Welttag der Prävention gegen das Ertrinken (World Drowning Prevention Day)

Herkunft und Entstehung

Der Welttag der Prävention gegen das Ertrinken wird jedes Jahr am 25. Juli begangen und wurde durch eine Resolution der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Im April 2021 verabschiedete die UN-Generalversammlung einstimmig die Resolution „Global drowning prevention“, welche erstmals das Thema Ertrinkungsprävention auf die globale Agenda setzte. Diese historische Resolution – initiiert unter anderem von den Regierungen Bangladeschs und Irlands – erkannte das Verhindern von Ertrinkungsunfällen als wichtiges internationales Anliegen an. Zugleich wurde darin der World Drowning Prevention Day eingeführt, der fortan jährlich am 25. Juli stattfindet. Die Resolution lud die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein, die Aktivitäten zur Ertrinkungsprävention innerhalb des UN-Systems zu koordinieren. Seitdem übernimmt die WHO federführend die Vorbereitung des Gedenktages, entwickelt Informationsmaterialien, organisiert eine jährliche globale Auftaktveranstaltung und unterstützt Länder und Gemeinden bei Aktionen rund um den 25. Juli.

Bedeutung und Zielsetzung

Ertrinken ist ein ernstes und lange unterschätztes globales Problem der öffentlichen Gesundheit. Jährlich sterben Hunderttausende Menschen durch Ertrinken, doch das Thema erhielt über Jahrzehnte kaum internationale Beachtung – erst 2021 hat die UNO das Problem erstmals offiziell anerkannt. Der Welttag der Prävention gegen das Ertrinken soll diese Lücke schließen. Er dient als weltweite Advocacy-Plattform, um auf die tragischen und tiefgreifenden Auswirkungen von Ertrinkungsunfällen auf Familien und Gemeinschaften aufmerksam zu machen und um lebensrettende Lösungen zu fördern. An diesem Tag wird betont, dass jeder Ertrinkungstod vermeidbar ist. Die Zielsetzung ist, Regierungen und Gesellschaft für die Gefahr des Ertrinkens zu sensibilisieren, politischen Willen und Ressourcen für Präventionsmaßnahmen zu mobilisieren und einen koordinierten, branchenübergreifenden Einsatz bewährter Strategien anzustoßen. Dadurch soll erreicht werden, dass weniger Menschen – und insbesondere Kinder – durch Ertrinken sterben, und dass effektive Vorsorgemaßnahmen weltweit umgesetzt werden.

Statistiken und Fakten

Weltweit zählt Ertrinken zu den häufigsten Todesursachen durch Verletzungen und betrifft vor allem junge Menschen. Laut WHO ertrinken jedes Jahr schätzungsweise 236.000 Menschen – das entspricht rund 650 Todesfällen pro Tag. Damit ist Ertrinken global die dritthäufigste Ursache für unfallbedingte Todesfälle (ca. 7 % aller Verletzungstoten). Besonders Kinder und Jugendliche sind gefährdet: In der Altersgruppe der 1- bis 24-Jährigen gehört Ertrinken weltweit zu den führenden Todesursachen. Nachfolgend einige zentrale Fakten zur weltweiten Verbreitung des Ertrinkens:

  • Hohe Fallzahlen in Entwicklungsländern: Über 90 % aller tödlichen Ertrinkungsunfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Mangelnder Zugang zu Schutzmaßnahmen, schwache Sicherheitsinfrastruktur und begrenzte Aufklärung tragen hier zu den hohen Raten bei.
  • Regionale Schwerpunkte: Mehr als die Hälfte aller Ertrinkungstoten entfällt auf die WHO-Regionen Westpazifik und Südostasien. In einigen Ländern Asiens (etwa Bangladesch, Thailand, Vietnam) und Afrikas südlich der Sahara ist Ertrinken ein besonders drängendes Problem. Im Vergleich dazu sind die Ertrinkungsraten in Industrienationen deutlich niedriger – in der westpazifischen Region liegen die Raten laut WHO 27- bis 32-mal höher als beispielsweise im Vereinigten Königreich oder in Deutschland.
  • Altersgruppen: Kleinkinder unter 5 Jahren tragen das höchste Risiko, zu ertrinken. In vielen Ländern ist Ertrinken eine der häufigsten Todesursachen im Kindesalter. Auch Jugendliche sind gefährdet, vor allem wenn sie in der Nähe von offenen Gewässern aufwachsen.
  • Geschlecht und weitere Risikofaktoren: Männliche Personen ertrinken wesentlich häufiger als weibliche – Studien führen dies unter anderem auf häufigeres Risikoverhalten und höheren Wasserkontakt zurück. Generell gilt: Kinder, männliche Jugendliche/Männer und Menschen mit regelmäßigem Zugang zu offenen Gewässern (z. B. Fischer, Fährpersonal oder Anwohner von Flussufern) sind überdurchschnittlich oft von Ertrinkungsunfällen betroffen.

(Anmerkung: Experten weisen darauf hin, dass die tatsächliche Zahl der Ertrinkungsfälle noch höher liegen könnte, da in offiziellen Statistiken viele Vorfälle – etwa bei Überschwemmungen oder Bootsunglücken – nicht erfasst sind.)

Maßnahmen zur Prävention

Ertrinken ist vermeidbar – es gibt eine Reihe wissenschaftlich fundierter Strategien, um die Zahl der Ertrinkungsfälle zu senken. Internationale Gesundheitsorganisationen wie die WHO haben Leitfäden veröffentlicht, die Regierungen und Gemeinden bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen unterstützen. Zu den bewährten Maßnahmen zur Verhinderung von Ertrinkungsunfällen zählen unter anderem:

  • Sicherere Gewässerzugänge schaffen: Installation von Barrieren und Absperrungen an Brunnen, Teichen, Pools und Gewässerufern, um ungehinderten Zugang – insbesondere für Kinder – zu verhindern.
  • Betreute Spielbereiche für Kinder: Einrichtung von sicheren Orten fern vom Wasser (z. B. beaufsichtigte Kinderkrippen oder -horte für Vorschulkinder), damit kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt in Wassernähe gelangen.
  • Schwimmausbildung und Wasserkompetenz: Schwimmunterricht, Training in Wassersicherheit sowie das Erlernen von Rettungsschwimm- und Wiederbelebungsfähigkeiten (z. B. durch Erste-Hilfe-Kurse) für breite Bevölkerungsgruppen, besonders Kinder. Durch sichere Schwimmfähigkeiten und Kenntnisse in Selbst- und Fremdrettung können viele Notfälle vermieden werden.
  • Schulung von Ersthelfern: Aufbau von Programmen, um Laienhelfer (Eltern, Anwohner, Badende) in sicherer Rettung und Wiederbelebung zu schulen. Sofortmaßnahmen durch gut informierte Umstehende können Ertrinkenden oft das Leben retten.
  • Regulierung von Wassertransport und Schifffahrt: Erlass und Durchsetzung strenger Sicherheitsvorschriften für Boote, Schiffe und Fähren – etwa Ausstattung mit Rettungswesten, maximale Passagierzahlen und Schulung des Personals. Auch Kampagnen für das Tragen von Schwimmwesten bei Freizeitbootfahrten gehören dazu.
  • Katastrophenvorsorge und Hochwasserschutz: Verbesserung des Hochwassermanagements und der Frühwarnsysteme, um die Bevölkerung rechtzeitig vor Überschwemmungen zu warnen. Durch städteplanerische Maßnahmen (wie Flutschutzmauern, sichere Wasserentnahmestellen) und Evakuierungspläne lässt sich das Risiko massenhafter Ertrinkungsunfälle bei Naturkatastrophen reduzieren.

Zusätzlich empfehlen Experten öffentliche Aufklärungskampagnen über die Gefahren in und am Wasser (z. B. Hinweis auf Risikofaktoren wie Alkohol beim Schwimmen oder das Schwimmen an unbewachten Badestellen). Viele Länder erarbeiten derzeit nationale Aktionspläne für mehr Wassersicherheit – oft in Zusammenarbeit mit der WHO und UNICEF – um diese Maßnahmen systematisch umzusetzen.

Beteiligung und Aktionen am Welt-Ertrinkungspräventionstag

Der World Drowning Prevention Day wird weltweit von vielfältigen Akteuren genutzt, um das Thema Ertrinkungsschutz in den Fokus zu rücken. Alle relevanten Stakeholder – von Regierungen und kommunalen Behörden über UN-Organisationen wie WHO und UNICEF bis hin zu NGOs, dem Privatsektor, Wissenschaftlern und Einzelpersonen – sind eingeladen, sich mit Aktionen zu beteiligen. Die WHO koordiniert dabei die globalen Aktivitäten und stellt zentrale Botschaften sowie Material (z. B. Social-Media-Pakete, Infografiken, Leitfäden) zur Verfügung. UNICEF engagiert sich besonders im Kinderschutz: Gemeinsam mit Regierungen und Partnern organisiert UNICEF in vielen Ländern Aufklärungskampagnen und Programme, um Kindern das Schwimmen beizubringen und die Öffentlichkeit für Kinderertrinken zu sensibilisieren.

Auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und lokale Initiativen nutzen den 25. Juli, um auf das Thema aufmerksam zu machen. So hat z. B. die britische Royal National Lifeboat Institution (RNLI) maßgeblich zur Etablierung des Gedenktags beigetragen und ruft nun weltweit zu Engagement auf. Die International Life Saving Federation (ILS) motiviert ihre Mitgliedsverbände in über 50 Ländern, an diesem Tag Veranstaltungen durchzuführen und Präventionsbotschaften zu verbreiten. Eine gemeinsame Kampagne vieler Wasserrettungsorganisationen ist etwa die Aktion „Going Blue“: Dabei werden am 25. Juli prominente Bauwerke oder Wahrzeichen in blauem Licht beleuchtet, um ein sichtbares Zeichen für Ertrinkungsprävention zu setzen. Ebenso verbreitet ist der Hashtag #DrowningPrevention in den sozialen Medien, unter dem Informationen, persönliche Geschichten und Sicherheitstipps ausgetauscht werden.

Weltweit finden am Welttag der Prävention gegen das Ertrinken vielfältige Aktivitäten statt – von Pressekonferenzen, Gedenkveranstaltungen für Ertrinkungsopfer und Schwimmkurs-Aktionstagen bis hin zu politischen Rundgesprächen und neuen Bündnissen für Wassersicherheit. Durch diese breite Beteiligung soll die Botschaft verstärkt werden, dass „Jeder kann ertrinken – aber niemand sollte“. Der Gedenktag erinnert daran, dass Ertrinken als vermeidbare Tragödie gemeinsames Handeln erfordert, und er ermutigt alle Teile der Gesellschaft, sich für sichere Gewässer und den Schutz von Menschenleben einzusetzen.

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