Tag der Apotheker – Herkunft, Entwicklung und Bedeutung
Historische Wurzeln des „Apothekertags“
Schon in früheren Jahrhunderten gab es Bezüge zwischen bestimmten Festtagen und dem Apothekerberuf. So wird etwa berichtet, dass das katholische Marienfest – insbesondere das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August, an dem traditionell Kräuter geweiht werden – früher als „Tag der Apotheker“ galt. An diesem Feiertag stellten Apotheker und Drogisten heilkräftige Kräuterbüschel zusammen und feierten damit die Bedeutung der Heilkräuter und der Pharmazie. Diese historische Verknüpfung zeigt, dass Apotheker bereits seit langer Zeit einen besonderen Tag hatten, an dem ihr Handwerk und Wissen gewürdigt wurden.
Entstehung des Aktionstags in Deutschland
Der moderne „Tag der Apotheke“ in Deutschland wurde 1998 von der ABDA – der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ins Leben gerufen. Er fand erstmals am 10. September 1998 statt. Seitdem ruft die ABDA diesen Aktionstag einmal jährlich aus, um auf die wichtige Rolle der Apotheken und Apotheker im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen. Dabei steht zum einen der Stellenwert der öffentlichen Apotheken als niedrigschwellige Instanz der Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt, zum anderen die Bedeutung des Apothekerberufs selbst für die sichere Arzneimittelversorgung der Bevölkerung.
Von Beginn an wird der Tag der Apotheke von der ABDA in Kooperation mit den Landesapothekerkammern und -verbänden organisiert. Alle rund 21.500 Apotheken in Deutschland sind eingeladen, sich mit eigenen Aktionen zu beteiligen. Der Termin lag in den ersten Jahren teils im September, etablierte sich später aber im Frühsommer: Inzwischen wird der Tag der Apotheke traditionell jedes Jahr am 7. Juni begangen.
Ziele und Themen des deutschen Apothekertags
Der Tag der Apotheke soll der Öffentlichkeit die Vielfalt der Leistungen einer Apotheke nahebringen und das Vertrauen in die Apothekerschaft stärken. Jedes Jahr wird dafür ein Schwerpunktthema oder Motto gewählt, das aktuelle gesundheitspolitische oder pharmazeutische Fragen aufgreift. So widmete man den Tag der Apotheke 2009 unter dem Motto „Von klein auf in besten Händen“ gezielt der Kindergesundheit und klärte Eltern über sichere Arzneimitteltherapie bei Kindern auf. Im Jahr 2012 wiederum starteten die Apotheken eine bundesweite Aktion zum Hausapotheken-Check: In Berlin wurde symbolisch „Deutschlands größte Hausapotheke“ – ein fünf Meter hoher, aufblasbarer Medizinschrank – aufgebaut, um Aufmerksamkeit zu erregen. Rund 5.500 Apotheken beteiligten sich damals und boten kostenlose Überprüfungen der häuslichen Arzneimittelvorräte an. Solche Aktionen demonstrieren, wie Apotheker als Arzneimittelexperten der Bevölkerung praktische Hilfe leisten und ihr Beratungsspektrum zeigen.
Neben fachlichen Themen nutzen Apotheker den Tag auch, um berufspolitische Anliegen zu kommunizieren. Häufig werden Forderungen der Apothekerschaft – etwa nach besserer Finanzierung der Apotheken oder nach Abbau von Bürokratie – an diesem Tag öffentlich gemacht. Viele Apothekenteams präsentieren sich außerdem mit Informationsständen in Fußgängerzonen oder auf Veranstaltungen, um direkt mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Insgesamt hat sich der Tag der Apotheke in Deutschland seit 1998 zu einem festen Bestandteil des Gesundheitskalenders entwickelt, an dem die Apothekerschaft ihre Leistungen sichtbar macht und den Dialog mit der Öffentlichkeit sucht.
Der Aktionstag in Österreich und der Schweiz
Auch in Österreich gibt es seit 1998 einen „Tag der Apotheke“. Die Österreichische Apothekerkammer veranstaltete diesen erstmals am 10. September 1998 – also zeitgleich mit Deutschland – und ruft ihn seither jährlich aus. In Österreich findet der Tag der Apotheke jedoch oft im Herbst statt. So stand er 2008 (dem 11. Jahr) unter dem Motto „Magistrale Zubereitung – Individuell gefertigt für Ihr Wohlbefinden“, um auf die individuelle Rezepturherstellung in Apotheken hinzuweisen. Österreichs rund 1.230 Apotheken beteiligen sich an diesem Tag mit Aktionen, die zeigen, dass Apotheker auch maßgeschneiderte Arzneimittel anfertigen und wichtige Ansprechpartner für alle Gesundheitsfragen sind.
In der Schweiz wurde kein eigener nationaler Apothekertag etabliert; stattdessen beteiligen sich die Schweizer Apotheker seit etwa 2010 am World Pharmacists Day (Weltapothekertag) am 25. September. Der Schweizer Apothekerverband pharmaSuisse hebt an diesem internationalen Tag die Leistungen der Apotheken hervor – beispielsweise die Beratung während der COVID-19-Pandemie, das Herstellen von Desinfektionsmitteln oder neue Dienstleistungen wie Impfungen in Apotheken. Schweizer Apotheken nutzen den 25. September, um mit Informationskampagnen und Aktionen ihre Rolle als erste Anlaufstelle im Gesundheitswesen zu betonen.
Internationaler Weltapothekertag
Über die deutschsprachigen Länder hinaus gibt es einen offiziellen Weltapothekertag (World Pharmacists Day). Dieser weltweite Tag der Apotheker wurde im Jahr 2009 vom Rat der International Pharmaceutical Federation (FIP) ins Leben gerufen. Als Datum legte die FIP den 25. September fest – das Gründungsdatum der FIP im Jahr 1912. Seit 2010 wird der World Pharmacists Day jedes Jahr am 25. September begangen, um die globale Apothekerschaft zu feiern. Jedes Jahr bestimmt die FIP ein Motto, das internationale Herausforderungen und Beiträge der Apotheker beleuchtet. So lautete das Motto 2022 „Pharmacy united in action for a healthier world“ (Apotheken geeint für eine gesündere Welt), 2024 z.B. „Pharmacists: meeting global health needs“. An diesem Tag finden weltweit Veranstaltungen, Social-Media-Aktionen und Fortbildungen statt, die die Bedeutung der Apotheker für die Gesundheitsversorgung würdigen. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen Apothekerkammern und -verbände an jedem 25. September mit Pressemitteilungen und Aktionen auf den Weltapothekertag aufmerksam.
Neben dem globalen Tag gibt es in manchen Ländern nationale Pharmacist Days an anderen Daten. In den USA beispielsweise wird der 12. Januar als „National Pharmacist Day“ begangen, an dem Apotheken und Patienten den Einsatz der amerikanischen Apotheker würdigen. Solche länderspezifischen Ehrentage unterstreichen zusätzlich die Wertschätzung für den Berufsstand auf nationaler Ebene.
Heutige Relevanz und Ausblick
Der „Tag der Apotheker“ – sei es in Form des deutschen Tags der Apotheke oder des internationalen Weltapothekertags – hat heute eine hohe Relevanz. In Zeiten von wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen (wie Lieferengpässen bei Arzneimitteln, Personalmangel oder neuen digitalen Aufgaben) nutzen Apotheker diesen Tag, um auf ihre zentrale Rolle hinzuweisen. In Deutschland war der Tag der Apotheke 2023 beispielsweise Startpunkt für die Nachwuchs-Initiative „Gegen Zukunftsklau“, bei der junge Apotheker gemeinsam mit der ABDA auf politische Missstände aufmerksam machten. 2024 wiederum stand unter dem Motto „Wir müssen reden. Die Apotheke.“, um den Dialog mit Politikern über die Zukunft der Arzneimittelversorgung zu suchen. Diese Beispiele zeigen, dass der Tag der Apotheke längst nicht nur der Öffentlichkeitsarbeit dient, sondern auch ein Branchentag zur beruflichen Selbstvergewisserung und Standortbestimmung geworden ist.
Typischerweise danken Apotheker an ihrem Ehrentag auch ihren Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen. Viele Apotheken veranstalten Aktionstage mit Gesundheits-Checks, Beratungsangeboten oder kleinen Geschenken für Stammkunden. Apothekenverbände wiederum veröffentlichen Umfrageergebnisse oder Studien, um ihre Bedeutung mit Daten zu untermauern. So entsteht jedes Jahr rund um diesen Tag ein breites Medienecho – wenn auch unterschiedlich stark – das die unverzichtbare Arbeit der Apothekerinnen und Apotheker ins öffentliche Bewusstsein rückt.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der „Tag der Apotheker“ heute fest etabliert ist – in Deutschland und Österreich als jährlicher Apotheken-Aktionstag seit 1998, und international seit 2009 als Weltapothekertag. Seine geschichtliche Entwicklung vom Kräuterweihe-Brauchtum hin zum modernen Aktionstag spiegelt die wachsende Verantwortung der Apothekerschaft wider. Die heutige Relevanz dieses Tages besteht darin, die vielfältigen Leistungen der Apotheken für die Gesundheit der Bevölkerung zu würdigen und gleichzeitig auf aktuelle Herausforderungen und Forderungen des Berufsstands aufmerksam zu machen – im deutschsprachigen Raum ebenso wie weltweit.
 
