Internationaler Tag des Rechts auf Wissen (International Day for Universal Access to Information)

Ursprung und Ausrufung des Gedenktags

Der Internationale Tag des Rechts auf Wissen wird jedes Jahr am 28. September begangen und hat seine Wurzeln in zivilgesellschaftlichen Initiativen für Informationsfreiheit. Bereits im Jahr 2002 erklärten internationale Nichtregierungsorganisationen auf einer Konferenz in Sofia (Bulgarien) den 28. September zum „International Right to Know Day“, um das Recht der Öffentlichkeit auf Zugang zu amtlichen Informationen hervorzuheben. In den folgenden Jahren koordinierte das neu gegründete Freedom of Information Advocates Network (FOIAnet) weltweit Aktivitäten zum „Tag des Rechts auf Wissen“. Besonders Organisationen aus Afrika trieben das Anliegen voran und forderten eine offizielle Anerkennung durch internationale Gremien.

Auf diese Impulse reagierte die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) im Jahr 2015: Am 17. November 2015 verabschiedete die 38. UNESCO-Generalkonferenz eine Resolution, die den 28. September offiziell zum International Day for Universal Access to Information (IDUAI) erklärte. Die UNESCO folgte damit einem Aufruf der African Platform on Access to Information, einer afrikanischen Koalition für Informationszugang, die bereits 2011 auf einer UNESCO-Konferenz in Kapstadt die Einführung eines solchen Gedenktags gefordert hatte. Die erste offizielle UNESCO-Begehung fand am 28. September 2016 statt. Vier Jahre später zog die Staatengemeinschaft nach: Am 15. Oktober 2019 beschloss die 74. Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig, den 28. September auch auf UN-Ebene als Internationalen Tag des universellen Zugang zu Informationen anzuerkennen. Der Resolutionsentwurf wurde von einer Gruppe von Staaten – angeführt von Liberia und mitgetragen u. a. von Argentinien, Kanada und Sierra Leone – eingebracht und im Konsens verabschiedet. Damit steht der Gedenktag seither im offiziellen Kalender der UN.

Bedeutung und Zielsetzung des „Rechts auf Wissen“-Tages

Der Tag des Rechts auf Wissen unterstreicht die Bedeutung des allgemeinen Zugangs zu Informationen für Demokratie, Entwicklung und Menschenrechte. Die UNESCO begründet die Ausrufung des Aktionstags damit, dass das Recht, Informationen zu suchen und zu erhalten, ein integraler Bestandteil der Meinungs- und Informationsfreiheit ist. Dieses Recht leitet sich aus Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ab, der nicht nur die freie Meinungsäußerung, sondern explizit auch das Empfangen und Weitergeben von Informationen über alle Medien ohne Grenzen schützt. Informationen öffentlich zugänglich zu machen, stärkt die Transparenz staatlichen Handelns und ermöglicht erst eine informierte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger am politischen Prozess. Entsprechend bezeichnet die UNESCO den freien Informationszugang als „fundamentales Menschenrecht“ und „wesentlichen Schritt zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele“, dessen Rolle für Entwicklung, Demokratie und Gleichberechtigung international anerkannt ist.

Konkrete Ziele des Gedenktags sind die Förderung von Transparenz, Informationsfreiheit und guter Regierungsführung. Öffentlicher Informationszugang gilt als Schlüssel, um Regierungen rechenschaftspflichtig zu machen und Korruption vorzubeugen. „Öffentlicher Zugang zu Informationen kann den Schutz der Menschenrechte verbessern, zu besserer Regierungsführung führen – etwa indem Korruption bekämpft wird – und nachhaltige Entwicklung vorantreiben“, betonte Moez Chakchouk, UNESCO-Vizegeneraldirektor für Kommunikation, bei einer Veranstaltung zum Tag des Rechts auf Wissen 2019. Entsprechend verweist die UNO darauf, dass „Zugang zu Information und grundlegende Freiheiten“ explizit in der Agenda 2030 verankert sind. So fordert Ziel 16.10 der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) alle Staaten auf, Gesetze und politische Garantien für den öffentlichen Informationszugang zu erlassen und umzusetzen. Die Einrichtung des Gedenktags ist daher auch ein Schritt, um dieses globale Entwicklungsziel bekannter zu machen und seine Umsetzung zu beschleunigen.

Neben Transparenz und Entwicklungsaspekten betont der Aktionstag auch die Rolle freier Medien und digitaler Technologien beim Informationszugang. In der heutigen Wissensgesellschaft gehen Medienfreiheit und Informationsfreiheit Hand in Hand: Nur wenn Journalist*innen ungehindert berichten und Behörden Auskünfte erteilen, kann die Öffentlichkeit fundiert informiert werden. Gerade im digitalen Zeitalter gewinnt der Zugang zu amtlichen Daten (z. B. Umweltdaten, Gesundheitsinformationen) zusätzliche Bedeutung. Für 2025 hat die UNESCO das Thema „Zugang zu Umweltinformationen im digitalen Zeitalter“ in den Mittelpunkt gestellt, um hervorzuheben, dass freie Information auch für den Klimaschutz, den Umgang mit Umweltkrisen und eine nachhaltige Entwicklung unerlässlich ist. Generell zielt der Tag des Rechts auf Wissen darauf ab, weltweit das Bewusstsein für das Recht auf Information zu schärfen und Regierungen zur Ausweitung und effektiven Umsetzung von Informationsfreiheitsgesetzen zu ermutigen. So existieren zwar in über 120 Ländern Gesetze zur Informationsfreiheit, doch vielerorts hapert es noch an ihrer Anwendung. Insbesondere in Afrika hatten 2015 erst 17 von 55 Staaten ein entsprechendes Gesetz verabschiedet – ein Defizit, auf das der Aktionstag aufmerksam macht.

Aktivitäten und Initiativen zum Tag des Rechts auf Wissen

Eine Veranstaltung zum “Right to Know Day” 2010 in den Niederlanden: Auch auf nationaler Ebene werben Politiker wie Mariko Peters (am Rednerpult) für Informationsfreiheit.

Der Internationale Tag des Rechts auf Wissen wird rund um den Globus mit vielfältigen Aktivitäten begangen. Die UNESCO koordiniert die internationalen Feierlichkeiten und bietet eine Plattform für den Erfahrungsaustausch aller Akteure. Seit 2016 veranstaltet die UNESCO jährlich Konferenzen, Workshops und Kampagnen anlässlich des 28. Septembers – oft in Kooperation mit Gastländern und Partnerorganisationen. Diese Events finden weltweit Resonanz: Zwischen 20 und 26 Länder waren in den vergangenen Jahren an den von UNESCO unterstützten Aktionen beteiligt. Im Jahr 2019 beispielsweise organisierte die UNESCO sogenannte „Open Talks“ in rund 20 Ländern, bei denen exemplarisch gezeigt wurde, wie Informationszugang als Motor für nachhaltige Entwicklung wirkt. 2025 richtet die Regierung der Philippinen gemeinsam mit der UNESCO die globale IDUAI-Konferenz in Manila aus, die anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Gedenktags den Schwerpunkt auf Umweltdaten und digitale Transparenz legt. Solche internationalen Veranstaltungen bringen Vertreter von Regierungen, Zivilgesellschaft, Medien und Wissenschaft zusammen, um über Fortschritte und Herausforderungen beim Recht auf Information zu beraten.

Neben den von UNESCO und UN initiierten Aktivitäten spielen Nichtregierungsorganisationen, Medienfreiheits-Verbände und nationale Institutionen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des Gedenktags. Das weltweite FOIAnet-Netzwerk und Organisationen wie Transparency International, Article 19, die Open Government Partnership (OGP) oder regionale Medieninstitute nutzen den 28. September, um auf Missstände hinzuweisen und Reformen anzustoßen. So veröffentlicht OGP zum Aktionstag Analysen über den Stand der Informationsfreiheit und fordert Regierungen auf, sich zu offenen Daten und Transparenz zu verpflichten. In vielen Ländern finden am 28. September Veranstaltungen wie Konferenzen, Diskussionsrunden, Trainings oder Preisverleihungen statt, die den Wert des freien Wissenszugangs betonen. Beispielsweise vergibt das bulgarische Access to Information Programme jedes Jahr am Right to Know Day Auszeichnungen an Behörden, die Vorbildliches für Transparenz leisten. Auch kritische Stimmen melden sich zu Wort: Die Medienorganisation MISA Zimbabwe etwa nutzt den Tag regelmäßig, um Lücken bei der Umsetzung des dortigen Informationsfreiheitsgesetzes anzuprangern und bessere Regierungstransparenz einzufordern.

In Deutschland wurde der Aktionstag in den letzten Jahren zunehmend von Transparenz-Initiativen aufgegriffen. So rief die Plattform FragDenStaat die Bürger dazu auf, am 28. September ihr Informationsrecht aktiv zu nutzen und Anfragen an Behörden zu stellen. 2024 nutzte ein Bündnis aus zehn deutschen NGOs den „Tag der Informationsfreiheit“ (so die deutsche Bezeichnung) sogar, um politischen Druck zu machen: In einer gemeinsamen Erklärung forderten Organisationen wie Mehr Demokratie e.V., Netzwerk Recherche und Transparency Deutschland den Bundestag auf, endlich ein umfassendes Bundestransparenzgesetz zu verabschieden. Ein solches Gesetz würde die Veröffentlichung von Regierungsinformationen proaktiv vorschreiben und damit über das bestehende Informationsfreiheitsgesetz hinausgehen. Die Initiative verdeutlicht, dass der Tag des Rechts auf Wissen nicht nur gefeiert, sondern auch als Anlass für konkrete Forderungen nach mehr Offenheit genutzt wird.

Insgesamt hat sich der 28. September als wichtiger Aktionstag für Informationsfreiheit etabliert – von der lokalen bis zur globalen Ebene. Jedes Jahr erinnern internationale Organisationen, Regierungen, Journalistenverbände und Bürgerrechtsgruppen an diesem Tag daran, dass Transparenz und der freie Zugang zu Information grundlegende Voraussetzungen für eine informierte Gesellschaft sind. Durch Kampagnen, Veranstaltungen und Medienberichte rund um den Tag des Rechts auf Wissen wächst weltweit das Bewusstsein dafür, dass Information „jedermanns Recht“ ist und aktive Schritte nötig sind, um dieses Recht überall Realität werden zu lassen. Der Gedenktag soll letztlich dazu beitragen, dass immer mehr Staaten Gesetze für Informationsfreiheit einführen und konsequent umsetzen – im Geist von Offenheit, Rechenschaftspflicht und Teilhabe zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger.

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