verlängerung im Traum: „Tut mir leid – ich habe von einem Fußballspiel geträumt, und als ich aufstehen wollte, gab es eine Verlängerung!“
- Der Evergreeen „Bahn/Bus“: „Tja… der Bus kam nicht.“ (Diese Ausrede funktioniert immer, vom Schulhof bis zum Berufsverkehr – und jeder hat sie wohl schon gehört.)
Natürlich ließen sich diese Listen endlos fortsetzen. Ob “Mein Navigationsgerät wollte heute ausschlafen“, “Im Aufzug stand ‚max. 5 Personen‘ – ich musste erst vier Mitfahrer suchen“ oder “Ich dachte, heute wäre Samstag“ – ein Grund findet sich immer. Am Zuspätkommtag darf man seiner Fantasie freien Lauf lassen, ohne rot zu werden. Und mal ehrlich: Ein bisschen Kreativität ist doch sympathischer als der x-te „Stau auf der A3“ oder „Zug hatte Verspätung“-Spruch. Wer weiß, vielleicht lacht der Gegenüber sogar mit – schließlich ist heute unser Tag! 😜
Ähnlich schräge Feiertage in Deutschland
Der Zuspätkommtag ist kein Einzelgänger – die Welt (und insbesondere Deutschland) ist voller kurioser Feiertage mit Humor-Garantie. Viele davon wurden ebenfalls von Bastian Melnyk ersponnen und ins Leben gerufen, sodass sein „Fred-Kalender“ inzwischen über 200 solcher Anlässe umfasst. Beispiele gefällig? Am 5. Februar feiert man etwa den „Hast-Du-gepupst?-Tag“, am 25. Februar den „Tag der Schachtelsätze“, und am 24. März darf beim „Elefanten-zeichnen-Tag“ kreativ gekritzelt werden. Ebenso originell geht es weiter: Am 18. August grüßen wir modisch mit unterschiedlich hochgekrempelten Hosenbeinen, und am 27. Oktober wird beim „Mit-Absicht-Geld-verlieren-Tag“ sogar das Portemonnaie erleichtert – natürlich alles mit einem zwinkernden Auge.
Auch Pünktlichkeit und Verspätung selbst bieten Stoff für mehrere schräge Aktionstage. So gibt es z. B. den Tag der Zugverspätung am 19. Juli, der 2023 von Bahn-Enthusiasten ins Leben gerufen wurde – er erinnert ironisch an die Leiden der Bahnfahrer und lässt einen Tag lang das „Bashing“ der Deutschen Bahn hochleben. International blickt man in die USA: Dort existiert seit 1956 der „Be Late For Something Day“ am 5. September, eingeführt vom Prokrastinatoren-Klub Amerika als Feiertag für das bewusste Zuspätkommen. Die inhaltliche Nähe zum deutschen Zuspätkommtag ist unverkennbar – offenbar haben auch andere Kulturen Sinn für die charmanten Seiten der Unpünktlichkeit.
Fazit: Heute ticken die Uhren langsamer
Ob als Internet-Gag, stiller Protest gegen den Zeitdruck oder einfach willkommener Anlass zum Schmunzeln – der Zuspätkommtag hat sich in Deutschland einen festen Platz im Kalender der kuriosen Feiertage gesichert. Am 30. Juli heißt es: Take it easy! Pünktlichkeit wird überbewertet, zumindest für einen Tag. In diesem Sinne: Genießen wir es, heute mal keine Ausrede fürs Trödeln zu brauchen. Und sollten wir doch irgendwo too late auftauchen, können wir immer noch lächelnd erklären: „Keine Sorge, ich feiere nur den Zuspätkommtag!“
 
