Beginn der Hundstage – Herkunft, Wetterphänomene und Bedeutung in Deutschland

Beginn der Hundstage: In Deutschland versteht man unter den Hundstagen traditionell den Zeitraum vom 23. Juli bis zum 23. August, der als heißeste Phase des Sommers giltdwd.de. In diesen Wochen stöhnen viele Menschen unter intensiver Hitze, schwüler Luft und oft trägem Sommerwetterdwd.de. Doch was hat es mit den Hundstagen wirklich auf sich? Im Folgenden beleuchtet dieser Artikel die Herkunft des Begriffs, den historisch-astronomischen Hintergrund, die Bedeutung der Hundstage heute, typische Wetterphänomene, sowie die Wahrnehmung in Kultur und Medien und die Auswirkungen auf Alltag, Gesundheit und Landwirtschaft.

Herkunft des Begriffs “Hundstage”

Sirius, der hellste Stern im Sternbild „Großer Hund“, ist Namensgeber der Hundstage. Sein erstmaliges Erscheinen am Morgenhimmel markierte in der Antike den Beginn dieser Periode.

Entgegen mancher Vermutung haben die Hundstage nichts mit unseren vierbeinigen Freunden zu tun. Namensgebend ist vielmehr das Sternbild Großer Hund (lat. Canis Major) mit seinem hellsten Stern Sirius, auch „Hundsstern“ genanntdwd.de. Schon im Altertum beobachtete man, dass Sirius in einer bestimmten Jahreszeit erstmals wieder kurz vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel auftauchte. In Ägypten beispielsweise fiel dieses erste Sichtbarwerden – der sogenannte heliakische Aufgang – mit dem Sommer zusammen und kündigte die lebenswichtige Nilüberschwemmung andwd.de. Sirius ist der Hauptstern im „Großen Hund“, und so erhielt die Hitzeperiode rund um seinen Aufgang den Namen Hundstagedwd.de. Der lateinische Begriff lautete dies caniculares („Hundstage“), wörtlich „Tage des Hundes“, was in mehrere moderne Sprachen Eingang gefunden hat. Im Deutschen bürgerte sich die Bezeichnung vor Jahrhunderten aus dem Lateinischen einnationalgeographic.denationalgeographic.de. Mit Hunden im Sinne von Tieren hat der Ausdruck also nur indirekt zu tun – er verweist auf den Hundsstern Sirius am Sommerhimmel.

Historischer und astronomischer Hintergrund

Bereits vor über 5.000 Jahren nutzten die alten Ägypter die Erscheinung des Sirius als Kalenderzeichen: Sein Aufgang in der Morgendämmerung fiel mit dem Sommer-Hochwasser des Nils zusammen, das jedes Jahr die Felder düngtedwd.de. Für die Ägypter war diese Zeit daher positiv besetzt – Sirius galt als Verkünder der Nilschwemme und damit eines fruchtbaren Jahresdwd.de. Die Griechen und Römer übernahmen zwar die Himmelsbeobachtung, interpretierten sie jedoch anders. In südlicheren Gegenden Europas und im Nahen Osten wurde Sirius zum Vorboten brennender Hitze, Trockenheit und Krankheitendwd.de. Die antiken Griechen erklärten sich die Gluthitze mit einem Mythos: Das vereinte Feuer der Sonne und des Sirius würde die Sommerhitze verursachende.wikipedia.org. Bei den Römern galt die Zeit als unheilvoll; sogar in literarischen Werken wie Homers Ilias wurde Sirius mit Krieg und Fieber in Verbindung gebrachtnationalgeographic.denationalgeographic.de.

Im Römischen Reich wurde der Zeitraum der Hundstage schließlich kalendermäßig festgelegt. Historischen Aufzeichnungen zufolge erfolgte der heliakische Aufgang des Sirius in Rom um ca. 750 v. Chr. Ende Juli (etwa am 26. Juli) und zur Zeit Julius Cäsars (46 v. Chr.) Anfang Augustde.wikipedia.org. Daraus etablierte sich die traditionelle Spanne 23. Juli bis 23. August, in die diese Sternbeobachtung damals fielde.wikipedia.org.

Durch die Präzession der Erdachse hat sich allerdings in den über 2000 Jahren seit der Antike die Position der Sterne am Himmel verschoben. Heute geht Sirius in unseren Breiten deutlich später im Jahr auf: In Mitteleuropa erscheint er erst um Ende August/Anfang September wieder in der Morgendämmerung – also lange nach der klassischen Hundstage-Zeitdwd.de. In Deutschland kann der erste heliakische Aufgang des Sirius heute frühestens um den 30. August beobachtet werden, was bereits auf den nahenden Herbst hindeutetde.wikipedia.org. Mit anderen Worten: Astronomisch stimmen die Hundstage nicht mehr mit den ursprünglichen Stern-Konstellationen überein. Dennoch halten wir aus historischer Tradition an der Bezeichnung für die heißesten Sommerwochen festdwd.de. So werden auch in vielen anderen Sprachen ähnliche Wörter benutzt – etwa im Englischen die “dog days”, im Französischen “canicule” (heute gleichbedeutend mit Hitzeperiode) oder im Russischen “kanikuly”, womit kurioserweise die Sommerferien gemeint sindde.wikipedia.orgdeutschlandfunk.de. Dies zeigt, wie sehr sich das Konzept der „Hundstage“ kulturell verankert hat, obwohl der ursprüngliche astronomische Bezug verloren ging.

Bedeutung der Hundstage im heutigen Deutschland

Im heutigen Sprachgebrauch versteht man im deutschsprachigen Raum unter den Hundstagen schlicht die Hochsommerzeit, in der die größten Hitzewellen des Jahres auftreten. Die Wochen von Ende Juli bis Ende August gelten in Deutschland als statistisch heißeste Zeit des Jahresdwd.dedwd.de. Umgangssprachlich spricht man von Hundstagen, wenn die Sonne unerbittlich vom Himmel brennt und Temperaturen von über 30 °C keine Seltenheit sinddeutschlandfunk.de. Der Begriff hat also einen festen Platz im Wetterkalender gefunden, vergleichbar mit anderen Wetter-Singularitäten (regelmäßig wiederkehrenden Witterungsereignissen) wie den Eisheiligen oder dem Altweibersommerde.wikipedia.org.

Wichtig ist: Bei den modernen Hundstagen handelt es sich nicht um ein exaktes meteorologisches Datum, sondern um eine tradiert feste Periode. Das Wetter hält sich nicht starr an den Kalender – so können extreme Hitzephasen auch mal früher oder später im Sommer auftreten. Langjährige Klimadaten zeigen jedoch, dass sich in der letzten Juli- und ersten Augustwoche überdurchschnittlich häufig eine Hochdruckwetterlage mit heißer Luft über Mitteleuropa etabliertdwd.de. Diese Phase deckt sich mit dem historischen Hundstage-Zeitraum und liefert so eine gewisse wissenschaftliche Bestätigung dafür, dass es sich um die wärmste Jahreszeit handelt. Selbst wenn Sirius heutzutage erst im September aufgeht, sind die Ende Juli bis Mitte August herrschenden Temperaturen oft die höchsten des Jahres – eine meteorologische Realität, die den Fortbestand des Begriffs rechtfertigtdwd.de.

Typische Wetterphänomene während der Hundstage

Während der Hundstage dominiert in Mitteleuropa häufig stabile Hochdrucklage mit Zustrom heißer Luft aus südlichen Breiten. Statistisch strömen zu dieser Zeit besonders oft sehr warme bis heiße Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Zentraleuropadwd.de. Entsprechend werden in Deutschland in diesen Wochen häufig die Jahreshöchsttemperaturen erreicht. Die nachfolgende Tabelle zeigt einige historische Temperaturhöchstwerte, die während der Hundstage gemessen wurden:

DatumHöchsttemperatur (°C)OrtBemerkung
25. Juli 201941,2de.wikipedia.orgDuisburg-Baerl/TönisvorstDeutscher Hitzerekord (offiziell)
7. August 201540,3de.wikipedia.orgKitzingen (Bayern)zuvoriger Rekord (eingestellt 2015)
27. Juli 198340,2de.wikipedia.orgGärmersdorf (Bayern)Rekord bis 2015 (Jahrhundertsommer)

Wie die Tabelle verdeutlicht, fallen einige der heißesten Tage seit Messbeginn in den Zeitraum der Hundstage. So wurde der bisherige deutsche Temperaturrekord von 41,2 °C am 25. Juli 2019 aufgestelltde.wikipedia.org. Auch andere Extremwerte traten Ende Juli oder Anfang August auf, etwa 40,2 °C im historischen Hitzesommer 1983de.wikipedia.org.

Allerdings bringen die Hundstage nicht ausschließlich strahlenden Sonnenschein und Trockenheit. Häufig ist die Luftmasse sehr feucht, wodurch kräftige Hitzegewitter entstehen könnendwd.de. Typisch sind drückend schwüle Tage, an denen sich nachmittags Quellwolken türmen und örtliche Schauer oder Unwetter niedergehen. Eine stabile, durchgehend niederschlagsfreie Hochsommerwetterlage über Wochen hinweg ist eher die Ausnahme – es kann zwar vorkommen, doch meistens mischen sich ein paar Gewittertage dazwischendwd.de.

Aus wissenschaftlicher Sicht spricht man bei den Hundstagen – wie erwähnt – von einer Witterungs-Singularität. Das bedeutet, es gibt eine statistische Häufung eines Wetterphänomens in einem bestimmten Zeitraumdwd.de. Das heißt aber nicht, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit die Hitze mit Garantie zuschlägt. Die Natur zeigt vielmehr eine hohe Variabilität: In einigen Sommern (wie 2022 oder 2019) traten genau in diesem Fenster extreme Hitzewellen auf, in anderen Jahren (etwa 2014 oder auch 2021/2025) blieb es während der Hundstage relativ kühl oder unbeständigdwd.de. Solche Abweichungen sind normal und Ausdruck der natürlichen Wetterschwankungendwd.de. Die Hundstage markieren also den statistisch heißesten Abschnitt des Sommers – doch ob das Thermometer in einem bestimmten Jahr gerade in dieser Zeit oder auch mal davor oder danach Spitzenwerte zeigt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersagen.

Gesellschaftliche und kulturelle Wahrnehmung

Die Hundstage haben im Laufe der Jahrhunderte auch kulturell ihre Spuren hinterlassen. In der bäuerlichen Überlieferung spielen sie eine feste Rolle: Es existieren zahlreiche Bauernregeln, die versuchen, aus dem Wetter der Hundstage auf den weiteren Jahresverlauf zu schließendwd.de. So heißt es beispielsweise: „Sind die Hundstage heiß, bleibt’s im Winter lange weiß.“ – ein heißer Hochsommer deutet also angeblich auf einen strengen, schneereichen Winter hindwd.de. Andere regionale Bauernweisheiten lauten etwa: „Hundstage hell und klar – deutet auf ein gutes Jahr.“ oder „Was die Hundstage gießen, muss die Traube büßen.“ – Letzteres warnt Winzer davor, dass viel Regen in den Hundstagen der Weinernte schaden könneutopia.de. Wissenschaftlich haltbar sind derartige Regeln zwar nicht, doch sie zeigen die historische Bedeutung, welche die Landwirtschaft dieser Zeit beimaßdwd.de. In Zeiten, als keine modernen Prognosen zur Verfügung standen, versuchte man anhand wiederkehrender Muster – oder solcher, die man dafür hielt – Vorhersagen zu treffen. Die Hundstage galten als Schlüsselzeitraum, aus dem man Rückschlüsse auf Ernteertrag und Witterungsverlauf ziehen wolltedwd.de.

Auch jenseits der Landwirtschaft sind die Hundstage im kollektiven Bewusstsein verankert. Viele kennen den Begriff aus Erzählungen der Großeltern oder aus den Medien. Medial werden die Hundstage jedes Jahr aufs Neue thematisiert – sei es in Wetterberichten, die den „Start der Hundstage“ am 23. Juli verkünden, oder in Zeitungsartikeln über bevorstehende Hitzewellen. Die Vorstellung von flirrender Hitze und flauen Hunden, die vor Erschöpfung im Schatten hecheln, liefert immer wieder schlagzeilenträchtige Bilder. So ist der Begriff auch im digitalen Zeitalter präsent: Zu Beginn einer heißen Phase titeln Boulevardmedien gerne mit Wortspielen à la „Deutschland stehen Hundstage bevor“. Für die Nachrichtenbranche fällt diese Periode zudem oft in die klassische Sommerloch-Zeit: In den Hauptferien ruht die große Politik, und plötzlich schaffen es ungewöhnliche Meldungen oder Wetterthemen in die Schlagzeilen. Man spricht auch von der „Saure-Gurken-Zeit“, in der Redaktionen verstärkt auf leichte oder saisonale Themen zurückgreifenmarkus-slaby-media.de. Die Hundstage und die alljährliche Hitze bieten hierfür natürlich willkommenen Stoff – vom Freibad-Bericht bis zur Warnung vor Hitzerekorden.

Sogar im Marketing und in der Werbung dienen die Hundstage mitunter als Aufhänger. Viele Menschen reden übers Wetter – und genau das machen sich Werbetreibende zunutze. So raten Marketing-Experten kleinen Firmen, die sommerliche Hitze humorvoll in Werbeaktionen einzubauenmarkus-slaby-media.de. Beispielsweise locken Geschäfte mit „Hundstage-Rabatten“, Getränkemärkte werben mit der nötigen Abkühlung, oder in sozialen Medien kursieren unter Hashtags wie #Hundstage Tipps und Memes zur heißen Zeit. Der Begriff hat also auch eine kulturelle und kommerzielle Verwertung erfahren, bleibt dabei aber stets positiv besetzt als Synonym für die heißesten Sommertage.

Auswirkungen auf Alltag, Gesundheit und Landwirtschaft

Die Hitzeperioden der Hundstage wirken sich spürbar auf den Alltag der Menschen aus. Bei Temperaturen jenseits der 30 °C-Marke verlagert sich vieles ins Freie: Die Freibäder und Badeseen füllen sich, Klimaanlagen und Ventilatoren laufen auf Hochtouren. Gleichzeitig ächzen Städte unter der Wärme – Beton und Asphalt speichern die Hitze und lassen die Nächte tropisch warm bleiben. Besonders in Ballungsräumen kann es zu einer erheblichen Hitzebelastung kommen. Vielen Menschen macht schwüles Wetter körperlich zu schaffen: Der Kreislauf wird beansprucht, man fühlt sich schneller erschöpft. Ärzte und Gesundheitsbehörden raten während ausgeprägter Hundstage-Hitze dazu, körperliche Anstrengungen in die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu verlegen, ausreichend zu trinken (mindestens 1,5–2 Liter Wasser pro Tag) und direkte Mittagssonne zu meiden. Für Risikogruppen – etwa ältere Menschen, Kleinkinder oder Kranke – werden oft besondere Vorsichtsmaßnahmen empfohlen, da extreme Temperaturen zu Dehydrierung, Hitzschlag oder Kreislaufproblemen führen können. Städte reagieren mitunter mit Hitzeaktionsplänen, richten Kühlräume ein oder verlängern die Öffnungszeiten von Schwimmbädern, um den Auswirkungen der Hundstage zu begegnen. Insgesamt sind diese Wochen auch eine Zeit, in der das soziale Leben einen Gang zurückschaltet: Viele Menschen befinden sich im Sommerurlaub, und diejenigen, die in Büros oder Fabriken arbeiten, freuen sich mitunter über hitzefrei-Regelungen oder lockerere Kleiderordnungen, um die drückenden Tage zu überstehen.

In der Landwirtschaft lösen die Hundstage gemischte Gefühle aus. Einerseits benötigen viele Feldfrüchte und insbesondere Weinreben sommerliche Wärme und Sonne, um optimal zu reifen. Andererseits bedeutet eine anhaltende Hundstage-Wetterlage oft Dürre und Trockenstress für Pflanzenutopia.de – insbesondere wenn wochenlang kaum Regen fällt. In den letzten Jahren kam es während heißer Hundstage häufiger zu ausgeprägten Hitze- und Dürreperioden, welche die Böden austrockneten. Zum Beispiel brachte die Hitzewelle Mitte Juli 2022 in Teilen Deutschlands Temperaturen über 40 °C, was in Verbindung mit ausbleibendem Regen die Situation auf den Feldern verschärfteutopia.de. Solche Extreme erhöhen den Bewässerungsbedarf erheblich; Landwirte müssen Feldkulturen bewässern, wo möglich, um Ernteausfälle zu verhindern. Doch selbst Bewässerung stößt an Grenzen, wenn Wasserknappheit herrscht. Zusätzlich steigt bei ausgedörrter Vegetation die Gefahr von Flur- und Waldbränden. Zugleich können die im Spätsommer typischen Unwetter (starke Gewitter mit Platzregen, Sturmböen und Hagel) enorme Schäden anrichten – etwa reifes Getreide oder Obst kurz vor der Ernte vernichten. Die Hundstage sind daher für Bauernhöfe oft eine kritische Phase: große Hitze bedeutet Stress für Mensch und Tier auf dem Hof, und Wetterumschwünge können binnen kurzer Zeit über Ertrag oder Verlust entscheiden.

Die beschriebenen Herausforderungen zeigen, dass die Hundstage weit mehr sind als nur ein Kalendereintrag mit historischem Hintergrund. Sie beeinflussen Alltag und Arbeitswelt, stellen Anforderungen an die Gesundheit der Bevölkerung und spielen im landwirtschaftlichen Jahreszyklus eine wichtige Rolle. Gleichzeitig erinnern sie uns daran, wie eng Kultur und Natur verknüpft sind: Ein uralter Brauch, der sich einst an den Sternen orientierte, lebt in unserem modernen Alltag als Synonym für Hochsommerhitze fort – mit allen positiven und negativen Facetten, die dieser mit sich bringt. Und auch wenn Sirius am Himmel seine Rolle verloren hat, werden die Menschen wohl weiterhin jedes Jahr aufs Neue fragen: „Wie heiß werden die Hundstage diesmal?“ – in der Hoffnung auf erträgliche Temperaturen und vielleicht die eine oder andere Abkühlung zwischendurch.

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