Tag der Bibliotheken in Deutschland
Herkunft und Anlass der Einführung
Der bundesweite Tag der Bibliotheken wird jedes Jahr am 24. Oktober gefeiert. Ins Leben gerufen wurde dieser Aktionstag am 24. Oktober 1995 unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Die Wahl des Datums geht auf ein historisches Ereignis zurück: Am 24. Oktober 1828 gründete Karl Benjamin Preusker in Großenhain eine der ersten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands – die sogenannte Vaterländische Bürger-Bibliothek. Mit der Einführung des Aktionstags sollte auf die Bedeutung der Bibliotheken aufmerksam gemacht und ihr kultureller Auftrag in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Bedeutung und Ziele des Aktionstags
Der Tag der Bibliotheken lenkt alljährlich die Aufmerksamkeit auf die rund 8.000 Bibliotheken in Deutschland und macht neugierig auf deren umfangreiches Angebot. Bibliotheken nutzen diesen Tag, um ihre zentrale Rolle als Wissensspeicher, Informationsvermittler und kulturelle Einrichtungen hervorzuheben. Mit vielfältigen Aktionen soll der Öffentlichkeit gezeigt werden, welchen Beitrag Bibliotheken als unverzichtbare Bildungs- und Kulturorte leisten. Gleichzeitig bietet der Aktionstag Gelegenheit, die breite Palette moderner Bibliotheksservices – von klassischen Buchbeständen bis zu digitalen Medien und neuen Dienstleistungen – einem breiten Publikum vorzustellen und die Bedeutung des Lesens und Lernens zu betonen.
Organisation und Unterstützung
Getragen wird der Tag der Bibliotheken vor allem von den Bibliotheksverbänden und öffentlichen Institutionen. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) übernimmt eine zentrale Rolle bei der Organisation und Koordination: Er stellt den Bibliotheken jedes Jahr kostenfrei Werbematerialien – etwa Plakate, Social-Media-Grafiken, Logos und Web-Banner – zur Verfügung, mit denen vor Ort für die Veranstaltungen geworben werden kann. Auch andere Dachorganisationen des Bibliothekswesens sowie Kulturbehörden unterstützen den Aktionstag. So war bereits die Einführung 1995 durch die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten hochrangig abgesichert. Heute fördern beispielsweise Projekte der Kultusministerkonferenz die bibliothekarische Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Aktionstags. Die rund 8.000 öffentlichen, wissenschaftlichen und Spezialbibliotheken im Land beteiligen sich regelmäßig mit eigenen Programmen und tragen somit dezentral zum Gelingen des Tages bei.
Typische Aktivitäten am Tag der Bibliotheken
Am Tag der Bibliotheken veranstalten Bibliotheken in ganz Deutschland ein buntes Programm, um auf ihre Angebote und Leistungen aufmerksam zu machen. Viele Bibliotheken laden die Bürgerinnen und Bürger zu besonderen Events ein – dazu gehören unter anderem Autorenlesungen, Vorlesestunden für Kinder, Bibliotheksführungen, Workshops oder kleine Ausstellungen. Daneben bereichern oft auch kreative oder ungewöhnliche Formate die Feierlichkeiten. So gibt es mancherorts etwa Poetry Slams, Lesungen im Freien, Kunstausstellungen oder sogar Konzerte in den Bibliotheksräumen. Anderswo werden beispielsweise Medienflohmärkte zum Stöbern angeboten, Spieleabende wie Pen-and-Paper-Rollenspielrunden organisiert oder es findet eine sogenannte Silent Reading Party statt, bei der Teilnehmer gemeinsam in entspannter Atmosphäre lesen. Durch diese Vielfalt an Aktionen spricht der Tag der Bibliotheken alle Altersgruppen an und lädt die Bevölkerung ein, Bibliotheken neu zu entdecken und aktiv mitzuwirken.
Entwicklungen und Besonderheiten seit Einführung
Seit der Einführung des Aktionstags haben sich einige Traditionen und Auszeichnungen etabliert, die den Tag der Bibliotheken zusätzlich prägen. So verleiht der Deutsche Bibliotheksverband seit dem Jahr 2000 jeweils am 24. Oktober die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres“ an eine herausragende Bibliothek. Dieser nationale Bibliothekspreis würdigt beispielhafte Bibliotheksarbeit und ist mit Unterstützung der Deutschen Telekom Stiftung dotiert; seit 2020 wird er zudem in einer eigenen Kategorie für Bibliotheken in kleineren Kommunen vergeben. Darüber hinaus wird seit 1996 alljährlich am Tag der Bibliotheken die Karl-Preusker-Medaille verliehen. Diese ideelle Ehrung – benannt nach dem Begründer der ersten Bürgerbibliothek – richtet sich an Persönlichkeiten und Institutionen, die den kulturellen Auftrag des Bibliothekswesens in besonderer Weise gefördert haben. Gestiftet von der Deutschen Literaturkonferenz und inzwischen vom Dachverband Bibliothek & Information Deutschland vergeben, gilt die Karl-Preusker-Medaille als eine der höchsten Auszeichnungen im deutschen Bibliothekswesen.
Mittlerweile hat sich der Tag der Bibliotheken fest im Kulturkalender etabliert. Im Oktober 2025 wurde er bereits zum 30. Mal begangen, was die kontinuierliche Bedeutung dieses Aktionstages unterstreicht. Jedes Jahr berichten lokale und überregionale Medien über die vielfältigen Veranstaltungen – von Zeitungsartikeln über Stadtbibliotheksfeste bis hin zu Beiträgen in Radio und Fernsehen. Durch diese öffentliche Resonanz und die regelmäßige Vergabe renommierter Bibliothekspreise gewinnt der Tag der Bibliotheken zusätzliche Sichtbarkeit. Er hat sich zu einem Feiertag der Bibliothekswelt entwickelt, der nicht nur Bibliothekarinnen und Bibliothekare, sondern auch die Bevölkerung für die wichtigen Leistungen der Bibliotheken begeistert und das Bewusstsein für deren gesellschaftlichen Wert stärkt.
 
