Fibonacci-Tag: Die Fibonacci-Folge feiern am 23. November

Der Fibonacci-Tag wird jedes Jahr am 23. November begangen und ehrt die berühmte Fibonacci-Zahlenfolge sowie ihren Namensgeber, den mittelalterlichen Mathematiker Leonardo Fibonacci. Dieser inoffizielle Aktionstag entstand in den USA – denn geschrieben als Datum 11/23 ergibt der 23. November die Anfangszahlen 1, 1, 2, 3 der Fibonacci-Folge. Mathematikbegeisterte weltweit nutzen diesen Tag, um auf die faszinierende Zahlenreihe aufmerksam zu machen. Im deutschsprachigen Raum ist der Fibonacci-Tag zwar noch relativ unbekannt, wird aber insbesondere in Bildungs- und Wissenschaftskreisen aufgegriffen, um die Freude an Mathematik zu teilen. Im Folgenden beleuchten wir die Herkunft des Aktionstags, erklären die Fibonacci-Folge und zeigen, wo sie überall vorkommt – von der Natur über die Kunst bis hin zu Wissenschaft und Technik. Abschließend betrachten wir, wie (und ob) der Fibonacci-Tag in Deutschland gefeiert wird.

Herkunft des Fibonacci-Tags

Der Fibonacci-Tag ist ein vergleichsweise junger Aktionstag. Er geht auf Initiativen in den USA zurück und wurde laut manchen Quellen im Jahr 2000 von dem Mathematiker Eric W. Weisstein ins Leben gerufen. Die Wahl des Datums fiel dabei bewusst auf den 23. November, da die amerikanische Schreibweise 11/23 den Beginn der Fibonacci-Folge darstellt. Allerdings sind die genauen Ursprünge – wie bei vielen kuriosen Feiertagen – nicht eindeutig dokumentiert. Unbestritten ist hingegen das Ziel des Tages: Er soll das Bewusstsein für die Fibonacci-Zahlen schärfen und die Schönheit der Mathematik einer breiteren Öffentlichkeit näherbringen.

In den Vereinigten Staaten wird der Fibonacci Day seit den 2000er-Jahren alljährlich von Mathematikfans gefeiert, unter anderem mit Aktivitäten an Schulen, Museen oder Beiträgen in sozialen Medien. Besondere Aufmerksamkeit erregte das Datum 5. August 2013, das (in der im deutschsprachigen Raum üblichen Schreibweise 5.8.13) ebenfalls aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen enthält. An diesem Tag fanden weltweit zahlreiche Twitter-Beiträge und Aktionen von Fibonacci-Fans statt. Trotz dieser internationalen Ursprünge ist der Aktionstag kein offizieller Feiertag, sondern eine freiwillige Würdigung der mathematischen Errungenschaft Fibonaccis.

Die Fibonacci-Folge und ihre Bedeutung

Die Fibonacci-Folge ist eine unendliche Zahlenreihe, in der jede Zahl die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen bildet. Sie beginnt üblicherweise mit 0 und 1, wodurch sich folgende Sequenz ergibt: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, … Diese einfache Regel erzeugt eine erstaunliche Reihe von Zusammenhängen und Mustern. Benannt ist die Folge nach Leonardo da Pisa, genannt Fibonacci (ca. 1170–1240), der sie in seinem Werk Liber abbaci (1202) beschrieb und damit im Mittelalter in Europa bekannt machte. Interessanterweise war die Fibonacci-Folge bereits in der Antike und insbesondere in der indischen Mathematik bekannt – Fibonacci selbst nannte sie in seinem Buch die „indische Reihe“. Ihren Siegeszug in der westlichen Mathematik trat sie jedoch erst durch Fibonaccis Publikation an, die zeigte, wie nützlich diese und andere arabisch-indische Rechenmethoden in Handel und Alltag sein können.

Einen anschaulichen Zugang zur Fibonacci-Folge lieferte Fibonacci in Form eines Kaninchen-Beispiels: Er fragte, wie viele Kaninchenpaare man innerhalb eines Jahres erhält, wenn man mit einem Paar beginnt und jedes Kaninchenpaar ab dem zweiten Lebensmonat jeden Monat ein weiteres Paar zeugt. Die Lösung dieses Gedankenexperiments führt genau zu der Zahlenreihe, die wir heute Fibonacci-Folge nennen – nach einem Monat 2 Paare, nach zwei Monaten 3 Paare, nach drei Monaten 5 Paare usw., bis man nach zwölf Monaten 377 Kaninchenpaare zählen würde. Dieses einfache Modell verdeutlicht exponentielles Wachstum und die Entstehung komplexer Muster aus simplen Regeln.

Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft der Fibonacci-Folge ist ihr Zusammenhang mit dem Goldenen Schnitt. Betrachtet man das Verhältnis aufeinanderfolgender Fibonacci-Zahlen (z. B. 13/8, 21/13, 34/21…), so pendelt sich dieser Quotient immer näher bei φ ≈ 1,618033… ein – dem Wert des goldenen Schnitts. Mit steigenden Fibonacci-Zahlen wechselt das Verhältnis abwechselnd von oben und unten an diesen Grenzwert heran und nähert sich ihm immer weiter an. Der Goldene Schnitt gilt seit der Antike als besonders harmonische Proportion. Die enge Verknüpfung mit der Fibonacci-Folge macht letztere umso interessanter, da sie eine Brücke zwischen arithmetischer Regelmäßigkeit und ästhetischer Proportion schlägt.

Anwendungen der Fibonacci-Folge in Natur, Kunst und Wissenschaft

In der Natur tritt die Fibonacci-Folge auffallend häufig auf. Beispielsweise folgen die Anordnung der Samen in Sonnenblumenköpfen und die Spiralmuster von Tannenzapfen den Prinzipien der Fibonacci-Folge. Jede der beiden entgegengesetzten Spiralreihen einer Sonnenblume besteht typischerweise aus benachbarten Fibonacci-Zahlen, etwa 34 und 55 Samen pro Spiralrichtung.

Fibonacci in der Natur

Die Fibonacci-Zahlen werden oft als „Zahlen der Natur“ bezeichnet, da verblüffend viele natürliche Strukturen diesem Muster folgen. In Blüten und Pflanzen findet man Fibonacci-Zahlen beispielsweise in der Anzahl der Blütenblätter – sehr häufig treten 3, 5, 8, 13 oder 21 Blätter auf, während andere Anzahlen deutlich seltener sind. Beim Blick auf einen Sonnenblumenkern oder einen Tannenzapfen erkennt man Spiralstrukturen: Zählt man die Spiralen, ergibt sich meist eine Fibonacci-Zahl, und oft hat ein Objekt zwei Sets gegenläufiger Spiralen mit zwei aufeinanderfolgenden Fibonacci-Zahlen (z. B. 8 und 13 Spiralen). Dieses Phänomen steht im Zusammenhang mit effizienter Packung und optimaler Ausnutzung von Raum und Licht – in der Botanik bekannt als Phyllotaxis. Pflanzen wie Sonnenblumen oder Tannenzapfen bilden ihre Blätter, Samen oder Schuppen in einem Winkel von ca. 137,5° zueinander aus, dem sogenannten Goldenen Winkel. Dieser Winkel – abgeleitet vom goldenen Schnitt – sorgt dafür, dass die Verteilung gleichmäßig ist und kein Samen direkt den anderen verdeckt. So entstehen automatisch Spiralzahlen, die Fibonacci-Zahlen entsprechen, was die Natur ohne bewusstes „Rechnen“ erreicht, schlicht durch evolutive Optimierung der Licht- und Platzverhältnisse.

Auch außerhalb der Pflanzenwelt taucht die Fibonacci-Spirale auf. Die Form von Wirbelstürmen und Spiralgalaxien erinnert oft an die logarithmische Spirale, der die Fibonacci-Folge zugrunde liegt. Beliebt ist auch das Beispiel der Nautilus-Muschel, deren Gehäuse eine annähernd logarithmische Spirale bildet – auch wenn diese nicht exakt den Fibonacci-Zahlen folgt, zeigt sie doch die ästhetische Nähe zur Fibonacci-Spirale. All diese Beispiele haben dazu geführt, dass die Fibonacci-Folge gerne als Beleg für das Vorhandensein mathematischer Gesetzmäßigkeiten in der Natur herangezogen wird. Forscher betonen jedoch, dass es sich um Annäherungen handelt: Die Natur „rechnet“ nicht bewusst mit Fibonacci-Zahlen, aber die Prinzipien von Wachstum und Effizienz führen oftmals zu Mustern, die durch die Fibonacci-Folge gut beschrieben werden können.

Fibonacci in Kunst und Architektur

Die Verbindung der Fibonacci-Folge zum Goldenen Schnitt macht sie auch für Kunst und Architektur bedeutsam. Schon in der klassischen Antike und verstärkt in der Renaissance wurden Bauwerke und Gemälde nach den Proportionen des goldenen Schnitts gestaltet, um als harmonisch und ästhetisch ansprechend zu gelten. Die aus der Fibonacci-Folge ableitbare goldene Spirale – die entsteht, wenn man Quadrate mit Fibonacci-Seitenlängen aneinanderreiht und Viertelkreise einzeichnet – findet sich oft als Kompositionsgrundlage in der bildenden Kunst. So wird beispielsweise behauptet, dass Proportionen des Parthenon-Tempels in Athen oder Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ dem goldenen Schnitt nahekommen. Auch Leonardo da Vinci selbst studierte den Goldenen Schnitt (er nannte ihn „sectio aurea“) und illustrierte in seinen Zeichnungen zum Werk De Divina Proportione die harmonischen Verhältnisse, die später mathematisch mit Fibonacci-Zahlen in Verbindung gebracht wurden.

In der modernen Kunst taucht die Fibonacci-Folge ebenfalls auf: Künstler wie M. C. Escher experimentierten mit mathematischen Mustern, und in der abstrakten Malerei gibt es Werke, die bewusst Fibonacci-Zahlen in Abständen oder Formen verwenden. Die Fibonacci-Spirale ist ein dankbares ästhetisches Element – man findet sie vom Design der Guggenheim-Museumsrampe in New York (eine spiralförmige Galerie) bis hin zu Logos und Grafiken, die mit dem goldenen Spiralbogen arbeiten. In der Fotografie und Gestaltung wird die Fibonacci-Spirale gern als Variante des klassischen Bildaufbaus nach dem Goldenen Schnitt eingesetzt, um den Blick des Betrachters zu führen.

Auch in der Musik gibt es Bezüge: Einige Komponisten sollen Takte und Notenfolgen nach Fibonacci-Zahlen strukturiert haben. So wird z. B. in der Musikwissenschaft diskutiert, dass Béla Bartók und Claude Debussy in bestimmten Werken die Anordnung von musikalischen Abschnitten oder Tonhöhen an der Fibonacci-Folge bzw. dem Goldenen Schnitt orientiert haben. Diese Behauptungen sind teils umstritten, zeigen aber die Faszination von Künstlern, mathematische Prinzipien in ihre Werke einzubauen, um möglicherweise unbewusst als harmonisch empfundene Strukturen zu erzeugen.

Fibonacci in Wissenschaft und Technik

In Wissenschaft und Technik spielt die Fibonacci-Folge vor allem in Bereichen eine Rolle, die mit Wachstum, Struktur oder Optimierung zu tun haben. In der Informatik gibt es Datenstrukturen und Algorithmen, die auf Fibonacci-Zahlen basieren: Ein Beispiel ist der Fibonacci-Heap, eine spezielle Form eines Vorrangwarteschlangen-Datenstruktur, die bestimmte Operationen besonders effizient machen kann – benannt nach der Anzahl von Knotenverzweigungen, die Fibonacci-Zahlen folgen. Auch die klassische Rekursion wird Studenten oft anhand der Fibonacci-Funktion erklärt, da die Definition der Folge sehr schön rekursiv umgesetzt werden kann. Allerdings merkt man dort auch schnell, dass ein naiver rekursiver Algorithmus extrem ineffizient ist, was wiederum zu wichtigen Einsichten in der Informatik führt.

In der Mathematik selbst tauchen Fibonacci-Zahlen in vielen Teilgebieten auf – von der Zahlentheorie bis hin zur Kombinatorik. Es existieren unzählige mathematische Identitäten und Sätze rund um die Fibonacci-Folge. Sie gilt als Paradebeispiel für eine einfache Regel, aus der komplexe Eigenschaften entstehen (z. B. dass bestimmte Teilmengen der Fibonacci-Zahlen Teiler gemeinsamer Potenzen sind, oder Verbindungen zu binären Bäumen und Spiralmustern bestehen).

Spiralmuster in der Natur faszinieren auch die Wissenschaft: In diesem Bild eines Kiefernzapfens wurden die Schuppen in zwei Drehrichtungen nummeriert. Zählt man die spiralförmig angeordneten Schuppen, erhält man hier 8 in die eine und 13 in die andere Richtung – beides Fibonacci-Zahlen.

Ein überraschendes Feld, in dem Fibonacci-Zahlen angewendet werden, ist die Finanzwelt: In der technischen Aktienanalyse sprechen Trader von Fibonacci-Retracements. Dabei handelt es sich um prozentuale Korrekturmarken (23,6 %, 38,2 %, 61,8 % etc.), die aus den Verhältnissen aufeinanderfolgender Fibonacci-Zahlen abgeleitet sind. Diese Marken werden genutzt, um mögliche Unterstützung- und Widerstandsniveaus in Kurscharts zu bestimmen – eine Methode, die zwar empirisch umstritten ist, aber die Verbreitung der Fibonacci-Idee sogar in der Börsenanalyse zeigt. Letztlich dient die Fibonacci-Folge in der modernen Wissenschaft und Technik häufig als Werkzeug zur Beschreibung von Mustern oder als Inspirationsquelle für innovative Lösungen, die natürliche Effizienz mathematisch nachempfinden.

Der Fibonacci-Tag in Deutschland

Im deutschsprachigen Raum ist der Fibonacci-Tag kein etablierter Bestandteil des Kulturkalenders – es gibt weder breite Medienresonanz noch landesweite Veranstaltungen am 23. November. Dennoch findet der Tag bei Mathematik-Enthusiasten und Bildungsstätten Beachtung. So erklärte etwa der Verein der Freunde der Mathematik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am 23.11.2020, dieser Festtag solle die Schönheit der Fibonacci-Folge würdigen und die Leistung Fibonaccis anerkennen. Auch andere mathematische Institute nutzen Social Media, um am 23. November auf die Fibonacci-Folge hinzuweisen oder kleine Rätsel zu posten.

Vor allem in Schulen und Bildungseinrichtungen bietet der Fibonacci-Tag eine Gelegenheit, mathematische Inhalte spannend zu vermitteln. Einige Lehrer greifen das Datum auf, um im Unterricht die Fibonacci-Reihe und ihre Bezüge zur Natur zu thematisieren. Ein Beispiel ist die Realschule Plus in Flonheim (Rheinland-Pfalz), die im Jahr 2020 coronabedingt einen virtuellen Aktionstag zum Fibonacci-Tag veranstaltete. Über ihre Schulwebseite wurden Videos und Projekte veröffentlicht, um Schüler für die Muster der Fibonacci-Folge zu begeistern. Solche Initiativen zeigen, dass der Tag vor allem als pädagogisches Werkzeug gesehen wird, um Interesse an Mathematik zu wecken.

Auch wenn der Fibonacci-Tag hierzulande (noch) kein breites Echo in der Öffentlichkeit hat, dient er doch als Aufhänger, um auf die allgegenwärtige Präsenz von Zahlen und mathematischen Strukturen hinzuweisen. Gerade im Kontext der beliebten „kuriosen Feiertage“ wird der 23. November in Kalenderportalen erwähnt – oftmals verbunden mit der Einladung, selbst einmal die Fibonacci-Reihe weiterzuzählen oder im Alltag nach Fibonacci-Mustern Ausschau zu halten. Insgesamt liegt die Relevanz im deutschsprachigen Raum vor allem darin, mathematische Bildung spielerisch zu fördern. Institutionen wie Science Center, Mathematik-Museen oder Volkshochschulen könnten den Fibonacci-Tag künftig verstärkt nutzen, um Workshops oder Vorträge über Mathematik anzubieten.

Abschließend gilt: Der Fibonacci-Tag mag kein offizieller Feiertag sein, doch seine Existenz unterstreicht die kulturelle Bedeutung, die Mathematik inzwischen hat. Egal ob in den USA oder in Deutschland – am 23. November kann jeder mit einem Faible für Zahlen diese einzigartige Folge feiern, sei es durch das Bewundern einer Sonnenblume, das Zeichnen einer Fibonacci-Spirale oder einfach durch das Weitererzählen der Geschichte von Leonardo Fibonacci und seinen Kaninchen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Zählen und einen faszinierenden Fibonacci-Tag!

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