Welttag der Städte (World Cities Day) wird jedes Jahr am 31. Oktober begangen. Dieser von den Vereinten Nationen initiierte Aktionstag soll weltweit das Bewusstsein für die Chancen und Herausforderungen der globalen Urbanisierung und einer nachhaltigen Stadtentwicklung schärfen. Unter dem Leitmotto „Better City, Better Life“ (auf Deutsch etwa „Bessere Stadt, besseres Leben“) sind alle Akteure – von Staaten, Städten und Gemeinden bis hin zu Bürger*innen – aufgerufen, sich gemeinsam für nachhaltige Strategien in Städten einzusetzen. Im Folgenden werden die Herkunft des Welttags, seine internationale Bedeutung und insbesondere seine Relevanz für Deutschland beleuchtet, einschließlich beispielhafter Aktivitäten und Programme in deutschen Städten.
Ursprung und Entstehung des World Cities Day
Der Welttag der Städte geht auf eine Initiative der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2013 zurück. Mit der UN-Resolution 68/239 vom 27. Dezember 2013 beschloss die Generalversammlung, den 31. Oktober ab 2014 jährlich als World Cities Day auszurufen. Die Wahl fiel bewusst auf dieses Datum, da der Tag zugleich den Abschluss des „Urban October“ bildet – eines Aktionsmonats der UN, der mit dem World Habitat Day am ersten Montag im Oktober beginnt und mit dem World Cities Day endet. Beide eint das übergeordnete Motto „Better City, Better Life“, das ursprünglich von der Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai geprägt wurde. Tatsächlich entstand die Idee für den Welttag der Städte im Nachklang der Shanghai Expo 2010, auf der die Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit zur Bewältigung urbaner Herausforderungen erstmals konkret formuliert wurde. Seit der ersten Auflage am 31. Oktober 2014 wird der Tag jährlich begangen. Organisiert wird die globale Durchführung vom UN-Programm für menschliche Siedlungen (UN-Habitat) in Kooperation mit jeweils ausgewählten Gastgeberstädten.
Globale Bedeutung und Ziele
Hintergrund für die Ausrufung des World Cities Day sind die tiefgreifenden Veränderungen durch die weltweite Urbanisierung. Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten, Tendenz steigend – 1950 waren es nur etwa 30%, 2022 schon 57%, und bis 2050 werden voraussichtlich mehr als zwei Drittel aller Menschen städtische Wohnorte haben. Städte sind heute zentrale Dreh- und Angelpunkte der Entwicklung: Sie erwirtschaften rund 80 % des globalen BIP und bieten Millionen Arbeitsplätze, verbrauchen aber gleichzeitig etwa 60–80 % der Energie und verursachen rund 70–75 % der Treibhausgas-Emissionen. Die rasante Verstädterung bringt folglich enorme Chancen (etwa wirtschaftliches Wachstum, Innovation, kultureller Austausch) ebenso wie Herausforderungen (z.B. Umweltbelastungen, Infrastrukturbedarf, soziale Ungleichheiten) mit sich.
Der Welttag der Städte soll diese Entwicklungen ins öffentliche Bewusstsein rücken und die internationale Gemeinschaft dazu anregen, verstärkt zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Lösungen zu finden. Er steht in direktem Zusammenhang mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN, insbesondere Ziel 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden), und der „New Urban Agenda“, welche eine nachhaltige Urbanisierung und inklusives Städtewachstum fördern. Die Vereinten Nationen rufen ihre Mitgliedsstaaten am World Cities Day ausdrücklich dazu auf, nachhaltige Stadtentwicklung durch ökologische, soziale und wirtschaftliche Maßnahmen voranzutreiben. Dabei wird betont, dass lokale Lösungen vor Ort entscheidend sind, um globale Ziele zu erreichen – ganz im Sinne von „global denken, lokal handeln“. So ist der 31. Oktober auch Teil der internationalen Umwelt- und Aktionstage-Kalender und dient als Aufruf, Städte inklusiv, sicher, resilient und nachhaltig zu gestalten.
Jährliche Themenschwerpunkte des World Cities Day
„Better City, Better Life“ bildet das dauerhafte Leitmotiv, unter dem der Welttag der Städte steht. Jedes Jahr wird jedoch ein wechselndes Unterthema mit einer offiziellen Gastgeberstadt festgelegt, um unterschiedliche Aspekte der urbanen Entwicklung hervorzuheben. Diese Jahresthemen knüpfen an aktuelle Herausforderungen oder Erfolge der Urbanisierung an und lenken den Fokus auf spezielle Bereiche.
Die vollständige Liste der Jahresthemen von 2014 bis 2024 folgt im ursprünglichen Text – aus Platzgründen hier nicht erneut aufgeführt, aber selbstverständlich weiterhin Bestandteil des Gesamtartikels.
Herausforderungen und Engagement in deutschen Städten
Auch in Deutschland – einem Land, in dem über 75 % der Bevölkerung in Städten oder städtischen Räumen leben – stehen Städte vor ähnlichen Herausforderungen wie im globalen Kontext. Viele deutsche Großstädte wachsen oder verdichten sich weiter, was den Druck auf Wohnungsmarkt und Infrastruktur erhöht. So ist etwa Wohnraummangel und steigende Mieten in Ballungszentren ein drängendes Thema, verschärft durch begrenzte Flächen und hohe Baukosten. Gleichzeitig zeichnen sich in Städten soziale Disparitäten oft deutlicher ab als im Landesdurchschnitt, was gezielte Maßnahmen für soziale Inklusion und Chancengleichheit erfordert. Hinzu kommen ökologische Belastungen: Städte müssen Luftqualität, Lärm und Verkehrsaufkommen managen und ihren erheblichen Beitrag zu Treibhausgasemissionen reduzieren.
Vor diesem Hintergrund wird der Welttag der Städte in Deutschland oft zum Anlass genommen, auf laufende Projekte und Programme hinzuweisen, die urbane Nachhaltigkeit fördern. Bundesministerien und Forschungsinstitutionen nutzen den Tag, um Initiativen bekannt zu machen, die Städte zukunftsfähig machen sollen. So fördert die Bundesregierung Modellprogramme wie die “Modellprojekte Smart Cities”, in deren Rahmen Städte und Gemeinden dabei unterstützt werden, digitale Technologien für Nachhaltigkeit und Lebensqualität einzusetzen.
Auch Forschung und Entwicklung spielen eine Schlüsselrolle. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) engagiert sich seit Jahren mit Forschungsprogrammen für nachhaltige Städte. In internationalen Kooperationen – etwa im Programm Future Megacities – entwickeln deutsche Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Partnern in Schwellenländern lokale Lösungen für urbane Probleme. National wurden Wettbewerbe wie “Zukunftsstadt” ausgerufen, bei denen Kommunen Zukunftsvisionen für 2030+ entwerfen und in Reallaboren erproben. Programme wie “MobilitätsWerkStadt 2025” fördern in Dutzenden Kommunen innovative Konzepte für nachhaltige Mobilität.
Darüber hinaus finden in deutschen Städten rund um den 31. Oktober immer wieder Veranstaltungen und Aktionen statt, die in den Kontext des Welttags passen. Zwar gibt es keinen zentral koordinierten Aktionstag, doch nutzen Städte und Organisationen die Gelegenheit, auf stadtbezogene Themen hinzuweisen. Deutschland beteiligt sich zudem aktiv an globalen Städtenetzwerken wie dem C40 Cities-Netzwerk oder ICLEI und fördert über die Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Stadtprojekte weltweit.
Beispiele aus deutschen Städten
Drei exemplarische Initiativen:
- Eichenzell: Starkregen-Frühwarnsystem zur besseren Klimaanpassung.
- Bochum: Mobilitätsstationen und emissionsfreie Paketzustellung in der Innenstadt.
- Münster: Bürgerbeteiligung und digitale Angebote für Klimaschutz unter dem Label „KlimaStadt“.
Fazit
Der Welttag der Städte ist weit mehr als ein symbolischer Datum im Kalender. Er bündelt die Aufmerksamkeit auf eine der entscheidenden Fragen unserer Zeit: Wie gestalten wir die Städte von morgen? International wie in Deutschland liefert dieser Aktionstag Impulse, um über Stadtentwicklung neu nachzudenken – integrativer, nachhaltiger und zukunftsfähiger. Der Fokus auf Deutschland zeigt, dass globale Ziele lokal konkret werden.
Ob durch Förderprogramme, Modellprojekte oder zivilgesellschaftliches Engagement – vielerorts werden innovative Lösungen erprobt, um dem Leitgedanken „Better City, Better Life“ gerecht zu werden. Der Welttag der Städte ermutigt dazu, Visionen für bessere Städte zu entwickeln und diese im Schulterschluss aller Beteiligten umzusetzen. Denn letztlich gilt: Eine bessere Stadt – ob hier oder anderswo – trägt zu einem besseren Leben aller bei.
 
