Tag der Vereinten Nationen – Ursprung, Entwicklung und Bedeutung

Der Tag der Vereinten Nationen (United Nations Day) wird jedes Jahr am 24. Oktober begangen – dem Jahrestag des Inkrafttretens der UN-Charta am 24. Oktober 1945. An diesem internationalen Gedenktag wird an die Gründung der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) erinnert und die Bedeutung der UNO für Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit weltweit betont. Im Folgenden werden die Herkunft und geschichtliche Entwicklung dieses Tages, seine internationale Bedeutung sowie die besondere Rolle und Begehung in Deutschland näher erläutert.

Ursprung und historische Entwicklung

Die Vereinten Nationen entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, als 51 Staaten am 26. Juni 1945 die UN-Charta unterzeichneten – am 24. Oktober 1945 trat die Charta völkerrechtlich in Kraft und markierte damit offiziell die Gründung der UNO. Bereits kurz nach der Gründung wurde der 24. Oktober als Gedenktag etabliert: 1947 proklamierte die UN-Generalversammlung den 24. Oktober zum jährlichen „Tag der Vereinten Nationen“. Im darauf folgenden Jahr 1948 wurde dieser Tag erstmals weltweit begangen, um die Ziele und Errungenschaften der jungen Weltorganisation der Bevölkerung näherzubringen.

In den folgenden Jahrzehnten gewann der Tag weiter an Bedeutung. Die Generalversammlung der UNO erklärte am 6. Dezember 1971 den Tag der Vereinten Nationen offiziell zum internationalen Feiertag und empfahl allen Mitgliedstaaten, den 24. Oktober als Feiertag zu begehen. Auch wenn der Tag nicht in allen Ländern ein arbeitsfreier Feiertag wurde, unterstrich diese Resolution die besondere Symbolkraft des Datums. Seither hat sich der Tag der Vereinten Nationen als fester Welttag im Kalender der internationalen Gedenktage etabliert. Jedes Jahr erinnert er an den Gründungstag der UNO und bietet Anlass, die Entwicklung der Vereinten Nationen Revue passieren zu lassen – etwa bei Jubiläen wie dem 50. Jahrestag 1995, dem 75. Jahrestag 2020 oder dem bevorstehenden 80. Jubiläum 2025.

Bedeutung im internationalen Kontext

Als Jahrestag der Gründung der UNO ist der 24. Oktober mehr als ein historisches Datum – er hat eine hohe symbolische Bedeutung für die internationale Gemeinschaft. An diesem Tag wird weltweit der „Geburtstag“ der Vereinten Nationen gefeiert, was Gelegenheit bietet, die zentralen Ziele und Prinzipien der UNO zu bekräftigen. Die UN-Charta verpflichtet alle Mitgliedstaaten unter anderem zur Wahrung des Weltfriedens, zur Förderung der internationalen Sicherheit und Zusammenarbeit sowie zur Achtung der Menschenrechte. Der Tag der Vereinten Nationen erinnert die Weltöffentlichkeit an diese gemeinsamen Werte und Verpflichtungen. Er soll die bisherigen Leistungen der internationalen Gemeinschaft würdigen, aber auch zur Reflexion über globale Probleme anregen, die Aufmerksamkeit auf wichtige Zukunftsthemen lenken und die Menschen zu mehr internationalem Engagement motivieren.

Zudem bietet der Gedenktag eine Gelegenheit, die Arbeit und Erfolge der UNO ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. In vielen Mitgliedstaaten finden am 24. Oktober oder in dessen Umfeld Veranstaltungen, Konferenzen, Ausstellungen oder Bildungsaktionen statt, die über die Aktivitäten der Vereinten Nationen informieren und für ihre Anliegen werben. Die UNO selbst begeht den Tag häufig mit einer Feierstunde am Hauptsitz in New York – traditionell gibt es beispielsweise ein Konzert oder eine Ansprache des UN-Generalsekretärs, um die Bedeutung der Vereinten Nationen für die Weltgemeinschaft hervorzuheben.

Der internationale Charakter des Tages spiegelt sich auch darin wider, dass alle 193 Mitgliedstaaten ihn offiziell anerkennen. Zwar ist es – wie oben erwähnt – den Ländern freigestellt, ob sie den Tag als arbeitsfreien Feiertag einführen; doch die Generalversammlung hat seine Würdigung als Feiertag ausdrücklich empfohlen. Damit wird unterstrichen, dass es keine andere globale Organisation mit vergleichbarer Legitimität, Bündelungskraft und Normsetzungswirkung gibt wie die UNO. Gerade angesichts aktueller weltweiter Herausforderungen – von Konflikten und Krisen bis Klimawandel oder Pandemien – ist die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit größer denn je. Der Tag der Vereinten Nationen ist somit auch ein Symbol der Hoffnung auf globale Einigkeit und ein Appell an alle Länder, im Geiste der Vereinten Nationen gemeinsam Lösungen zu suchen. Er erinnert an die gemeinsamen Ziele und Prinzipien der Mitgliedstaaten und ihre Verpflichtung, grundlegende Rechte zu wahren und globale Herausforderungen kooperativ anzugehen.

Begehung des UN-Tages in Deutschland

Auch in Deutschland wird der Tag der Vereinten Nationen begangen, wenn auch nicht als gesetzlicher Feiertag. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR traten am 18. September 1973 den Vereinten Nationen bei und wurden gemeinsam das 133. Mitglied der UNO. Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 ist das vereinte Deutschland Mitglied und engagiert sich aktiv in der UNO. Mit dem Beitritt wuchs auch hierzulande die Bedeutung des 24. Oktober als Gedenktag. Offiziell anerkannt ist der Tag zumindest insofern, als die Bundesregierung ihn in ihren Protokollrichtlinien berücksichtigt – so gilt der 24. Oktober mittlerweile als Tag, an dem an Regierungsgebäuden beflaggt wird. Auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) werden seit einigen Jahren rund um den 24. Oktober an vielen Bundesministerien und öffentlichen Einrichtungen die blaue UN-Flagge gehisst. Erstmals geschah dies 2014 am Auswärtigen Amt in Berlin aus Anlass des UN-Tages. Auch im Jubiläumsjahr 2020, zum 75. Geburtstag der UNO, ließ z.B. das Bundesfamilienministerium die Flagge der Vereinten Nationen vor seinem Dienstsitz wehen. Solche symbolischen Bekundungen unterstreichen Deutschlands Bekenntnis zur Weltorganisation.

Ein zentraler Ort der UN-Tag-Begehung in Deutschland ist die UNO-Stadt Bonn. Bonn beherbergt seit den 1990er Jahren zahlreiche UN-Einrichtungen und hat sich zu einem deutschen Zentrum der Vereinten Nationen entwickelt. Seit 1996 veranstaltet die Stadt Bonn alljährlich ein großes Bürgerfest zum Tag der Vereinten Nationen. Dieses findet meist an einem Samstag im Oktober auf dem Bonner Marktplatz statt und zieht viele Besucher an. Dabei präsentieren sich die in Bonn ansässigen UN-Organisationen, Bundesministerien sowie zahlreiche nichtstaatliche Organisationen (NGOs) mit Informationsständen und Aktionen. Jede Festveranstaltung steht unter einem bestimmten Motto, oft in Anlehnung an aktuelle Schwerpunktthemen der Vereinten Nationen. So lagen zwischen 2005 und 2015 die acht Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals) im Fokus der Bonner UN-Tagsfeste. In jüngerer Zeit werden vermehrt die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) und Klimaschutzthemen aufgegriffen. Beispielsweise informieren bei dem Bürgerfest Experten und Ehrenamtliche darüber, wie Konsum, Ernährung und Lebensstil in Deutschland weltweite Auswirkungen haben – etwa auf Hunger, Armut oder Umwelt. Die Deutsche UNESCO-Kommission nutzte in der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ einen Stand, um Bildungsprojekte vorzustellen. Offiziell eröffnet wird das Bonner Bürgerfest oft durch den Oberbürgermeister oder andere prominente Gäste, und ein vielfältiges Bühnenprogramm mit Musik und Kultur aus aller Welt begleitet die Veranstaltung. Die Bundesregierung selbst würdigt das Engagement in Bonn: Laut Auswärtigem Amt werden die Feierlichkeiten zum UN-Tag in Deutschland explizit auch am UN-Standort Bonn begangen, was den besonderen Stellenwert Bonns als Stadt der Vereinten Nationen unterstreicht.

Neben Bonn gibt es in Deutschland vereinzelt weitere Aktionen rund um den 24. Oktober. Lokale DGVN-Landesverbände, Schulen, Universitäten oder entwicklungspolitische Initiativen nehmen den Tag zum Anlass für Vorträge, Projekttage oder Diskussionen über die Vereinten Nationen. Auch Medien und Bildungseinrichtungen greifen das Thema auf – etwa veröffentlichen die Bundeszentrale für politische Bildung oder kindgerechte Formate wie Hanisauland am 24. Oktober Hintergrundinformationen, um einer breiten Öffentlichkeit die Arbeit der UNO zu erklären. Insgesamt wird der Tag der Vereinten Nationen in Deutschland zwar eher sachlich-informativ als feierlich begangen, doch ist er fest im Kalender von Politik und Zivilgesellschaft verankert.

Relevanz für Politik, Bildung und Zivilgesellschaft in Deutschland

In Deutschland bietet der Tag der Vereinten Nationen alljährlich einen wichtigen Anknüpfungspunkt, um die Bedeutung der UNO für Politik, Bildung und Zivilgesellschaft hervorzuheben. Außen- und Sicherheitspolitisch dient der 24. Oktober dazu, das deutsche Bekenntnis zum Multilateralismus und zur regelbasierten internationalen Ordnung zu betonen. So erklärte das Auswärtige Amt anlässlich des UN-Tages, dass nur die Vereinten Nationen der Hoffnung auf Frieden weltweit ein tragfähiges Fundament geben – nämlich das Völkerrecht, dem sich alle UN-Mitglieder verpflichtet haben. Gerade in Zeiten, in denen die Prinzipien der UNO und das internationale Recht infrage gestellt werden, stellt Deutschland klar, dass es fest zu den Vereinten Nationen und ihren Grundsätzen steht und diese auch künftig mit aller Kraft unterstützen wird. Der Tag der Vereinten Nationen bietet deutschen Regierungsvertretern regelmäßig Gelegenheit, in Reden oder Stellungnahmen die Leistungen der UNO anzuerkennen und Deutschlands eigenen Beitrag zu würdigen. Deutschland engagiert sich umfangreich in der UNO – es ist einer der größten Finanzbeitragszahler (derzeit viertgrößter Beitragszahler zum UN-Regelbudget) und wirkt in zahlreichen UN-Gremien und Friedensmissionen mit. Mehrfach stellte die Bundesrepublik nichtständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat (zuletzt 2019/20). Diese aktive Rolle wird am UN-Tag intern wie extern kommuniziert, um zu zeigen, dass deutsche Außenpolitik stark auf die UNO als Forum der internationalen Zusammenarbeit setzt.

Im Bereich der Bildung und Aufklärung wird der 24. Oktober genutzt, um Wissen über die Vereinten Nationen zu verbreiten und insbesondere junge Menschen für internationale Themen zu interessieren. Schulen und Hochschulen greifen den UN-Tag mitunter im Unterricht oder in Projekten auf, um z.B. die Geschichte der UNO, ihre Ziele und aktuelle globale Herausforderungen zu behandeln. Die politische Bildung – etwa durch Institutionen wie die Bundeszentrale für politische Bildung – liefert zum UN-Tag Hintergrundmaterialien, Erklärstücke oder multimediale Inhalte, die einem breiten Publikum die Arbeit der Vereinten Nationen näherbringen. Solche Bildungsinitiativen betonen häufig die fortdauernde Relevanz der UNO: Trotz aller Kritik an einzelnen UN-Organen (z.B. an der Zusammensetzung des Sicherheitsrats mit Vetorechten der fünf Ständigen Mitglieder) wird deutlich gemacht, dass globale Probleme wie Klimawandel oder Pandemien nur gemeinsam in einem Rahmen wie den Vereinten Nationen zu bewältigen sind. Der UN-Tag schafft also einen pädagogischen Anlass, um globale Verantwortung und die Idee der Völkerverständigung ins Zentrum zu rücken.

Für die Zivilgesellschaft in Deutschland ist der Tag der Vereinten Nationen ebenfalls von großer Bedeutung. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, entwicklungspolitische Vereine und Friedensinitiativen nutzen den 24. Oktober, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen und die Verbindung zu UN-Zielen herzustellen. Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) als größte UN-NGO in Deutschland wirbt explizit dafür, den Tag der Vereinten Nationen „möglichst überall zu feiern“. Sie fordert ein deutliches öffentliches Bekenntnis der Politik, u.a. durch das Hissen der UN-Fahne an allen Bundesbehörden am UN-Tag. Die DGVN und ihre regionalen Zweigvereine organisieren um den 24. Oktober herum Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen oder Info-Aktionen, um die UNO in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Auch andere zivilgesellschaftliche Akteure – von Amnesty International über Umweltverbände bis zu Jugendorganisationen – greifen Themen der Vereinten Nationen (z.B. Menschenrechte, Klimaschutz, Entwicklungshilfe) auf und verknüpfen ihre Kampagnen mit dem UN-Tag. Das Bürgerfest in Bonn ist ein prominentes Beispiel, wie Zivilgesellschaft, internationale Organisationen und staatliche Stellen gemeinsam den Dialog mit den Bürgern suchen: Dort informieren UNO-Sekretariate, Ministerien und NGOs Schulter an Schulter über globale Herausforderungen und Lösungen. Solche Formate fördern das gesellschaftliche Bewusstsein für internationale Zusammenarbeit und ermutigen Bürgerinnen und Bürger, sich selbst für die Ziele der Vereinten Nationen zu engagieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tag der Vereinten Nationen auch in Deutschland fest etabliert ist – wenn auch eher als informeller Gedenk- und Aktionstag denn als Feiertag. Seine historische Verankerung (Erinnerung an 1945) verbindet sich mit einer aktuellen Bedeutung: Er mahnt jährlich, wie wichtig die Vereinten Nationen für eine friedlichere und gerechtere Welt sind. In Deutschland wird dies auf vielfältige Weise deutlich – sei es durch offizielle Gesten der Politik, durch Bildungsinitiativen oder durch das Engagement der Zivilgesellschaft. Der 24. Oktober bietet Jahr für Jahr Anlass, sich der gemeinsamen Werte der internationalen Gemeinschaft zu besinnen und Deutschlands Beitrag in den Vereinten Nationen zu reflektieren – getreu dem UN-Motto „Wir, die Völker der Vereinten Nationen…“, das am Anfang der UN-Charta steht.

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