Die Nacht des verfluchten Kühlschranks – Ursprung, Bedeutung und Bräuche

Die „Nacht des verfluchten Kühlschranks“ (englisch Haunted Refrigerator Night) bezeichnet einen kuriosen Gedenk- bzw. Aktionstag, der Ende Oktober begangen wird. Dabei dreht sich alles um die Vorstellung, dass Kühlschränke und deren Inhalte ein unheimliches Eigenleben entwickeln könnten. In dieser Nacht soll man sich nur mit größter Vorsicht dem Kühlschrank nähern – nicht zuletzt aus Angst vor längst abgelaufenen Lebensmitteln, die wie in einem Horrorfilm zum Leben erwachen könnten. Der Begriff klingt zwar schaurig, doch handelt es sich nicht um einen offiziellen Feiertag, sondern um eine moderne Fun-Tradition mit satirischem Charakter.

Herkunft und Initiatoren

Die Idee zu diesem skurrilen Aktionstag geht auf das US-amerikanische Ehepaar Ruth und Thomas Roy zurück. Thomas Roy – ein ehemaliger Radiomoderator – begann bereits in den 1980er-Jahren damit, eigene humorvolle Feiertage zu erfinden. Gemeinsam mit seiner Frau sammelte er dutzende solcher kuriosen Anlässe auf ihrer Website wellcat.com, die insgesamt 85 derartige “Feiertage” listet. Die Nacht des verfluchten Kühlschranks ist ein Produkt dieser Sammlung und wurde spätestens 2003 erstmals erwähnt. Seitdem verbreitet sich der Brauch vor allem über Kalender kurioser Feiertage, Blogs und soziale Medien. Es handelt sich folglich um einen inoffiziellen Spaß- bzw. Aktionstag und keinen staatlich anerkannten Gedenktag, ähnlich wie viele andere skurrile Welttage aus der Sammlung der Roys.

Datum und Charakter des Tages

Traditionell wird die Nacht des verfluchten Kühlschranks jährlich am 30. Oktober begangen, also in der Nacht vor Halloween. Dieses Datum fällt nicht zufällig auf den Vorabend von Halloween: In den USA ist die Nacht vom 30. auf den 31. Oktober als „Devil’s Night“ bzw. „Mischief Night“ bekannt – ein Termin, an dem früher insbesondere Jugendliche allerlei Streiche verübten. Die Wahl des 30. Oktober für den Kühlschrank-Feiertag spielt augenzwinkernd auf diese Tradition an und ergänzt die ohnehin gruselige Stimmung vor Halloween.

Es sei angemerkt, dass einige Quellen abweichend den 30. November als Datum angeben. So schrieb etwa das deutschsprachige Portal derTagdes.de, die Roys hätten den 30. November zur Nacht des verfluchten Kühlschranks erklärt. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Missverständnis – nahezu alle englischsprachigen Kalender führen den 30. Oktober als offiziellen Termin der Haunted Refrigerator Night. In der Praxis wird also jeweils am 30. Oktober gefeiert, was den inhaltlichen Bezug zu Halloween unterstreicht. Eine Verschiebung auf Ende November wäre thematisch unlogisch, zumal keine Hinweise auf eine etablierte November-Tradition vorliegen.

Inspiration durch Stephen King und Horror-Geschichten

Inhaltlich speist sich die Nacht des verfluchten Kühlschranks aus Horror-Literatur und modernen Legenden. Als Hauptinspiration gilt eine Kurzgeschichte des Bestseller-Autors Stephen King: “The Mangler” (deutscher Titel “Der Wäschemangler”) aus dem Jahr 1972. Darin geht es zwar nicht um einen Kühlschrank, aber um eine verfluchte industrielle Wäschemangel, die ein mörderisches Eigenleben entwickelt. Die Maschine giert unkontrolliert nach Blut und lässt sich selbst durch einen Exorzismus nicht stoppen. Aus der grausigen Geschichte lässt sich augenzwinkernd eine Lehre ziehen: „Verärgere niemals ein Haushaltsgerät“. Genau dieses Motto spiegelt der Kühlschrank-Aktionstag wider – er überträgt die unheimliche Vorstellung eines „besessenen“ Geräts auf den heimischen Kühlapparat.

Einer lokalen Legende zufolge soll sich nämlich in der Kleinstadt Milton in den USA tatsächlich ein ähnliches Szenario ereignet haben. Dort wurde ein ausrangierter, defekter Kühlschrank im Hof abgestellt – kurz darauf fand man den Hund des Nachbarn tot in dem Gerät, wenige Tage später sogar ein vermisstes Kind. Die Bewohner vermuteten schnell übernatürliche Kräfte am Werk und hielten den Kühlschrank für verflucht. Diese unheimliche Geschichte deckt sich weitgehend mit dem Plot von Kings “Wäschemangler”, was die Verbindung zwischen Literatur und Brauch herstellt. Tatsächlich nehmen Stephen-King-Fans die Story seit den 1980er-Jahren zum Anlass, ausgerechnet am 30. Oktober – also zur Haunted Refrigerator Night – ihrer Vorliebe für horrorhafte Haushaltsgeräte Ausdruck zu verleihen. Damit ist die Nacht des verfluchten Kühlschranks letztlich eine Hommage an popkulturelle Horrorgeschichten, allen voran an Kings Werk, kombiniert mit alltäglichem Grusel im Kühlschrank.

Bräuche und Aktionen am 30. Oktober

Wie begeht man nun die Nacht des verfluchten Kühlschranks? Da es sich um einen humorvollen Aktionstag handelt, stehen kreative und witzige Bräuche im Vordergrund. Typische Empfehlungen und Aktivitäten sind:

  • Kühlschrank ausmisten: In dieser Nacht soll man mutig einen Blick in die hintersten Ecken des Kühlschranks werfen. Alle alten, abgelaufenen oder unappetitlichen Lebensmittel werden aussortiert und beseitigt – sozusagen ein Exorzismus des Kühlschrankinhalts. Das gründliche Reinigen des Kühlschranks soll verhindern, dass sich „dunkle und mysteriöse Substanzen“ ansammeln und der Kühlschrank erzürnt wird.
  • Gruselige Kunstwerke basteln: Anstatt die entsorgten Lebensmittel einfach wegzuwerfen, kann man der Fantasie freien Lauf lassen und aus dem Müll makabre Dekorationen gestalten. Zum Beispiel lässt sich aus einer verschrumpelten Melone ein schauriger Kürbiskopf schnitzen, aus einem alten Putzlappen ein kleiner Geist formen oder aus kalten Spaghetti eine Spinnenfigur basteln. Diese fertigen Kreationen werden anschließend als Ausstellung präsentiert – etwa auf dem Küchentisch oder im Garten – und können von Nachbarn und Freunden bewundert werden. Der Spaßfaktor steht dabei im Vordergrund, ähnlich wie beim Kürbisschnitzen zu Halloween.
  • Schutzmaßnahmen ergreifen (mit Augenzwinkern): Weil man nie wissen kann, ob der Kühlschrank nicht doch zum Monster wird, empfehlen scherzhafte Ratgeber, Weihwasser, Kruzifix und Bibel griffbereit zu halten. Auch sollte man in dieser speziellen Nacht Kinder vorsichtshalber nicht alleine in die Küche lassen – man kann ja nie wissen, was passiert, wenn plötzlich das Licht im Kühlschrank ausgeht. Diese pseudo-ernsten Hinweise gehören zum satirischen Charakter des Brauchs.

All diese Aktionen sind natürlich mit einem Lächeln zu verstehen. Sie dienen dazu, sich spielerisch zu gruseln, die eigene Kreativität zu fördern und ganz nebenbei den Kühlschrank aufzuräumen. Manche Kommentatoren weisen sogar darauf hin, dass die Nacht des verfluchten Kühlschranks einen nützlichen Nebeneffekt hat: Sie sensibilisiert für Lebensmittelverschwendung und motiviert dazu, den Kühlschrank regelmäßig zu überprüfen und zu reinigen.

Kulturelle Rezeption und Einordnung

Die Nacht des verfluchten Kühlschranks ist ein typischer moderner Internet-Trend im Bereich der kuriosen Feiertage. Offizielle Stellen oder traditionelle Kalender spielen dabei keine Rolle – vielmehr verbreitet sich dieser Tag über Blogs, soziale Netzwerke und spezielle Kalender-Websites. So wird der 30. Oktober in Online-Kalendern wie DaysOfTheYear oder Checkiday explizit als Haunted Refrigerator Night aufgeführt. In Deutschland finden sich Beiträge darüber auf Portalen für Aktions- und Feiertage, etwa kuriose-feiertage.de oder derTagdes.de, die den Brauch dem hiesigen Publikum bekannt gemacht haben. Jedes Jahr kursieren um dieses Datum herum humorvolle Posts und Artikel, die daran erinnern, „was heute im Kühlschrank schlummert“. Sogar große Medien haben die skurrile Tradition aufgegriffen: Ein CNN-Beitrag von 2018 porträtierte die Roys und ihre witzigen Feiertagserfindungen, inklusive der Haunted Refrigerator Night.

Insgesamt lässt sich die Nacht des verfluchten Kühlschranks als satirischer Aktionstag einstufen, der weder historisch gewachsen noch offiziell anerkannt ist, aber viele Menschen mit seinem Mix aus Grusel und Humor begeistert. Er reiht sich ein in die wachsende Liste ungewöhnlicher Motto-Tage, die unsere Kalender bereichern – irgendwo zwischen Halloween und Aprilscherz. Für Fans von Horror-Literatur und Freunde des schrägen Humors bietet der 30. Oktober damit einen willkommenen Anlass, sich dem eigenen Kühlschrank mit einem Augenzwinkern zu stellen und vielleicht das ein oder andere Kühlschrank-Monster zu beseitigen. Die „Nacht des verfluchten Kühlschranks“ ist also kein echter Feiertag, aber durchaus eine moderne Tradition, die zeigt, wie kreativ und unterhaltsam neue Bräuche in der Internetkultur entstehen können.

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