Tag des Drive-in: Geschichte, Hintergrund und aktuelle Bedeutung
Ursprünge des Drive-in-Konzepts weltweit
Das Drive-in-Prinzip – also Dienstleistungen, die direkt vom Auto aus in Anspruch genommen werden können – entstand in den USA bereits in den 1920er Jahren. Als eines der ersten Beispiele gilt die Fast-Food-Kette White Castle, die 1921 in Wichita (Kansas) ihr erstes Drive-in-Restaurant eröffnete. Bald darauf folgten weitere Drive-in-Restaurants, bei denen sogenannte Carhops (oft auf Rollschuhen) Essen direkt ans Auto brachten. Mit dem wachsenden Autobesitz in den 1930er Jahren entstanden auch Drive-in-Kinos: Das erste Autokino eröffnete am 6. Juni 1933 in Camden (New Jersey). Dieser offene Kinosaal für Autofahrer wurde zum Vorbild für eine ganze Welle von Autokinos und erreichte in den USA vor allem in den 1950er und 1960er Jahren Kultstatus. Parallel dazu entwickelten sich weitere Varianten, etwa Drive-through-Bankfilialen (sogenannte „Motorbanken“ seit den 1930ern) und sogar kirchliche oder behördliche Angebote im Drive-in-Stil.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Fokus vom klassischen Drive-in (mit Bedienung am Parkplatz) zum modernen Drive-Thru mit Bestell-Lautsprecher und Ausgabefenster. Als Pionier eines echten Drive-Thru-Fensters gilt Red’s Giant Hamburg, ein Diner auf der Route 66 in Missouri, das 1947 ein Durchfahrtsfenster zum Mitnehmen einführte. 1948 folgte In-N-Out Burger in Kalifornien mit der neuartigen Zwei-Wege-Sprechanlage zur Bestellaufnahme, die das Konzept weiter beschleunigte. Schließlich eröffnete 1951 in San Diego das erste Jack in the Box – ein Schnellrestaurant, das ausschließlich auf Drive-Thru-Service ausgerichtet war. Dieses Standort verzichtete zunächst komplett auf Gasträume und setzte ganz auf die Bequemlichkeit der Autofahrer. Jack in the Box nutzte ein Clownskopf-Logo als auffällige Lautsprecherbox und machte den Drive-Thru salonfähig. In den folgenden Jahrzehnten verbreitete sich das Konzept rasant: Große Ketten wie Wendy’s (ab 1970), McDonald’s (ab 1975) und Burger King (ab 1975) richteten Drive-Thru-Schalter ein, um der steigenden Nachfrage nach Essen „auf die Schnelle“ gerecht zu werden. Auch andere Branchen experimentierten mit Drive-in-Ideen (etwa Banken, Poststellen oder sogar Hochzeitskapellen in Las Vegas). Damit war das Drive-in-Konzept fest in der amerikanischen Alltagskultur verankert – als Symbol der Automobil- und Konsumkultur des 20. Jahrhunderts.
Drive-in in Deutschland: Autokinos und Fast-Food im Auto
In Deutschland hielt das Drive-in-Konzept etwas später Einzug, gewann dann aber ebenfalls an Popularität. Eine Pionierrolle spielten hier die Autokinos. Als erstes deutsches (und nördlich der Alpen überhaupt erstes europäisches) Autokino eröffnete am 29. März 1960 das Autokino Gravenbruch bei Frankfurt am Main.
Das Autokino Gravenbruch bei Frankfurt, hier in einer Aufnahme von 2005, war das erste Autokino Deutschlands. Es eröffnete 1960 und bot Platz für Hunderte von Autos; jeder Wagen erhielt einen eigenen Lautsprecher für ungestörten Filmton. Das nostalgische Ambiente – mit gelben Kassenhäuschen und einer großen Leinwand unter freiem Himmel – begeisterte das Publikum von Anfang an. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden bundesweit zahlreiche weitere Autokinos nach diesem Vorbild. Die Blütezeit der Autokinos in Deutschland lag in der zweiten Hälfte der 1960er bis frühen 1980er Jahre. Autokinos waren damals ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Jugendgruppen, boten günstige Eintrittspreise und kombinierten Filmvorführung mit dem Komfort des eigenen Wagens. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts ging ihre Zahl jedoch deutlich zurück – heute existiert nur noch eine vergleichsweise kleine Anzahl fester Autokinos, die aber eine treue Fangemeinde haben. Nicht zuletzt durch hohe Grundstückskosten und Konkurrenz moderner Multiplex-Kinos verschwanden viele Drive-in-Lichtspielhäuser wieder.
Auch im Bereich Fast Food setzte sich die Drive-in-Idee in Deutschland durch, wenn auch verzögert. Die US-Fast-Food-Kette McDonald’s eröffnete ihr erstes deutsches Restaurant zwar bereits 1971 in München, doch einen Drive-Thru-Service (in Deutschland als McDrive bezeichnet) gab es anfangs noch nicht. Erst 1983 wurde in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) der erste McDrive Deutschlands – zugleich der erste Drive-in-Schalter Europas – in Betrieb genommen. Dieses neue Angebot, bei dem Kunden vom Auto aus Burger und Pommes bestellen und abholen konnten, erwies sich schnell als Erfolg. In den folgenden Jahren richteten McDonald’s und Konkurrenten wie Burger King oder KFC an zahlreichen Standorten Drive-in-Schalter ein, vor allem in verkehrsgünstigen Lagen und an Stadträndern. Heute verfügen viele Schnellrestaurants in Deutschland über einen Drive-Thru-Bereich, was insbesondere für mobile oder eilige Kundschaft attraktiv ist. Dabei hat sich der Service stetig modernisiert – von der Gegensprechanlage der 1980er hin zu digitalen Menütafeln und Bestell-Apps in jüngster Zeit.
Interessant ist, dass das Drive-in-Konzept hierzulande nicht nur auf Filme und Fast Food beschränkt blieb. So gab es immer wieder kreative Ansätze, etwa Drive-in-Bäckereien oder Drive-in-Supermarkt-Abholstationen in Pilotprojekten großer Handelsketten. Besonders eindrucksvoll war der Schub an Drive-in-Innovationen während der COVID-19-Pandemie ab 2020: Um Kontakte zu reduzieren, wurden vielerorts Drive-in-Testzentren eingerichtet. In Deutschland entstanden im März 2020 innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Corona-Teststationen, bei denen Bürger vom Wagen aus Abstriche machen lassen konnten. Nach südkoreanischem Vorbild wurden Drive-in-Tests sogar als Mittel gesehen, harte Ausgangssperren zu vermeiden. Gleichzeitig erlebten Autokinos ein Revival als sichere Veranstaltungslocation: Konzerte, Gottesdienste und Kinoabende im Auto feierten ein Comeback, da sie Abstandsregeln leicht einhalten ließen. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Drive-in-Idee in Deutschland lebendig blieb und sich an neue Bedürfnisse anpassen konnte – von der Freizeitgestaltung bis zur Gesundheitsvorsorge.
Entstehung des „Tag des Drive-in“
Der „Tag des Drive-in“ (englisch National Drive-Thru Day) selbst hat seinen Ursprung in den USA. Ins Leben gerufen wurde er von der amerikanischen Fast-Food-Kette Jack in the Box, die als Vorreiter des Drive-Thru gilt. Jack in the Box wurde 1951 in San Diego gegründet und betrieb damals eines der ersten reinen Drive-Thru-Restaurants der USA. Um die Bedeutung dieser bequemen Bedienform zu würdigen, rief das Unternehmen den National Drive-Thru Day ins Leben. Er wird seit 2002 jährlich am 24. Juli begangen. Vor der erstmaligen Ausrufung dieses Aktionstags suchte Jack in the Box sogar die Unterstützung offizieller Stellen: Der Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, wurde um eine Anerkennung gebeten und sprach dem neuen Feiertag eine Würdigung aus. Das erklärte Ziel des Aktionstags war es, alle Drive-Thru-Unternehmen und ihre Dienste wertzuschätzen – also nicht nur Fast-Food-Restaurants, sondern auch andere Branchen mit Auto-Service. Gleichzeitig sollte das Bewusstsein dafür gefeiert werden, wie sehr die Möglichkeit, „im Vorbeifahren“ einzukaufen oder zu bestellen, den modernen Lebensstil geprägt hat.
Der 24. Juli als Datum hat keine tiefere historische Bedeutung (das Gründungsdatum von Jack in the Box liegt z.B. im Februar). Vielmehr scheint der Tag willkürlich gewählt oder aus Marketinggründen festgelegt worden zu sein – möglicherweise, um in die sommerliche „Drive-In-Saison“ zu fallen. In US-Medien fällt der Drive-Thru Day häufig in eine Reihe kurioser kulinarischer Feiertage: So wird kurz zuvor am 21. Juli in den USA der National Junk Food Day (Tag des Junkfoods) begangen, womit thematisch schon die Brücke zum Drive-Thru geschlagen ist. Der „Tag des Drive-in“ wurde als informeller Aktionstag zwar nicht staatlich zum Feiertag erklärt, fand aber rasch Eingang in populäre Feiertagskalender, Marketingaktionen von Unternehmen und die Berichterstattung von Lifestyle-Medien. Jack in the Box selbst nutzte den Tag in den folgenden Jahren für PR-Aktionen – etwa durch Gratisprodukte am Drive-Thru-Schalter – und viele andere Firmen sprangen auf diesen Trend an. Mittlerweile ist der 24. Juli in den USA fest als National Drive-Thru Day etabliert, an dem man schmunzelnd die amerikanische Auto-und-Imbiss-Kultur zelebriert.
Feier und Bedeutung des Aktionstags heute
Heutzutage wird der „Tag des Drive-in“ vor allem in Nordamerika aktiv begangen – wenn auch mit einem Augenzwinkern. Fast-Food-Ketten und Drive-Thru-Anbieter nutzen den 24. Juli gerne für promotions und Sonderaktionen, um Kunden anzulocken. So hat Jack in the Box in der Vergangenheit an diesem Tag kostenlose Milchshakes an Autofahrer verteilt. Auch andere Restaurantketten wie Chick-fil-A, Krispy Kreme oder Dunkin’ Donuts bieten am Drive-Thru Day oft Rabatte oder Gratisartikel an, um die Kundschaft zum Vorbeifahren zu animieren. In den sozialen Netzwerken finden sich unter Hashtags wie #NationalDriveThruDay zahlreiche Beiträge, in denen Nutzer ihre Drive-in-Erlebnisse teilen – vom morgendlichen Kaffee im Drive-Thru bis zum nächtlichen Burger-Run. Dabei steht meist der Spaß an der Sache im Vordergrund: Der Aktionstag lädt dazu ein, für einen Tag die bewusste Ernährung hintanzustellen und sich dem bequemen Fast Food „auf die Hand“ hinzugeben.
Abseits von Marketing-Gags spiegelt der Tag aber auch eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Realität wider. Drive-in- und Drive-Thru-Services haben einen erheblichen Stellenwert in der modernen Konsumlandschaft – besonders in den USA. Dort verfügen über 224.000 Schnellrestaurants über Drive-Thru-Schalter, die zusammen mehr als 3,5 Millionen Arbeitsplätze stellen und jährlich über 185 Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschaften. Diese beeindruckenden Zahlen verdeutlichen, warum der Drive-Thru Day durchaus einen Kern von Ernsthaftigkeit hat: Er feiert einen Service, der für viele Menschen Alltag ist und eine ganze Branche prägt. In der Autonation USA wird das Durchfahr-Geschäft längst nicht mehr nur mit Burgern in Verbindung gebracht, sondern umfasst auch Drive-Thru-Apotheken, Banken und vieles mehr. Der Aktionstag dient somit auch als Würdigung der Amerikanischen Erfindungsgabe in Sachen Komfort und Geschwindigkeit im Kundenservice.
Ein weiterer Aspekt der aktuellen Bedeutung ergibt sich aus jüngeren Entwicklungen. Während der COVID-19-Pandemie gewann der Drive-in-Ansatz weltweit zusätzlich an Relevanz: Restaurants konnten via Drive-Thru weiter Essen ausgeben, als die Gasträume geschlossen waren, und Verbraucher schätzten die kontaktarme Abholung vom Auto aus. Viele Unternehmen erweiterten in dieser Zeit ihre Drive-in-Angebote oder führten Curbside-Pickup ein. Der Drive-Thru Day 2020 und 2021 stand entsprechend im Zeichen dieser neuen Normalität – in den Medien wurde hervorgehoben, wie das Durch-die-Scheibe-Bestellen in der Krise zum Rettungsanker für Gastronomie und Kunden wurde. Auch ökologische und verkehrspolitische Fragen fließen mittlerweile in die Betrachtung ein: Kritiker merken an, dass lange Schlangen vor Drive-ins zu mehr Leerlauf und Emissionen führen, während Befürworter die Effizienz und Zeitersparnis loben. Insgesamt aber wird der „Tag des Drive-in“ eher augenzwinkernd gefeiert – als Gelegenheit, die eigene Drive-through-Erfahrung wertzuschätzen und sich vielleicht einmal extra dafür ins Auto zu setzen.
Aktionstag in Deutschland: Resonanz und Beispiele
In Deutschland ist der „Tag des Drive-in“ bislang weniger bekannt und wird nicht offiziell zelebriert. Da es sich um einen primär US-amerikanischen kuriosen Feiertag handelt, findet er hierzulande meist nur in Kalender-Portalen oder in den sozialen Medien Erwähnung. So listet etwa die Website Kuriose Feiertage den 24. Juli als Tag des Drive-in auf, weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es sich um den US-amerikanischen National Drive-Thru Day handelt. Eine breite mediale Berichterstattung am 24. Juli – wie z.B. Sonderaktionen im Einzelhandel oder Beiträge in großen Tageszeitungen – sucht man in Deutschland zumeist vergebens. Gleichwohl greifen gelegentlich Magazine oder Blogs das Thema auf, um über die Drive-in-Kultur zu berichten. Der Aktionstag bietet dann eher einen Aufhänger, um auf die Entwicklung von Drive-in-Services in Deutschland einzugehen oder augenzwinkernd die Unterschiede zur amerikanischen Autofahr-Kultur zu beleuchten. Beispielsweise wird gern erwähnt, dass Amerikaner sogar Feiertage für Klimaanlagen oder Donuts kennen, während Deutsche solchen Komfort-Trends traditionell skeptischer gegenüberstehen.
Obwohl es keine regelmäßigen Veranstaltungen zum Drive-in-Day in Deutschland gibt, existieren durchaus kreative Drive-in-Angebote vor Ort, die gelegentlich am Rande Beachtung finden.
So betreibt etwa ein Imbiss in Viersen (Nordrhein-Westfalen) einen Drive-in für Original Berliner Currywurst, komplett mit Auto-Durchfahrt und stilgerechter Dekoration. Solche lokalen Beispiele – hier mit Oldtimer auf dem Dach und Autokennzeichen als Teil der Deko – zeigen, dass die Drive-in-Idee auch in Deutschland auf humorvolle Weise umgesetzt wird. In der Regel bleiben diese Angebote jedoch Nischen und ziehen vor allem Regionalpresse oder Food-Blogger an. Wenn der „Tag des Drive-in“ hierzulande Aufmerksamkeit erhält, dann meist in Form von kurzen Meldungen über ungewöhnliche Service-Ideen (wie Drive-in-Corona-Testzentren oder eben originelle Schnellimbisse). Eine wiederkehrende Feierkultur wie in den USA hat sich rund um den 24. Juli in Deutschland nicht etabliert. Vielmehr nimmt man den Aktionstag – sofern man überhaupt davon erfährt – zum Anlass, mit einem Schmunzeln auf die Errungenschaften des Drive-in-Konzepts zu blicken. Es ist eine Gelegenheit, sich der eigenen Erlebnisse am Drive-in-Schalter zu erinnern (sei es der nächtliche Halt am McDrive oder der Besuch im Autokino) und die Frage zu stellen, welche Rolle Drive-ins in der heutigen mobilen Gesellschaft spielen. Insgesamt bleibt der „Tag des Drive-in“ hier ein importiertes Kuriosum, das jedoch auf die reale Präsenz von Drive-in-Services auch in Deutschland verweist – von den Autokinos der 60er Jahre bis zu den Drive-in-Teststationen des Jahres 2020. Gerade diese Entwicklung verdeutlicht: Die Idee vom „Einkauf im Vorbeifahren“ hat auch jenseits der US-Highways ihren Platz gefunden, selbst wenn ihr kein offizieller Feiertag gewidmet ist.
 
