Welttag der Information über Entwicklungsfragen – Hintergrund und Bedeutung in Deutschland

Herkunft und internationaler Kontext

Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen (World Development Information Day, WDID) wird seit 1973 jedes Jahr am 24. Oktober begangen. Eingeführt wurde er durch einen Beschluss der UN-Generalversammlung am 19. Dezember 1972. Damit legte die UNO fest, die weltweite Aufmerksamkeit an diesem Tag auf die Probleme der Entwicklungsländer zu lenken und die Notwendigkeit verstärkter internationaler Zusammenarbeit zu betonen. Das Datum 24. Oktober wurde bewusst gewählt: Es erinnert an den 24. Oktober 1970, an dem die Vereinten Nationen die Internationale Entwicklungsstrategie für die Zweite Entwicklungsdekade verabschiedeten. Zugleich fällt der Tag auf den UN-Tag (Gründungstag der Vereinten Nationen), was dem Datum zusätzliche symbolische Bedeutung verleiht. Initiator des Aktionstages war also die Vollversammlung der Vereinten Nationen selbst – einen einzelnen „Erfinder“ gibt es nicht, vielmehr ist der Welttag Produkt des internationalen Entschlusses, Informationsarbeit im Entwicklungsbereich aufzuwerten.

Bedeutung und Zielsetzung des Tages

Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen soll ein größeres öffentliches Bewusstsein und Interesse für globale Entwicklungsfragen schaffen. Im Zentrum steht das Anliegen, die Weltöffentlichkeit auf drängende Entwicklungsprobleme aufmerksam zu machen und die Weltgemeinschaft zu stärkerem Engagement bei deren Lösung aufzurufen. Durch Informations- und Bildungsarbeit soll die Öffentlichkeit für Entwicklungsthemen sensibilisiert und Wissen darüber vermittelt werden. Dies ist wichtig, denn nur wer über fundierte Informationen zur Entwicklungspolitik verfügt, kann tägliche Entscheidungen auf Fakten basieren und verantwortungsbewusst handeln. Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit bildet damit eine entscheidende Grundlage für verantwortungsvolles Handeln und eine gerechte Entwicklung in unserer globalisierten Welt. Kurz gesagt: Der Welttag unterstreicht die Bedeutung von Wissen und Aufklärung, um globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

Begehung des Aktionstages in Deutschland

In Deutschland wird der Aktionstag von vielfältigen Akteuren genutzt, um Entwicklungsfragen ins Rampenlicht zu rücken. Bildungsinstitutionen wie Schulen, Hochschulen und andere Lernorte greifen den 24. Oktober teils mit Projekten oder Unterrichtsmodulen auf, um globale Themen zu behandeln. So fand z. B. 2025 in Regensburg ein Kooperationstag im Rahmen des WUS-Projekts „Grenzenlos – Globales Lernen“ statt, bei dem rund 30 Lehrkräfte und internationale Studierende gemeinsam erarbeiteten, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in der beruflichen Bildung umgesetzt werden können. Solche Fortbildungen und Workshops rund um den Welttag fördern den Austausch und die Verankerung von Globalem Lernen im Schulalltag.

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und zivilgesellschaftliche Initiativen begehen den Tag häufig mit Aktionen, Informationsveranstaltungen und Medienbeiträgen. Humanitäre Hilfswerke, kirchliche Organisationen sowie Entwicklungs- und Umwelt-NGOs nutzen den 24. Oktober als Anlass, um mit Vorträgen, Diskussionsrunden oder Publikationen auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Beispielsweise veröffentlichte das entwicklungspolitische Freiwilligenprogramm weltwärts anlässlich des WDID 2024 ein Interview mit einem deutschen Freiwilligen in Ruanda, der seine Eindrücke und Gedanken zur Entwicklungszusammenarbeit schilderte. Auch Organisationen wie Malteser International nehmen den Welttag zum Anlass, über aktuelle Fragen der Entwicklungszusammenarbeit zu sprechen – in diesem Fall wurde etwa in einem Online-Interview die Bedeutung gemeinschaftlichen Handelns und der Zusammenarbeit im Verband VENRO hervorgehoben.

Medien und Fachportale berichten rund um den 24. Oktober ebenfalls über Entwicklungsfragen. Entwicklungspolitische Onlinedienste und Magazine (z. B. Entwicklungspolitik Online) veröffentlichen Hintergrundartikel, die die Bedeutung des Tages erklären und aktuelle entwicklungspolitische Themen beleuchten. Auch soziale Medien werden genutzt, um mit Hashtags und Posts (z. B. #devinfoday) auf globale Herausforderungen hinzuweisen und ein breiteres Publikum anzusprechen. Insgesamt ist der Aktionstag in Deutschland kein Massenereignis wie ein Feiertag, aber ein wichtiger Fokus- und Impulstag für alle, die in Bildung, Medien und Entwicklungspolitik tätig sind.

Beteiligte Organisationen und Initiativen in Deutschland

Verschiedene Organisationen treiben in Deutschland das Anliegen des WDID voran. Eine zentrale Rolle spielt der World University Service (WUS) mit seiner Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd. Diese wird als gemeinsame Schnittstelle von Bund, Ländern, EU, Bildungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen betrieben und stärkt die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit durch Publikationen und Vernetzung. Jedes Jahr veröffentlicht die WUS-Informationsstelle zum 24. Oktober aktuelle Daten und Berichte, um den Stand der Entwicklungspolitischen Bildungsarbeit zu beleuchten.

Ein weiterer wichtiger Akteur ist VENRO, der Verband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen in Deutschland. In VENRO sind rund 120 Hilfs- und Entwicklungsorganisationen zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Arbeit zu stärken und die deutsche Entwicklungspolitik konstruktiv-kritisch zu begleiten. Mitglieder sind große Hilfswerke (z. B. Caritas, Brot für die Welt, Misereor), aber auch kleinere spezialisierte Initiativen. VENRO und seine Mitgliedsorganisationen nutzen den Welttag, um auf entwicklungspolitische Herausforderungen hinzuweisen und gegenüber Politik und Öffentlichkeit für globale Gerechtigkeit einzutreten. So betonen etwa Malteser International und andere VENRO-Mitglieder am WDID die Notwendigkeit, Entwicklungsprobleme als starke Gemeinschaft anzugehen.

Daneben engagieren sich zahlreiche weitere Organisationen. Umweltverbände wie Greenpeace oder entwicklungspolitische Vereine wie die christliche Initiative Morija unterstützen den Welttag mit Aktionen, die vor allem der Information und Sensibilisierung dienen. Auch die politischen Stiftungen (etwa die Heinrich-Böll-Stiftung, Friedrich-Ebert-Stiftung u.a.) und staatliche Akteure spielen eine Rolle: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert über Engagement Global Bildungsprogramme zu Eine-Welt-Themen, und in vielen Bundesländern gibt es sogenannte Eine-Welt-Netzwerke, die rund um den 24. Oktober Veranstaltungen anbieten. Insgesamt zeigen die vielfältigen Akteure, dass Entwicklungsaufklärung in Deutschland sowohl von staatlicher Seite als auch von der Zivilgesellschaft getragen wird.

Thematische Schwerpunkte des Aktionstages

Inhaltlich deckt der Welttag ein breites Spektrum ab, das sich an den globalen Nachhaltigkeits- und Entwicklungszielen orientiert. Der 24. Oktober steht ganz im Zeichen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und des Globalen Lernens. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein zentrales Konzept, das an diesem Tag besonders hervorgehoben wird. Viele Aktivitäten rund um den WDID beziehen sich direkt auf die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Typische thematische Schwerpunkte sind etwa Armutsbekämpfung, nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, Bildung und Gesundheit für alle, geschlechtliche Gleichstellung sowie globale Partnerschaften.

Besonders die Verbindung von Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit steht im Vordergrund. So werden zum Beispiel in vielen Veranstaltungen Fragen diskutiert wie: Wie kann nachhaltige Entwicklung weltweit gefördert werden, ohne dass bestimmte Regionen zurückbleiben? oder Wie hängen Klimawandel und Entwicklungschancen zusammen? Bei dem oben erwähnten Lehrer-Workshop in Bayern präsentierten die Teilnehmenden ganz konkret ein breites Themenspektrum – von Klimagerechtigkeit über fairen Handel bis hin zu den Bildungschancen in Ländern wie Kolumbien. Solche Inhalte zeigen, dass der Aktionstag nicht nur abstrakte Ziele behandelt, sondern sehr praxisnah unterschiedliche Facetten globaler Entwicklung beleuchtet. Auch die Themen Migration, Friedenssicherung oder Digitalisierung in Entwicklungsländern können je nach aktueller Lage in den Fokus rücken. Insgesamt gilt: Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen greift alle relevanten Dimensionen nachhaltiger Entwicklung auf und fördert ein ganzheitliches Verständnis von globalen Zusammenhängen.

Relevanz für die deutsche Öffentlichkeit und Entwicklungspolitik

Die Thematik des WDID ist für die deutsche Öffentlichkeit und Politik von großer Bedeutung. Globale Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien, Armut oder Migration haben direkte Auswirkungen auf Deutschland – entsprechend wichtig ist es, dass die Bevölkerung darüber informiert ist und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit erkennt. In den letzten Jahren ist jedoch ein schwindender Rückhalt in Teilen der Bevölkerung für globale Zusammenarbeit und Solidarät zu beobachten. Populistische Strömungen stellen mitunter den Sinn von Entwicklungshilfe infrage oder propagieren Abschottung. Vor diesem Hintergrund ist entwicklungspolitische Bildungsarbeit heute wichtiger denn je, um faktenbasiertes Wissen zu vermitteln und Vorurteilen entgegenzuwirken. Eine informierte Öffentlichkeit versteht besser, warum z. B. die Bewältigung von Armut und Klimakrisen gemeinsames Handeln erfordert, und ist eher bereit, entsprechende politische Maßnahmen mitzutragen. Immerhin zeigen aktuelle Jugendstudien ermutigende Ergebnisse: Wo Globales Lernen verstärkt in Schulen stattfindet, blicken junge Menschen mit mehr Zuversicht in die Zukunft. Dies deutet darauf hin, dass Bildung und Aufklärung tatsächlich Wirkung zeigen und das Problembewusstsein sowie die Bereitschaft zum Engagement erhöhen.

Auch aus Sicht der Entwicklungspolitik Deutschlands spielt die öffentliche Informations- und Bildungsarbeit eine entscheidende Rolle. Die Bundesrepublik hat sich verpflichtet, globale Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen und z. B. 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen. Um solche Ziele zu erreichen und Projekte erfolgreich umzusetzen, braucht es Rückhalt und Verständnis in der Bevölkerung. Daher fließen staatliche Mittel in Programme des Globalen Lernens – doch bislang bleibt das Engagement hinter internationalen Empfehlungen zurück. Bereits 1993 empfahl das UN-Entwicklungsprogramm UNDP, 3 % der Entwicklungshilfe-Ausgaben für Bildungs- und Informationsarbeit aufzuwenden; faktisch lagen die Ausgaben Deutschlands dafür zuletzt aber nur bei circa 0,4 %. Zwar haben das BMZ und die Bundesländer in den vergangenen Jahren ihre Anstrengungen in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit deutlich verstärkt, dennoch wird eine weitere Aufstockung als nötig erachtet, um die Wirkung zu erhöhen. So ist Deutschland laut OECD-Daten zwar einer der größeren Geber in diesem Bereich, musste jedoch zuletzt einen Rückgang der Aufwendungen verzeichnen.

Die Relevanz der Informationsarbeit spiegelt sich auch darin wider, dass sie fester Bestandteil entwicklungspolitischer Strategien ist. Die Bundesregierung hat einen Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung verabschiedet und betont, wie wichtig Globales Lernen für die Erreichung der Agenda-2030-Ziele ist. Entwicklungsorganisationen wie der WUS fordern dennoch, dieses Engagement weiter auszubauen, um eine breitere Wirkung in der Gesellschaft zu erzielen. Letztlich gilt: Eine nachhaltige und gerechte Entwicklung weltweit ist nur mit informierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern möglich. Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen leistet hierzu einen wertvollen Beitrag, indem er jährlich daran erinnert, wie wichtig Aufklärung, Dialog und Bildung für eine zukunftsfähige Entwicklungspolitik sind. Indem er Öffentlichkeit und Politik zusammenbringt, unterstützt der Aktionstag in Deutschland das Verständnis dafür, dass Entwicklung nicht „woanders“ stattfindet, sondern uns alle angeht – und dass Wissen der erste Schritt zur Veränderung ist.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner