Welttag des Tanzes

Der Welttag des Tanzes (englisch International Dance Day) ist ein internationaler Aktionstag, der seit 1982 jährlich am 29. April begangen wird. An diesem Datum – dem Geburtstag des französischen Ballettreformers Jean-Georges Noverre (1727–1810) – feiert die Weltgemeinschaft die Kunstform Tanz in all ihren Facetten. Der Welttanztag würdigt den Tanz als universelle Sprache der Menschheit und soll Menschen über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg verbinden.

Ursprung und Geschichte

Die Idee für einen internationalen Tag des Tanzes wurde Anfang der 1980er Jahre vom Internationalen Komitee des Tanzes am Internationalen Theaterinstitut (ITI) – einem unter dem Dach der UNESCO agierenden Netzwerk für die darstellenden Künste – angeregt. Erstmals wurde der Welttag des Tanzes im Jahr 1982 ausgerufen und seitdem jedes Jahr am 29. April gefeiert. Dieses Datum wurde gewählt, da es der Geburtstag von Jean-Georges Noverre ist, der als Begründer des modernen Balletts gilt. Die UNESCO unterstützte das Vorhaben von Anfang an durch ihr Partnerinstitut ITI. Ebenso beteiligte sich der Internationale Tanzrat (CID, Conseil International de la Danse), der als offizielles weltweites Tanz-Netzwerk bei der UNESCO fungiert. Heute wird der Welttanztag maßgeblich von ITI und dem Internationalen Tanzrat gemeinsam getragen und weltweit promotet.

Ziele und internationale Bedeutung

Der Welttag des Tanzes verfolgt das Ziel, die Bedeutung des Tanzes international ins Bewusstsein zu rufen und den Stellenwert dieser Kunstform zu stärken. So sollen Regierungen, Institutionen und die Öffentlichkeit für Tanz als universelle Kunstform und kulturelles Ausdrucksmittel sensibilisiert werden. Die Initiatoren betonen die kulturelle Vielfalt des Tanzes und seine Fähigkeit, als „gemeinsame Sprache“ Menschen aller Nationen friedlich zusammenzubringen. UNESCO formulierte in diesem Sinne die Vision, „würden an diesem Tag alle Menschen tanzen, dann gäbe es einen Tag lang keine kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt“. Darüber hinaus wird Tanz als Mittel der Völkerverständigung und der künstlerischen Freiheit gefeiert, das helfen kann, Barrieren abzubauen. Nicht zuletzt versteht sich der Tag als Appell an Politik und Bildung, Tanz stärker zu fördern – etwa durch Verankerung im Bildungssystem und finanzielle Unterstützung für Tanzschaffende. Denn trotz der universellen Verbreitung des Tanzes fehlt in vielen Ländern noch die offizielle Anerkennung und Förderung dieser Kunstform.

Weltweite Feierlichkeiten und Aktivitäten

Rund um den Globus finden zum Welttag des Tanzes vielfältige Veranstaltungen und Aktionen statt. Am UNESCO-Hauptsitz in Paris ebenso wie in zahlreichen Ländern werden am 29. April spezielle Aufführungen, Tanzabende, Foren, Seminare, Ausstellungen und Workshops ausgerichtet. Tanzensembles, Schulen und Vereine organisieren offene Proben, Mitmach-Kurse oder sogar Straßenshows und Tanzparaden, um ein breites Publikum anzusprechen. Viele dieser Events sind kostenlos zugänglich, um möglichst viele Menschen zum Mitmachen oder Zuschauen zu bewegen. UNESCO-Partnerorganisationen weltweit werden ermutigt, den Tag durch Bildungsinitiativen, Benefiz-Aktionen, Aufführungen und Tanzfestivals zu begehen, die die kulturelle Vielfalt des Tanzes präsentieren.

Eine feste Tradition zum Welttanztag ist die jährliche offizielle Botschaft einer herausragenden Tänzerpersönlichkeit oder Choreograf*in. Seit 1982 wird jedes Jahr eine solche Botschaft verfasst, die international verbreitet wird. Der Text wird in Dutzende Sprachen übersetzt und an über 150.000 Tanzschaffende in rund 200 Ländern versendet. Die Botschaften würdigen die Bedeutung des Tanzes und richten motivierende Worte an Tänzer wie Nicht-Tänzer weltweit. Häufig spiegeln sie aktuelle Themen oder Anliegen der Tanzgemeinschaft wider.

Aktuelle Entwicklungen und Schwerpunkte

In den vergangenen Jahren wurden auf dem Welttag des Tanzes immer wieder aktuelle Themen und Initiativen hervorgehoben. So startete der Internationale Tanzrat im Jahr 2017 gemeinsam mit dem UN-Welternährungsprogramm die Aktion „Dance to Zero Hunger“, die mittels Tanz auf globale Hungerprobleme und die Bedeutung gesunder Ernährung aufmerksam machte. Im Jahr 2020 – geprägt von der COVID-19-Pandemie – fanden viele Feierlichkeiten und Tanzprojekte virtuell statt, da Live-Veranstaltungen eingeschränkt waren. Die UNESCO nutzte diese Gelegenheit, um ihre Unterstützung für Künstler und Tänzer in Krisenzeiten zu bekräftigen: UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay betonte in ihrer International-Dance-Day-Ansprache 2020 die essentielle Bedeutung des Tanzes für die Menschlichkeit gerade in schwierigen Zeiten.

Auch thematisch standen zuletzt oft Diversität und Inklusion im Mittelpunkt. So lautete das Motto des Jahres 2023 „Dance · Future – Developing the Traditions and Expanding the Boundaries“ (Tanz und Zukunft – Traditionen entwickeln und Grenzen erweitern). In diesem Rahmen hob die chinesische Tänzerin und Choreografin Yang Liping in ihrer offiziellen Botschaft die Vielfalt der Tanzkulturen hervor und betonte das gemeinsame menschliche Erleben über alle Grenzen hinweg. Jedes Jahr bietet der Welttag des Tanzes somit auch Gelegenheit, auf aktuelle Herausforderungen und neue Perspektiven in der Tanzwelt aufmerksam zu machen – von inklusiven Tanzprojekten bis hin zur Verbindung von Tanz mit Bildungs- und Friedensinitiativen.

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