Tag der Immunologie – Geschichte, Bedeutung und aktuelle Schwerpunkte

Am 29. April wird weltweit der Tag der Immunologie begangen. Dieser internationale Aktionstag wurde ins Leben gerufen, um die Bedeutung unseres Immunsystems ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Spätestens seit der COVID-19-Pandemie ist vielen Menschen klar geworden, wie essenziell ein funktionierendes Immunsystem für Gesundheit und Wohlbefinden ist. Zwar ist das Interesse der Bevölkerung an Themen wie Infektionsbekämpfung, Autoimmunerkrankungen oder Krebs heute größer denn je, doch die immunologische Forschung selbst gilt als komplex. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen daher den Tag der Immunologie, um ihr stetig wachsendes Wissen über das Immunsystem verständlich weiterzugeben.

Herkunft und Geschichte des Aktionstags

Der Tag der Immunologie (englisch Day of Immunology) wurde 2005 von der European Federation of Immunological Societies (EFIS) initiiert. Am 29. April 2005 fand er erstmals statt; aufgrund des großen Erfolges wird er seit 2007 nicht mehr nur europaweit, sondern weltweit begangen. Ziel war es von Anfang an, eine Brücke zwischen der wissenschaftlichen Immunologie und der breiten Öffentlichkeit zu schlagen. Gerade weil Gesundheitsthemen viele Menschen interessieren, zugleich aber ohne fachlichen Hintergrund die Bedeutung immunologischer Forschung oft nicht erkannt wird, wollte man mit diesem Aktionstag Aufklärung leisten. Immunologinnen und Immunologen sollten ermutigt werden, ihre Erkenntnisse und den aktuellen Stand der Immunforschung in verständlicher Form nach außen zu vermitteln.

Bereits in den Anfangsjahren wuchs die internationale Beteiligung: 2008 etwa organisierte die Japanische Gesellschaft für Immunologie zum Tag der Immunologie Aktivitäten für Schüler und veröffentlichte ein kindgerechtes Buch “Your Amazing Immune System” über das Immunsystem. EFIS machte diese Initiative kurz darauf auch in Europa bekannt und stellte 2009 eine englische Übersetzung des Buches kostenlos zur Verfügung. In den folgenden Jahren entstanden weitere Bildungsprojekte, etwa eine interaktive Online-Ausstellung zur Immunologie im Jahr 2011 (inside-immunity.org). Solche frühen Erfolge trugen dazu bei, den Aktionstag als festen Termin im Wissenschaftskalender zu etablieren. Seither wird der Tag der Immunologie jedes Jahr mit neuen Schwerpunkten und Aktionen begangen.

Bedeutung für Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft

Immunologie als Forschungsgebiet bildet eine Grundlage der modernen Medizin – von Impfstoffen über neuartige Krebstherapien bis hin zum Verständnis von Autoimmun- und Allergieerkrankungen. Der Tag der Immunologie unterstreicht diese zentrale Rolle, indem er weltweit auf die Bedeutung der immunologischen Forschung hinweist. Die breite Öffentlichkeit soll angeregt werden, sich mit den faszinierenden Fähigkeiten des Immunsystems auseinanderzusetzen – jener Grundlage unserer Gesundheit und Lebensqualität. Für die Gesellschaft bedeutet dies eine Chance, mehr über Themen wie Krankheitsabwehr, Impfungen oder Immunerkrankungen zu lernen und faktenbasiertes Wissen zu erwerben. Gerade in Zeiten, in denen vermehrt „Fake News“ und Fehlinformationen zu Gesundheitsthemen kursieren, gewinnt der Aktionstag zusätzlich an Bedeutung: Er bietet eine Plattform, um wissenschaftlich fundierte Informationen zu verbreiten und Vertrauen in medizinische Forschung zu stärken.

Auch für die Wissenschafts- und Medizincommunity selbst hat der Tag eine wichtige Funktion. Forschende werden motiviert, aus dem Labor herauszutreten und komplexe Zusammenhänge laienverständlich zu erklären. Dieser Dialog kann das Verständnis für immunologische Forschung erhöhen und letztlich die Unterstützung für wissenschaftliche Projekte fördern. Zudem profitieren Patientinnen und Patienten: Ein besser informiertes Publikum fasst eher Vertrauen in präventive Maßnahmen (wie Impfungen) und neue Therapien, was sich positiv auf die öffentliche Gesundheit auswirken kann. Nicht zuletzt inspiriert der Tag der Immunologie auch junge Menschen für naturwissenschaftliche und medizinische Laufbahnen, indem er die Faszination dieses Forschungsfeldes greifbar macht.

Internationale und nationale Initiativen zum Tag der Immunologie

Koordiniert wird der Tag der Immunologie heute gemeinsam von EFIS und der International Union of Immunological Societies (IUIS). Alle nationalen Immunologie-Fachgesellschaften weltweit sind eingeladen, sich mit eigenen Aktionen zu beteiligen. Jedes Jahr finden rund um den 29. April zahlreiche Veranstaltungen und Kampagnen statt, um auf die Bedeutung des Immunsystems aufmerksam zu machen. So organisieren viele Länder wissenschaftliche Webinare mit renommierten Expertinnen und Experten zu aktuellen Immunologie-Themen. Im Jahr 2024 beispielsweise boten EFIS und IUIS ein hochkarätig besetztes Online-Seminar zum Thema Immunität und Alterung an, bei dem unterschiedliche Aspekte des Schwerpunktthemas beleuchtet wurden.

Neben globalen Online-Events gibt es zahlreiche lokale Aktionen. In vielen Städten öffnen Institute und Universitäten ihre Türen oder präsentieren die Immunologie in öffentlichen Räumen. Ein Beispiel bot 2025 der Exzellenzcluster ImmunoSensation in Bonn, der auf dem Marktplatz ein Wissenschaftszelt aufbaute: Dort konnten Interessierte neueste Entwicklungen der Immunforschung kennenlernen, mit Forschenden ins Gespräch kommen, begehbare Organmodelle betrachten und an Mitmach-Experimenten für Kinder und Erwachsene teilnehmen. Solche Formate ermöglichen direkten Austausch und machen abstrakte Forschungsthemen für Besucher jeden Alters erlebbar.

Auch in den sozialen Medien wird der Tag der Immunologie begleitet. Unter Hashtags wie #DayofImmunology oder #ThankYouImmunology teilen Wissenschaftler und Organisationen Einblicke in ihre Arbeit und bedanken sich für die Leistungen des Immunsystems. EFIS prämiert zudem jedes Jahr besonders gelungene Aufklärungskampagnen: 2025 erhielten die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) und ihre Jungen Immunologen den EFIS Day of Immunology Award für innovative Aktionen, die das Verständnis von Immunologie in der Öffentlichkeit stärken. Solche Auszeichnungen würdigen kreatives Engagement und spornen dazu an, immer neue Wege der Wissenschaftskommunikation zu gehen.

Nationale Fachgesellschaften gestalten den Aktionstag mit eigenen Initiativen. In Deutschland betreibt die DGfI das Informationsportal „Immunologie für Jedermann“, das jährlich zum 29. April neue Infoposter, Quizfragen und sogar Spiele rund um das Immunsystem bereitstellt. Diese Materialien können frei genutzt werden – ob im Schulunterricht, bei Vorträgen oder auf Veranstaltungen – und dienen dazu, komplexe immunologische Inhalte anschaulich zu vermitteln. In Österreich rief die Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) ihre Mitglieder 2023 dazu auf, Fotos aus ihren Forschungslaboren einzusenden, um die Gesichter und Arbeitsweisen hinter der Immunologie sichtbar zu machen. Solche Aktionen verdeutlichen, dass Immunologie nicht abstrakt im Verborgenen stattfindet, sondern von engagierten Menschen betrieben wird, die an Lösungen für Krankheiten arbeiten. Insgesamt trägt die Vielzahl an internationalen und nationalen Veranstaltungen dazu bei, den Tag der Immunologie lebendig und wirkungsvoll zu gestalten.

Aktuelle Schwerpunktthemen im Fokus

Jedes Jahr widmet sich der Tag der Immunologie einem Schwerpunktthema, das aktuelle Herausforderungen oder Fortschritte der Immunologie beleuchtet. Diese Themen spiegeln oft die drängendsten Fragen der jeweiligen Zeit wider und machen die Vielseitigkeit der Immunforschung deutlich. In den letzten Jahren standen unter anderem folgende Aspekte im Mittelpunkt:

  • 2019 – Krebserkrankungen: Fokus auf neue immunologische Ansätze in der Krebsmedizin (z. B. Immuntherapien).
  • 2020 – Autoimmunität und Autoinflammation: Thematisierung von Fehlsteuerungen des Immunsystems und entzündlichen Erkrankungen.
  • 2021 – COVID-19: Im Zeichen der Pandemie lag der Schwerpunkt auf dem Coronavirus SARS-CoV-2, der Funktionsweise unseres Immunsystems bei Infektionen und der Entwicklung von Impfstoffen.
  • 2022 – Impfstoffe: Hervorhebung der Bedeutung von Vakzinen als Errungenschaft der Medizin – einschließlich Aufklärung über Wirksamkeit, Sicherheit und neue Impfstofftechnologien.
  • 2023 – Immunologie und öffentliche Gesundheit: Unter dem Motto „Immunologie im Dialog mit der öffentlichen Gesundheit“ wurde gezeigt, wie immunologisches Wissen direkte Verbesserungen für die Bevölkerungsmedizin und Prävention bewirkt.
  • 2024 – Immunität im Lauf des Lebens: Der Schwerpunkt lag auf dem Zusammenspiel von Immunsystem und Alterung. Es wurde diskutiert, wie das Immunsystem über die Lebensspanne reift und wie im höheren Alter die Abwehrkräfte nachlassen können (Immunoseneszenz).
  • 2025 – Neuroimmunologie: Im Fokus stehen die Wechselwirkungen zwischen Nerven- und Immunsystem. Dieses Thema beleuchtet, wie Immunprozesse neurologische Krankheiten beeinflussen und vice versa – zum Beispiel bei Multiple Sklerose oder Alzheimer.

Diese wechselnden Jahresthemen zeigen die enorme Bandbreite der Immunologie. Mal geht es um akute globale Bedrohungen wie eine Pandemie, mal um Volkskrankheiten wie Krebs, oder um grundlegende biologische Prozesse vom jungen bis ins hohe Alter. Durch die Konzentration auf ein Motto pro Jahr gelingt es, komplexe Inhalte zu bündeln und verständlich aufzubereiten. Experten halten Vorträge, erstellen Info-Material und beantworten Fragen genau zu diesem Schwerpunkt, was der Öffentlichkeit einen aktuellen Einblick in die Immunforschung ermöglicht. So wurde etwa 2021 umfangreich über Virusimmunologie und Impfmechanismen informiert, während 2024 die Besonderheiten des alternden Immunsystems im Vordergrund standen.

Fazit

Der Tag der Immunologie hat sich seit seiner Gründung zu einem bedeutenden Aktionstag an der Schnittstelle von Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft entwickelt. Geschichte und Gegenwart dieses Tages zeigen, wie wichtig der Dialog über unser Immunsystem ist – sei es in Pandemiezeiten oder im Alltag eines alternden Bevölkerungsdurchschnitts. Dank internationaler Zusammenarbeit und nationaler Initiativen erreicht die Botschaft jedes Jahr Millionen von Menschen: Unser Immunsystem geht uns alle an. Durch Aufklärung, Veranstaltungen und Austausch fördert der Tag der Immunologie das Verständnis dafür, wie Immunologie unsere Gesundheit schützt und Krankheiten bekämpft. Angesichts immer neuer Herausforderungen – von neu auftretenden Erregern bis zu individuellen Therapien – bleibt diese verständliche, aber seriöse Vermittlung immunologischen Wissens von unschätzbarem Wert. Der jährliche Aktionstag trägt somit dazu bei, Wissenschaft und Öffentlichkeit näher zusammenzubringen und gemeinsam für eine gesündere Zukunft zu arbeiten.

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