Welt-Tollwut-Tag: Ursprung, globale Bedeutung und Aktivitäten zur Tollwutbekämpfung

Einleitung

Tollwut (Rabies) ist eine virale Infektionskrankheit, die ohne rechtzeitige Behandlung fast immer tödlich verläuft und jährlich weltweit noch immer zehntausende Menschenleben fordert. Besonders betroffen sind ländliche Gebiete in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo Kinder unter 15 Jahren rund 40–50 % der Opfer ausmachen. Dennoch gilt Tollwut als vernachlässigte Krankheit – dabei wäre sie mit vorhandenen Mitteln komplett vermeidbar, denn es existieren hochwirksame Impfstoffe für Tiere und Menschen.
Um die Öffentlichkeit für dieses vermeidbare Leid zu sensibilisieren und Maßnahmen zur Prävention zu fördern, wurde der Welt-Tollwut-Tag (World Rabies Day) ins Leben gerufen. Jedes Jahr am 28. September – dem Todestag von Louis Pasteur, der 1885 den ersten Tollwut-Impfstoff entwickelte – vereinen sich weltweit Gesundheitsbehörden, Tierärzte, NGOs und engagierte Bürger, um auf die Tollwutgefahr aufmerksam zu machen und über Schutzmaßnahmen aufzuklären. Der Welt-Tollwut-Tag ist mittlerweile ein offizieller Aktionstag der Vereinten Nationen und wird von internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH, früher OIE) und den US-Centers for Disease Control (CDC) unterstützt.

Herkunft und Geschichte des Welt-Tollwut-Tages

Der Welt-Tollwut-Tag wurde im Jahr 2007 erstmals ins Leben gerufen. Die Initiative ging von der Global Alliance for Rabies Control (GARC) – damals noch Alliance for Rabies Control genannt – in Partnerschaft mit dem US-amerikanischen CDC aus. Die erste Kampagne fand am 8. September 2007 statt und wurde von der WHO, der OIE und der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) mitveranstaltet. Als Datum für künftige Welt-Tollwut-Tage wählte man jedoch den 28. September, um an Louis Pasteur zu erinnern. Von Anfang an verfolgte der Aktionstag klare Ziele: Aufklärung über Tollwut, Verbreitung von Präventionswissen in gefährdeten Bevölkerungen und politische Sensibilisierung für verstärkte Bekämpfungsmaßnahmen.

Die Resonanz wuchs rasch: Bereits in den ersten Jahren beteiligten sich Dutzende Länder. Nach drei Welt-Tollwut-Tagen (2007–2009) wurde geschätzt, dass in über 100 Ländern Veranstaltungen stattfanden, rund 100 Millionen Menschen über Tollwut aufgeklärt wurden und etwa 3 Millionen Hunde im Rahmen der Aktionen geimpft werden konnten. Der Aktionstag bewährte sich somit als wirkungsvolles Instrument im Kampf gegen Tollwut. In den Folgejahren begannen immer mehr Regierungen und Organisationen, den 28. September gezielt zu nutzen, um neue Maßnahmen anzukündigen oder über Fortschritte zu berichten.

2013 veröffentlichten WHO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und die OIE erstmals einen gemeinsamen Aufruf zur weltweiten Eliminierung der durch Hunde übertragenen Tollwut. Dies führte 2015 zur Allianz „United Against Rabies“ mit dem Ziel „Zero by 30“bis 2030 keine menschlichen Todesfälle durch Hundetollwut mehr. Der strategische Plan „Zero by 30“ dient seit 2018 als Leitfaden für Länder, eigene Eliminierungsprogramme nach dem One-Health-Prinzip umzusetzen. Damit hat sich der Welt-Tollwut-Tag von einem reinen Aktionstag zu einem festen Bestandteil globaler Gesundheitsstrategien entwickelt.

Tollwut als globales Gesundheitsproblem

Tollwut ist nach wie vor ein ernstzunehmendes globales Gesundheitsproblem. Schätzungen zufolge sterben weltweit jährlich etwa 59.000 bis 60.000 Menschen an Tollwut – das entspricht etwa einem Todesfall alle 9 Minuten. Rund 99 % der menschlichen Tollwutfälle sind Hundebiss-bedingt. Über 95 % der Todesfälle treten in Afrika und Asien auf, mit Indien als besonders betroffenem Land mit etwa 20.000 Todesfällen jährlich.

Tollwut kommt in über 150 Ländern vor, in manchen Regionen vor allem bei Hunden, in anderen auch bei Wildtieren wie Füchsen, Fledermäusen oder Waschbären. In vielen Industrieländern ist es gelungen, die klassische Tollwut auszurotten – beispielsweise gilt Deutschland seit 2008 als frei von Hundetollwut. Dennoch bleibt Wachsamkeit geboten, etwa wegen Fledermaus-Tollwut oder illegal importierter Tiere. So wurde 2021 ein illegal eingeführter Hundewelpe als erster Tollwutfall seit 2006 registriert – 41 Personen mussten daraufhin vorsorglich geimpft werden.

In ärmeren Ländern sind fehlende Veterinärversorgung, viele streunende Hunde ohne Impfschutz, eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung und mangelnde Aufklärung Hauptursachen der hohen Fallzahlen. Die WHO stuft Tollwut deshalb als vernachlässigte Tropenkrankheit ein.

Aktionen und Kampagnen zum Welt-Tollwut-Tag

Zum Welt-Tollwut-Tag gibt es weltweit vielfältige Aktionen: kostenlose Hundeimpfungen, Aufklärung in Schulen, Spendenaktionen und Fachveranstaltungen. Die Global Alliance for Rabies Control koordiniert die weltweite Plattform und vergibt Auszeichnungen an besonders engagierte Projekte.

Jedes Jahr steht der Aktionstag unter einem Motto, etwa „Vaccinate to Eliminate“ (2019) oder „All for 1, One Health for All“ (2023). Regierungen nutzen den Tag, um neue Programme vorzustellen – etwa nationale Impfkampagnen – oder um Fortschritte zu berichten.

In Deutschland dient der Tag vor allem der Sensibilisierung von Reisenden und Tierhaltern, den Impfschutz zu überprüfen. Tierärzte erinnern an Impfpflichten und klären über Tollwutrisiken durch Fledermäuse oder illegal importierte Tiere auf.

Prävention: Impfungen und Aufklärung als Schlüssel

Tollwut ist zu 100 % vermeidbar – Hauptmaßnahmen sind Impfungen und Aufklärung. Die Impfung von Hunden ist der effektivste Weg, um die Krankheit zu stoppen. Mindestens 70 % der Hunde in einem Gebiet sollten geimpft sein, um eine Herdenimmunität zu erreichen.

Für Risikogruppen und Reisende gibt es vorbeugende Impfungen. Wird jemand gebissen, kann die sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) in fast allen Fällen den Ausbruch verhindern – wenn sie sofort eingeleitet wird. Deshalb ist Aufklärung entscheidend: Wunden sofort auswaschen und schnell medizinische Hilfe aufsuchen.

Bildungsprogramme in Schulen, Radiosendungen und TV-Beiträge helfen, Mythen auszuräumen und die Bevölkerung zu informieren. Die Verbindung von Tier- und Menschengesundheit folgt dem One-Health-Ansatz, bei dem Veterinär- und Humanmedizin Hand in Hand arbeiten.

Fazit

Der Welt-Tollwut-Tag am 28. September ist ein wichtiger Motor im Kampf gegen eine vermeidbare, tödliche Krankheit. Er mobilisiert Impfaktionen, Bildungsinitiativen und politische Unterstützung. Das Ziel „Zero by 30“ – keine menschlichen Todesfälle durch Hundetollwut bis 2030 – ist ehrgeizig, aber erreichbar. Jeder Welt-Tollwut-Tag bringt uns diesem Ziel näher: Durch Impfen, Aufklären und gemeinsames Handeln kann Tollwut besiegt werden.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner