Welt-Psoriasis-Tag

Der Welt-Psoriasis-Tag (englisch World Psoriasis Day, WPD) wird jährlich am 29. Oktober begangen. Dieser internationale Aktionstag ist den Menschen gewidmet, die mit Psoriasis (Schuppenflechte) und Psoriasis-Arthritis leben. Ziel des Tages ist es, das öffentliche Bewusstsein für diese chronisch-entzündliche Erkrankung zu schärfen, über ihre Auswirkungen aufzuklären und Verständnis für die Betroffenen zu fördern. Durch Kampagnen und Veranstaltungen sollen Erkrankte ermutigt werden, selbstbewusst mit ihrer Krankheit umzugehen, anstatt sich aus Scham oder Unwissenheit zurückzuziehen.

Herkunft und Geschichte

Ins Leben gerufen wurde der Welt-Psoriasis-Tag im Jahr 2004 von der International Federation of Psoriasis Associations (IFPA), dem internationalen Dachverband der Psoriasis-Organisationen. Seither hat sich dieser Aktionstag weltweit etabliert und wächst stetig an Bedeutung. Mittlerweile gilt er als globale Plattform, auf der sich Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessenvertreter vereinen, um gemeinsam auf die Anliegen der Psoriasis-Patienten aufmerksam zu machen. Heute wird der Welt-Psoriasis-Tag bereits in über 70 Ländern offiziell begangen.

Jedes Jahr steht der Aktionstag unter einem wechselnden Motto, das besondere Schwerpunkte setzt. So lautete das internationale Motto 2013 etwa „Global access to treatment“ (dt. „Weltweiter Zugang zu Behandlung“; deutsches Motto: „Psoriasis: Gute Versorgung für jeden“), um auf die Notwendigkeit einer besseren Versorgungslage für alle Psoriasis-Patienten hinzuweisen. Auch aktuelle Themen finden Eingang: 2024 stand der Welt-Psoriasis-Tag beispielsweise im Zeichen der Familie, um die Rolle von Angehörigen im Umgang mit Psoriasis hervorzuheben. Solche Leitsprüche unterstreichen jeweils bestimmte Aspekte – von medizinischer Versorgung über gesellschaftliche Inklusion bis hin zur Patientenaufklärung – und tragen zur fortlaufenden Geschichte dieses Aktionstages bei.

Bedeutung und Ziele

Der Welt-Psoriasis-Tag hat vor allem das Ziel, Aufmerksamkeit und Aufklärung zu schaffen. Das Bewusstsein für Psoriasis soll in der Öffentlichkeit erhöht und die Situation der Betroffenen verbessert werden. Durch Informationskampagnen werden Kenntnisse über die Krankheit und ihre Begleiterkrankungen vermittelt, um Vorurteile abzubauen und Verständnis zu wecken. Insbesondere soll deutlich gemacht werden, dass Psoriasis weit mehr als nur eine Hauterkrankung ist – sie betrifft den gesamten Körper und kann schwere Begleiterscheinungen wie Psoriasis-Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen mit sich bringen.

Darüber hinaus dient der Aktionstag als Stimme der Patienten. Die Anliegen von weltweit Millionen Betroffenen werden an diesem Tag ins Rampenlicht gerückt, damit sie von Politik und Gesellschaft gehört werden. Die internationalen Initiatoren betonen vier zentrale Kernziele des Welt-Psoriasis-Tags:

  • Bewusstsein schaffen: Gemeinsam soll das Profil der Psoriasis geschärft und mehr Verständnis für die Auswirkungen der Krankheit auf das Leben der Betroffenen erreicht werden.
  • Politisches Handeln vorantreiben: Regierungen und Entscheidungsträger sollen dazu bewegt werden, sich verstärkt für Psoriasis-Patienten einzusetzen – etwa durch besseren Zugang zu angemessener und bezahlbarer Behandlung.
  • Informationen verbreiten: Noch immer ist Psoriasis in weiten Teilen der Bevölkerung relativ unbekannt. Vereint sollen daher Mythen entkräftet und offene Fragen beantwortet werden, um Wissenslücken zu schließen.
  • Gemeinsam Stärke zeigen: Die Psoriasis-Community tritt geschlossen auf, um den Erkrankten eine starke Stimme zu geben. Durch den solidarischen Zusammenhalt können deutliche Fortschritte in der Versorgung und Entstigmatisierung erzielt werden.

Organisationen und Beteiligte

Die Koordination des Welt-Psoriasis-Tags liegt federführend bei der IFPA, die als globaler Verbund über 60 Psoriasis-Patientenorganisationen weltweit vertritt. Als Initiatorin des Aktionstags stellt die IFPA übergreifende Themen und Materialien bereit und sorgt für die internationale Vernetzung der Kampagne. Gleichzeitig engagieren sich in den einzelnen Ländern zahlreiche Organisationen und Fachgesellschaften, um die globalen Ziele lokal umzusetzen.

In Deutschland wird der Welt-Psoriasistag z.B. gemeinsam vom Deutschen Psoriasis Bund e.V. (Patientenvereinigung), dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) sowie dem Ärztenetzwerk PsoNet getragen. Diese enge Kooperation von Patientenvertretern und Dermatologie-Fachleuten stellt sicher, dass sowohl die Perspektive der Betroffenen als auch der medizinische Sachverstand in die Aufklärungsarbeit einfließen. Ähnliche Bündnisse finden sich in vielen Ländern: So beteiligt sich etwa in den USA die National Psoriasis Foundation, in Großbritannien die Psoriasis Association und in Österreich die Psoriasis Hilfe Austria mit eigenen Aktionen und Programmen.

Aktionen und Maßnahmen am Welt-Psoriasis-Tag

Rund um den 29. Oktober finden weltweit vielfältige Veranstaltungen und Aktionen statt, die über Psoriasis informieren und Betroffene unterstützen sollen. Medizinische Fachverbände, Kliniken und Selbsthilfegruppen organisieren in vielen Städten Informationsabende, Patientenseminare, Diskussionsrunden oder Beratungstage. Dabei können sich Interessierte über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten, Auslöser der Krankheit, neue Forschungserkenntnisse und Hilfsangebote informieren. Häufig werden auch kostenlose Hautchecks oder telefonische Beratungshotlines angeboten, um Betroffenen niedrigschwellig medizinische Unterstützung zu bieten.

Neben Fachveranstaltungen gehören auch öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Agenda. So wird der Welt-Psoriasis-Tag in manchen Ländern mit kreativ-aktiven Events begangen: 2024 fand in Spanien beispielsweise eine Pressekonferenz in Saragossa zum Thema „Psoriasis und Familie“ statt, um auf die Bedeutung des familiären Rückhalts aufmerksam zu machen. In Bangladesch wurde ein Benefiz-Lauf (Psoriasis-Marathon) organisiert, um das Thema in die breite Öffentlichkeit zu tragen. In Japan nutzte eine Patientenorganisation den Tag, um im Rahmen eines Fachseminars einen neuen Leitfaden für berufstätige Psoriasis-Betroffene vorzustellen. Auch soziale Medien spielen eine große Rolle: Weltweit teilen Betroffene am 29. Oktober unter Hashtags wie #WorldPsoriasisDay ihre persönlichen Geschichten, Fotos und Botschaften, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Gleichbetroffenen Mut zu machen.

Botschaften an die Öffentlichkeit

Eine zentrale Botschaft des Welt-Psoriasis-Tags ist, dass Psoriasis eine ernste, aber nicht ansteckende Krankheit ist. Noch immer sind Unwissenheit und Vorurteile in der Bevölkerung verbreitet – viele Menschen glauben fälschlicherweise, Schuppenflechte könne durch Berührung übertragen werden. Diese falschen Vorstellungen führen häufig zu Stigmatisierung und Ausgrenzung der Patienten: Fast alle Betroffenen haben im Alltag schon Diskriminierung erlebt, zum Beispiel in Form von angstvollen Blicken, abwertenden Kommentaren oder sozialer Isolation. Der Aktionstag will daher mit solchen Mythen aufräumen und deutlich machen, dass niemand Angst vor Kontakt mit Psoriasis-Patienten haben muss.

Ebenso soll vermittelt werden, dass Psoriasis nicht selbst verschuldet ist. Die Krankheit beruht auf genetischen Faktoren und einer fehlgeleiteten Immunreaktion, nicht auf mangelhafter Hygiene oder „Stress“ allein. Indem die Kampagne über Ursachen und Symptome aufklärt, nimmt sie den Betroffenen die Schuldzuweisungen, die diese oft von ihrer Umgebung oder sogar von sich selbst erfahren.

Welt-Psoriasis-Tag setzt auch ein positives Signal für die Erkrankten selbst: „Schuppenflechte? Trau Dich!“ lautete ein Motto in Deutschland, das Betroffenen Mut machen sollte, sich trotz sichtbarer Hautveränderungen nicht zu verstecken. Die öffentliche Botschaft lautet, dass Menschen mit Psoriasis ein ganz normales Leben führen können und sollen – mit Unterstützung, angemessener Behandlung und ohne Scham.

Nicht zuletzt richtet sich der Aktionstag auch an Entscheidungsträger: Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Psoriasis soll verbessert werden, damit Politik und Gesundheitswesen die Bedürfnisse der Patienten ernst nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2014 in einer Resolution alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Aufklärung über Psoriasis zu verstärken, die Versorgungslage zu verbessern und der Stigmatisierung aktiv entgegenzutreten.

Statistiken und internationale Perspektiven

Psoriasis weltweit: Schätzungsweise 2–3 % der Weltbevölkerung sind von Schuppenflechte betroffen, was rund 125 Millionen Menschen entspricht. Psoriasis tritt in allen Regionen und Altersgruppen auf, allerdings zeigen Statistiken regionale Unterschiede in der Häufigkeit. Europa verzeichnet die höchste Prävalenz: Etwa 6,4 Millionen Europäer leben mit Psoriasis – das ist der höchste Anteil im weltweiten Vergleich. In Deutschland sind rund 2 Millionen Menschen betroffen, was etwa 2–3 % der Bevölkerung entspricht. Ähnliche Raten finden sich in anderen mitteleuropäischen Ländern: In Österreich z.B. gibt es schätzungsweise 250.000 Psoriasis-Patienten, und in der Schweiz sind es etwa 170.000 (rund 2 % der Bevölkerung).

Lebensqualität und Begleiterkrankungen: Internationalen Studien zufolge leiden bis zu 30 % der Psoriasis-Patienten zusätzlich an Psoriasis-Arthritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, die mit der Hautkrankheit einhergeht. Darüber hinaus haben Menschen mit schwerer Schuppenflechte ein erhöhtes Risiko für weitere chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzerkrankungen. Die Belastungen sind nicht nur körperlicher Natur: In Umfragen geben über 88 % der Patienten an, dass Psoriasis ihre psychische Gesundheit und ihr emotionales Wohlbefinden beeinträchtigt. Viele Betroffene kämpfen infolge von Stigma und Krankheitsstress mit Depressionen oder Angststörungen.

Globale Anerkennung: Der Welt-Psoriasis-Tag hat im Laufe der Jahre erhebliche internationale Unterstützung erfahren. Im Jahr 2014 verabschiedete die Weltgesundheitsversammlung der WHO erstmals eine Psoriasis-Resolution (WHA 67.9), welche Psoriasis offiziell als schwere nichtübertragbare Krankheit anerkannte und die Mitgliedsländer zu verstärkten Anstrengungen aufforderte. Damit wurde der 29. Oktober de facto als globaler Awareness Day für Psoriasis bestätigt. Heute beteiligen sich weltweit über 50 Patientenorganisationen an den WPD-Aktivitäten, und Regierungen in vielen Ländern unterstützen die Aufklärungskampagnen mit eigenen Initiativen.

Fazit: Der Welt-Psoriasis-Tag verbindet Menschen rund um den Globus im Einsatz für eine gemeinsame Sache. Durch Aufklärung, Solidarität und Engagement sollen die Lebensumstände von Millionen Psoriasis-Betroffenen nachhaltig verbessert werden. Die Herkunft und Geschichte des Aktionstags – von der Gründung durch engagierte Patientenvertreter im Jahr 2004 bis zur offiziellen Anerkennung durch die WHO – spiegeln wider, welchen weiten Weg das Thema bereits genommen hat. Dennoch bleiben die Ziele hochaktuell: Bewusstsein schaffen, Vorurteile abbauen, Versorgung verbessern und den Betroffenen eine starke Stimme geben. Der Welt-Psoriasis-Tag ist somit mehr als nur ein Datum im Kalender – er ist ein jährlicher Höhepunkt im Kampf gegen Schuppenflechte und ein Zeichen der Hoffnung für alle, die mit dieser Krankheit leben.

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