Tag der emotionalen Achtsamkeit
Herkunft und Entstehung
Der Tag der emotionalen Achtsamkeit wird jedes Jahr am 29. September begangen und ist ein noch junger Aktionstag mit Ursprung in Deutschland. Ins Leben gerufen wurde er 2018 von der Therapeutin und Autorin Michaele Kundermann. An diesem Datum fand 2018 erstmals ein bundesweiter „Fokustag“ statt, der seither jährlich wiederholt werden soll. Kundermann initiierte den Aktionstag, um das Thema emotionale Kompetenz stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Ihr Anliegen war es, darauf hinzuweisen, wie wichtig die Förderung emotionaler Fähigkeiten für jeden Einzelnen – und im größeren Maßstab auch für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – ist. Der Tag der emotionalen Achtsamkeit ist kein gesetzlicher Feiertag, sondern ein Thementag, der durch privates und zivilgesellschaftliches Engagement getragen wird. Gleichwohl wird er mittlerweile nicht nur in Deutschland, sondern teils auch international beachtet.
Bedeutung und Anliegen des Aktionstags
Emotionale Achtsamkeit bedeutet, die eigenen Gefühle und körperlichen Empfindungen bewusst wahrzunehmen – ohne Urteil und ohne Ablenkung. In unserer hektischen, von Stress und ständigen Reizen geprägten Zeit fühlen sich viele Menschen emotional überfordert oder abgelenkt. Genau hier setzt der Aktionstag an: Er soll uns daran erinnern, auf uns selbst aufzupassen und achtsam mit den eigenen Emotionen umzugehen. Am Tag der emotionalen Achtsamkeit darf man innehalten, den Alltagsstress loslassen und die „Gefühlsmuskeln“ stärken – sprich, die Fähigkeit trainieren, Emotionen wahrzunehmen und zu regulieren.
Die Wichtigkeit dieses Themas ergibt sich aus seinen weitreichenden Auswirkungen. Emotionale Achtsamkeit ist von großer Bedeutung für die psychische und physische Gesundheit. Wer lernt, die eigenen Gefühle frühzeitig zu erkennen und anzunehmen, kann besser mit Stress, Ängsten oder Überforderung umgehen. Dadurch sinkt zum Beispiel das Risiko, dass sich negative Emotionen in Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout manifestieren. Gleichzeitig fördert ein achtsamer Umgang mit Emotionen positive Gefühle wie Zufriedenheit, Gelassenheit und Empathie, was zu mehr Lebensfreude beitragen kann. Nicht zuletzt zielt der Tag darauf ab, Verständnis für die Bedeutung von Emotionen zu wecken: Emotionale Kompetenzen – oft auch als Teil der emotionalen Intelligenz bezeichnet – beeinflussen, wie wir uns selbst motivieren, mit anderen interagieren und Herausforderungen meistern. Indem der Tag der emotionalen Achtsamkeit diese Aspekte ins Rampenlicht rückt, will er vermitteln, dass es kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist, sich um die eigene emotionale Welt zu kümmern.
Aktivitäten und Initiativen in Deutschland
In Deutschland wird der Tag der emotionalen Achtsamkeit vor allem durch Aufklärung und Aktionen im Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie am Arbeitsplatz begangen. Die Initiatorin Michaele Kundermann selbst organisiert rund um den 29. September Veranstaltungen – etwa Vorträge und Workshops – und hat ein Netzwerk von Unterstützern aufgebaut. So fand am 29. September 2018 ein erster Thementag mit vielfältigen Beiträgen statt, und seither ermutigt Kundermann ganzjährig dazu, das Thema im Alltag präsent zu halten.
Auch Unternehmen und Organisationen greifen den Aktionstag auf. Beispielsweise berichtete ein deutsches Unternehmensblog 2022 am Tag der emotionalen Achtsamkeit über die Früherkennung von Depression und Burnout am Arbeitsplatz. Dabei wurden Tipps gegeben, wie Arbeitgeber und Kollegen emotionale Warnsignale erkennen und Betroffene unterstützen können – ganz im Sinne der emotionalen Achtsamkeit im Berufsleben. Andere Firmen nutzen Social-Media-Beiträge am 29. September, um auf Stressprävention, Meditation oder einen achtsamen Führungsstil hinzuweisen.
Im Bildungs- und Gesundheitssektor finden ebenfalls Aktionen statt. Volkshochschulen und Therapiezentren machen in Kursen oder Vorträgen auf den Tag aufmerksam und bieten spezielle Achtsamkeitsübungen an. Lokale Medien greifen das Thema auf und liefern praktische Ratschläge. So betonte etwa ein Regionalportal aus Bayern zum Tag der emotionalen Achtsamkeit, wie wichtig Achtsamkeit in Partnerschaften ist, und gab den Lesern konkrete Tipps für mehr einfühlsame Aufmerksamkeit in der Beziehung. Auch Wellness-Einrichtungen und Yogastudios – wie z.B. ein Fitnesscenter in Baden-Württemberg – nahmen den Aktionstag zum Anlass, langjährige Kursleiter vorzustellen und die Vorteile von Yoga, Meditation und Atemübungen für die emotionale Balance zu erläutern. Insgesamt zeigen diese Aktivitäten, dass der Tag der emotionalen Achtsamkeit in Deutschland vor allem durch Informationskampagnen, Workshops und persönliche Geschichten begangen wird, die alle ein Ziel teilen: Menschen dazu anzuregen, achtsamer mit ihren eigenen Gefühlen und denen anderer umzugehen.
Gesellschaftlicher und psychologischer Kontext
Der Tag der emotionalen Achtsamkeit reiht sich ein in eine wachsende gesellschaftliche Beschäftigung mit mentaler Gesundheit, Mindfulness (Achtsamkeit) und zwischenmenschlicher Empathie. In den letzten Jahren hat das Thema Achtsamkeit auch in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen erkennen, dass psychisches Wohlbefinden ebenso wichtig ist wie körperliche Gesundheit – und dass beides eng zusammenhängt. So gehören stressbedingte Leiden wie Burnout oder Angststörungen mittlerweile zu den anerkannten Herausforderungen in Beruf und Alltag, über die offen gesprochen wird. Laut Experten hängt das nicht nur mit einer tatsächlichen Zunahme solcher Probleme zusammen, sondern auch mit besserer Diagnose und größerer Sensibilisierung in der Gesellschaft. Hier leistet emotionale Achtsamkeit einen wichtigen Beitrag: Wer die eigenen Gefühle und Belastungen frühzeitig wahrnimmt, kann gegensteuern, bevor sich ernsthafte Erkrankungen entwickeln. Unternehmen, Krankenkassen und sogar die Politik widmen sich verstärkt dem Thema psychische Gesundheit – etwa durch Programme zur Stressprävention oder Kampagnen, die zum Abbau von Stigmatisierung psychischer Probleme beitragen.
Auch im zwischenmenschlichen Bereich spielt emotionale Achtsamkeit eine Schlüsselrolle. In Familien, Partnerschaften und Freundschaften kann der achtsame Umgang mit Emotionen das Verständnis füreinander vertiefen und Konflikten vorbeugen. Studien zeigen, dass Empathie und aktives Zuhören – beides eng mit emotionaler Achtsamkeit verknüpft – die Qualität von Beziehungen verbessern. Das menschliche Miteinander kommt kaum ohne diese Fähigkeiten aus: Emotionale Achtsamkeit nimmt in der Pflege von Beziehungen einen prominenten Platz ein und ist für ein konstruktives Zusammenleben unerlässlich. Indem man die Gefühle des Gegenübers wahr- und ernstnimmt, schafft man Vertrauen und stärkt die Bindung. Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten manchmal von Emotionslosigkeit oder verhärteten Fronten geprägt scheinen, setzt der Fokus auf achtsame Emotionalität einen gegenläufigen Akzent. Er erinnert daran, dass hinter jeder Meinung und jedem Verhalten menschliche Gefühle stehen, die Beachtung verdienen.
Nicht zuletzt hat emotionale Achtsamkeit auch einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen. Fehlende emotionale Kompetenzen verursachen nicht nur persönliches Leid, sondern auch Kosten für Betriebe und Gemeinschaft – etwa durch krankheitsbedingte Ausfälle, Konflikte oder verminderte Produktivität. Umgekehrt kann eine Kultur, die emotionale Achtsamkeit fördert, zu mehr Resilienz, Kreativität und Zusammenarbeit führen. Menschen, die gelernt haben, ihre Emotionen zu verstehen und zu steuern, sind oft belastbarer und können stressige Situationen besser meistern. Dieser Gedanke findet zunehmend Eingang in Schulen (z.B. durch Sozial- und Emotionaltraining in einigen Lehrplänen) und in Führungskräftetrainings. Zwar wird emotionales Bewusstsein noch längst nicht überall systematisch gelehrt – Kundermann bemängelte etwa, dass wir emotionale Kompetenz „nicht in der Schule“ lernen – doch das Interesse daran wächst.
Der Tag der emotionalen Achtsamkeit trägt in diesem Kontext dazu bei, die Enttabuisierung von Gefühlen voranzubringen. Noch vor einigen Jahrzehnten wurden Emotionen im öffentlichen Leben oft als Schwäche abgetan oder verdrängt. Viele Menschen – Männer wie Frauen – fühlten sich mit emotionalen Problemen alleingelassen, weil Wissen und Verständnis dafür fehlten. Heute hingegen rücken Gefühle und seelische Gesundheit immer mehr in die Mitte der Gesellschaft. Aktionstage wie der 29. September ergänzen etablierte Anlässe (etwa den Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober) und schaffen zusätzliche Aufmerksamkeit. Sie laden dazu ein, innezuhalten und sich zu fragen: Wie geht es mir eigentlich wirklich? und Wie gehe ich mit den Gefühlen meiner Mitmenschen um?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tag der emotionalen Achtsamkeit weit mehr ist als nur ein Datum im Kalender. Er verkörpert einen Wertewandel hin zu mehr Achtsamkeit, Mitgefühl und Selbstfürsorge in der deutschen Gesellschaft. Indem er jährlich ein Signal sendet, dass emotionale Belange wichtig und legitim sind, leistet er einen Beitrag zu einer Kultur, in der die Menschen bewusster, empathischer und gesünder miteinander leben.
 
